Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
Vom Netzwerk:
siehe da: Ich bin bis hierher marschiert, bestimmt aus alter Gewohnheit.«
    »Dieses Haus, Elijah, ist einfach unglaublich … Es ist ein märchenhafter Ort.«
    »Ich freue mich, dass Sie bleiben konnten.«
    »Danke für Ihre Großzügigkeit. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
    »Danken Sie mir nicht, Sie schulden mir nichts.«
    »Eines Tages werde ich genügend Geld haben und Ihnen das Haus abkaufen.«
    »Umso besser, Harry, umso besser. Nichts wünsche ich Ihnen mehr. Ich würde mich freuen, wenn Sie es mit Leben erfüllen würden. Sie müssen entschuldigen, aber ich bin klatschnass und halb verdurstet.«
    Nervös sah Harry Richtung Küche. Er hoffte, dass Nola sie gehört hatte und sich nicht blicken ließ. Er musste unbedingt einen Weg finden, Stern loszuwerden. »Außer Wasser kann ich Ihnen leider nichts anbieten …«
    Stern lachte schallend. »Macht nichts, mein Freund … Ich habe mir schon gedacht, dass Sie hier nichts zu essen und zu trinken haben. Und genau das macht mir Sorge: Schreiben ist schön und gut, aber passen Sie auf, dass Sie nicht vom Fleisch fallen! Es wird höchste Zeit, dass Sie heiraten, damit Sie jemanden haben, der sich um Sie kümmert. Wissen Sie was? Fahren Sie mich zurück in die Stadt, und ich lade Sie zum Mittagessen ein. Dann können wir ein bisschen plaudern. Aber natürlich nur, wenn Sie Lust haben …«
    »Gern!«, erwiderte Harry erleichtert. »Sehr gern sogar! Ich hole nur rasch den Autoschlüssel.«
    Harry ging ins Haus. Als er an der Küche vorbeikam, sah er, dass Nola sich unter dem Tisch versteckt hatte. Sie schenkte ihm ein wundervolles, komplizenhaftes Lächeln und legte den Finger auf die Lippen. Er lächelte zurück und ging wieder nach draußen zu Stern.
    Sie fuhren mit dem Chevrolet zum Clark’s. Dort setzten sie sich auf die Terrasse und ließen sich Eier, Toasts und Pancakes bringen. Jennys Augen leuchteten auf, als sie Harry sah. Er hatte sich ewig nicht blicken lassen.
    »Es ist verrückt«, sagte Stern. »Eigentlich wollte ich wirklich nur ein paar Schritte gehen, und plötzlich war ich in Goose Cove. Es war, als hätte mich die Landschaft in sich hineingesaugt.«
    »Der Küstenabschnitt zwischen Aurora und Goose Cove ist aber auch wirklich schön«, antwortete Harry. »Ich kann mich nicht daran sattsehen.«
    »Sind Sie dort oft unterwegs?«
    »Fast jeden Morgen. Ich gehe joggen. Das ist eine schöne Art, den Tag zu beginnen. Ich stehe im Morgengrauen auf und laufe mit der aufgehenden Sonne – ein tolles Gefühl.«
    »Sie sind ja ein richtiger Sportler, mein Lieber. Ich wünschte, ich hätte Ihre Disziplin.«
    »Ein Sportler? Na, ich weiß nicht … Vorgestern zum Beispiel habe ich auf dem Rückweg von Aurora schreckliche Krämpfe bekommen. An Weiterlaufen war nicht zu denken. Zum Glück habe ich Ihren Fahrer getroffen. Er hat mich netterweise nach Hause gefahren.«
    Stern lächelte verkniffen. »Luther war vorgestern früh hier?«, fragte er.
    Jenny unterbrach sie, um Kaffee nachzuschenken, und verschwand sogleich wieder.
    »Ja«, fuhr Harry fort. »Ich war auch überrascht, ihn so früh in Aurora zu sehen. Wohnt er hier in der Gegend?«
    Stern antwortete ausweichend: »Nein, er wohnt auf meinem Besitz. Es gibt dort ein Nebengebäude fürs Personal. Aber er mag die Gegend hier. Man muss auch wirklich zugeben, dass Aurora im Morgenlicht wunderschön ist.«
    »Hatten Sie nicht gesagt, dass er sich um die Rosensträucher in Goose Cove kümmert? Ich habe ihn nämlich noch nie dabei gesehen …«
    »Aber den Pflanzen geht es doch prächtig, oder nicht? Er ist eben sehr diskret.«
    »Dabei bin ich viel zu Hause … Eigentlich fast immer.«
    »Luther ist ein diskreter Mensch.«
    »Ich habe mich gefragt, was ihm wohl zugestoßen ist. Er spricht so merkwürdig …«
    »Ein Unfall … eine alte Geschichte. Er hat große Qualitäten, wissen Sie? Er sieht vielleicht zum Fürchten aus, aber er hat eine schöne Seele.«
    »Daran zweifle ich nicht.«
    Jenny kam erneut, um die noch vollen Tassen nachzufüllen. Sie schob den Serviettenhalter zurecht, füllte den Salzstreuer auf und tauschte die Ketchupflasche aus. Bevor sie wieder im Innern verschwand, lächelte sie Stern zu und machte Harry ein kleines Zeichen.
    »Geht es voran mit Ihrem Buch?«, erkundigte sich Stern.
    »Sehr gut sogar. Danke nochmals, dass Sie mir das Haus überlassen haben. Es inspiriert mich sehr.«
    »Sie meinen, vor allem dieses Mädchen inspiriert Sie sehr«, sagte Stern grinsend.
    »Wie bitte?«,

Weitere Kostenlose Bücher