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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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ranlaffen. Ich muffte ihr wehtun. Aber fie ift mir entkommen und in diefef Hauf gerannt … Ich bin ihr hinterher, ich dachte, daf Hauf wäre leer. Aber dann ftand da plötflich die Alte … Ich muffte fie töten …«
    »Was? Was redest du da?«
    »Eli, ich flehe dich an, hilf mir!«
    Sie mussten die Leiche loswerden. Ohne eine Sekunde zu zögern, holte Stern eine Schaufel aus der Garage und machte sich daran, ein Loch zu graben. Er entschied sich für den Waldrand, wo die Erde locker war und niemand, vor allem nicht Quebert, bemerken würde, dass jemand sie umgegraben hatte. Rasch hob er eine flache Grube aus. Dann rief er nach Caleb, damit er ihm die Leiche brachte, aber er konnte ihn nirgends sehen. Er ging zurück zum Wagen und sah ihn, über einen Stoß Papiere gebeugt, auf dem Boden knien.
    »Luther? Was treibst du da, Herrgott noch mal?«
    Luther weinte. »Daf ift Quebertf Buch … Nola hat mir davon erfählt. Er hat ein Buch für fie gefrieben … Ef ift fo fön.«
    »Trag sie dahinten hin. Ich habe ein Loch gegraben.«
    »Warte!«
    »Warum?«
    »Ich will ihr fagen, daff ich fie liebe.«
    » Was ?«
    »Laff mich ein paar Worte an fie freiben. Nur ein paar Worte. Leih mir deinen Ftift. Danach begraben wir fie, und ich verfwinde für immer.«
    Fluchend zog Stern einen Stift aus seiner Jackentasche und reichte ihn Caleb, der Adieu, allerliebste Nola auf das Deckblatt des Manuskripts schrieb. Dann verstaute er das Buch andächtig in der Tasche, die für immer an Nolas Hals hängen sollte, und trug sie zum Loch. Er legte sie hinein, und die beiden Männer schütteten es mit Erde wieder zu, wobei sie darauf achteten, auch einige Kiefernnadeln und Zweige sowie etwas Moos daraufzuwerfen, damit die Täuschung perfekt war.

    »Und was dann?«, fragte ich.
    »Dann«, sagte Gahalowood, »sucht Stern nach einer Möglichkeit, Luther zu schützen. Und diese Möglichkeit heißt Pratt.«
    »Pratt?«
    »Ja. Ich glaube, Stern wusste, was Pratt mit Nola gemacht hatte. Wie wir wissen, trieb sich Caleb in Goose Cove herum und spionierte Harry und Nola nach. Vielleicht hatte er gesehen, wie Pratt Nola am Straßenrand aufgesammelt und sie zum Oralsex gezwungen hat … Und er hat es Stern erzählt. An diesem Abend lässt Stern Luther in Goose Cove zurück und sucht Pratt auf dem Revier auf. Er wartet bis zum späten Abend, vielleicht sogar bis nach dreiundzwanzig Uhr, bis die Suche abgebrochen wird. Er will mit Pratt unter vier Augen reden und erpresst ihn: Er verlangt von ihm, dass er Luther laufen lässt und ihm hilft, durch die Absperrungen zu kommen, und als Gegenleistung verspricht er ihm, niemandem etwas von Nola und ihm zu verraten. Pratt geht darauf ein. Wie hätte Caleb es sonst ungehindert bis nach Massachusetts schaffen können? Aber Caleb fühlt sich in die Enge getrieben. Er weiß nicht, wohin, er ist am Ende. Er kauft sich Alkohol und betrinkt sich. Er will Schluss machen und wagt den großen Sprung von den Klippen bei Sunset Cove. Ein paar Wochen später, als man seinen Wagen findet, kommt Pratt nach Sagamore, um alles zu vertuschen. Er dreht es so, dass der Verdacht nicht auf Caleb fällt.«
    »Aber warum wollte er den Verdacht von Caleb abwenden, wenn er doch tot war?«
    »Da war noch Stern. Und Stern wusste Bescheid. Indem Pratt Caleb entlastete, schützte er sich selbst.«
    »Pratt und Stern kannten also von Anfang an die Wahrheit?«
    »Ja. Sie haben diese Sache tief in ihrem Gedächtnis vergraben. Danach haben sie sich nie wiedergesehen. Stern hat sein Haus abgestoßen, indem er es Harry zu einem Schleuderpreis überlassen hat, und keinen Fuß mehr nach Aurora gesetzt. Gute dreißig Jahre lang haben alle geglaubt, dieser Fall würde nie aufgeklärt.«
    »Bis Nolas Überreste gefunden wurden …«
    »Und ein starrköpfiger Schriftsteller auch noch angefangen hat, hier herumzuschnüffeln. Ein Schriftsteller, den man mit allen Mitteln davon abhalten wollte, die Wahrheit ans Licht zu bringen.«
    »Pratt und Stern wollten also alles vertuschen«, spann ich den Faden fort. »Aber wer hat Pratt umgebracht? Stern? Weil er gemerkt hat, dass Pratt kurz davor war, einzuknicken und auszupacken?«
    »Das müssen wir noch rauskriegen. Aber kein Wort darüber, Schriftsteller«, befahl Gahalowood. »Schreiben Sie noch nichts darüber. Ich will nicht, dass wieder etwas an die Presse durchsickert. Ich werde ein bisschen in Sterns Leben herumstöbern. Diese Hypothese wird schwer zu stützen sein. Auf jeden Fall gibt es für alles

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