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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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Briefe! Zeig her, sage ich! In diesem Haus entscheide immer noch ich, verflixt und zugenäht!« Sie entriss ihrem Mann die Karte, bevor er sie in seiner Zeitung verschwinden lassen konnte. Auf der Vorderseite war ein Hundewelpe abgebildet. Mit spöttischer Stimme las sie laut vor:
    Liebe Nola,
wir wünschen Dir gute Besserung und hoffen, Dich ganz bald im Clark’s wiederzusehen.
    Die Pralinen sollen Dir das Leben ein wenig versüßen.
    Deine Familie Quinn
    »Was soll der Quatsch?«, keifte Tamara.
    »Die Karte ist für Nola. Ich kaufe ihr etwas Süßes und lege es dazu. Darüber freut sie sich bestimmt, meinst du nicht?«
    »Du machst dich lächerlich, Bobbo! Diese Karte mit dem Hundebaby ist lächerlich, und dein Text ist es auch! Wir hoffen, Dich ganz bald im Clark’s wiederzusehen ? Sie hat gerade versucht, sich umzubringen! Glaubst du wirklich, sie hat Lust, wieder Kaffee zu servieren? Und die Pralinen? Was soll sie denn mit Pralinen?«
    »Sie essen. Sie freut sich bestimmt darüber. Siehst du, du hackst immer auf allem herum. Deshalb wollte ich dir die Karte nicht zeigen.«
    »Ach, hör mit dem Gejammer auf, Bobbo«, sagte Tamara angewidert und riss die Karte in vier Stücke. »Ich werde ihr Blumen senden, schicke Blumen aus einem guten Geschäft in Montburry, und nicht deine Supermarktpralinen! Und den Text dazu werde ich selbst schreiben, und zwar auf einer schlichten weißen Karte. In Schönschrift wird darauf stehen: Beste Genesungswünsche von Familie Quinn und Harry Quebert. Und jetzt zieh deine Hose an, meine Gäste kommen gleich.«
    Donna Mitchell und ihr Mann klingelten um Punkt zwölf Uhr an der Haustür, dicht gefolgt von Amy und Chief Pratt. Tamara wies den Kellner an, ihnen einen Willkommenscocktail zu servieren, den sie im Garten tranken. Dabei erzählte Chief Pratt, wie das Telefon ihn aus dem Bett gerissen hatte. »Die kleine Kellergan hat jede Menge Tabletten geschluckt. Ich glaube, sie hat alles geschluckt, was sie in die Finger bekommen hat, darunter auch ein paar Schlaftabletten, aber keine wirklich starken Mittel. Man hat sie ins Krankenhaus nach Montburry gebracht, um ihr den Magen auszupumpen. Der Reverend hat sie im Badezimmer gefunden. Er behauptet, sie hätte Fieber gehabt und versehentlich das falsche Medikament eingenommen. Ich sehe das ein bisschen anders … Aber Hauptsache, der Kleinen geht es gut.«
    »Welch ein Glück, dass es morgens und nicht etwa mittags passiert ist«, bemerkte Tamara. »Es wäre doch ein Jammer gewesen, wenn ihr nicht hättet kommen können.«
    »Ja, richtig. Was hast du uns denn so Wichtiges mitzuteilen?«, wollte Donna wissen, die sich nicht länger beherrschen konnte.
    Tamara setzte ein breites Lächeln auf und erwiderte, dass sie mit ihrer Ankündigung lieber warten wolle, bis alle Gäste da seien. Das Ehepaar Tirsten traf wenig später ein, die Carltons um zwanzig nach zwölf. Als Grund für ihre Verspätung nannten sie Probleme mit der Lenkung ihres neuen Wagens. Nun waren alle da. Alle bis auf Harry Quebert. Tamara schlug vor, noch einen Begrüßungsdrink einzunehmen.
    »Auf wen warten wir?«, erkundigte sich Donna.
    »Das werdet ihr schon sehen«, entgegnete Tamara.
    Jenny lächelte. Es würde ein wundervoller Tag werden.
    Um zwanzig vor eins war Harry immer noch nicht da. Ein dritter Begrüßungsdrink wurde gereicht. Dann, um zwei Minuten vor eins, ein vierter.
    »Noch ein Willkommenscocktail?«, stöhnte Amy Pratt.
    »Weil ihr uns alle überaus willkommen seid!«, verkündete Tamara, die sich wegen der Verspätung ihres Stargastes allmählich ernsthafte Sorgen zu machen begann.
    Die Sonne brannte gnadenlos. Allen war leicht schwummrig. »Ich habe Hunger«, vermeldete Bobbo schließlich und kassierte dafür einen kräftigen Klaps auf den Nacken. Es wurde Viertel nach eins, und noch immer kein Harry. Tamara spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte.

    »Wir haben uns die Beine in den Bauch gestanden«, vertraute mir Tamara an der Theke des Clark’s an. »Meine Güte, was haben wir gewartet! Und es war mörderisch heiß! Allen lief der Schweiß in Strömen herunter …«
    »Ich bin fast verdurstet«, rief Robert und versuchte, sich an unserem Gespräch zu beteiligen.
    »Halt den Mund! Ich werde hier befragt. Große Schriftsteller wie Mr Goldman interessieren sich nicht für Esel wie dich.«
    Sie warf mit einer Gabel nach ihm, wandte sich dann wieder mir zu und sagte: »Kurzum, wir haben bis halb zwei gewartet.«

    Tamara hatte gehofft, Harry hätte

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