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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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fragte Robert schließlich.
    »Ich weiß nicht. Aber eines steht fest: Erst mal werde ich dafür sorgen, dass er seine Schulden bei uns bezahlt. Er steht im Restaurant mit fünfhundert Dollar in der Kreide!«
    Harry fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Nachdem er an der Bar ein paar Drinks gekippt hatte, suchte er die Toiletten auf.
    »Jetzt geht er aufs Klo«, sagte Tamara. »Sieh nur, Bobbo! Und weißt du, was er dort macht?«
    »Ein großes Geschäft?«
    »Ach was, er poliert sich die Stange und denkt dabei an dieses Mädchen!«
    »Was?«
    »Sei still, Bobbo! Du plapperst zu viel, ich will kein Wort mehr von dir hören. Und bleib hier, hörst du?«
    »Wohin gehst du?«
    »Rühr dich nicht vom Fleck. Gleich wirst du staunen!« Tamara stellte ihr Glas auf einem Stehtisch ab und schlenderte unauffällig zu den Toiletten, in denen Harry Quebert gerade verschwunden war. Rasch schlüpfte sie durch die Tür. Kurz darauf kam sie wieder heraus und eilte zu ihrem Mann.
    »Was hast du gemacht?«, wollte Robert wissen.
    »Sei still, sage ich!«, fuhr ihn seine Frau an und griff nach ihrem Glas. »Sei still, sonst fliegen wir auf!«
    Amy Pratt teilte den Gästen mit, dass sie sich nun zu Tisch begeben konnten, und die Menge strebte langsam zu den Plätzen. Kurz darauf kam Harry aus der Toilette. Schweißgebadet und sichtlich verstört, mischte er sich unter die Gäste.
    »Schau, wie er den Schwanz einzieht!«, tuschelte Tamara. »Er hat Panik bekommen.«
    »Was hast du gemacht?«, fragte Robert noch einmal.
    Tamara lächelte nur. Unauffällig spielte sie mit dem roten Lippenstift, den sie gerade auf dem Toilettenspiegel benutzt hatte, und erwiderte knapp: »Sagen wir, ich habe ihm eine kleine Nachricht hinterlassen, die er nie vergessen wird.«

    Ich saß im hinteren Teil des Clark’s und lauschte fassungslos Robert Quinns Bericht.
    »Die Nachricht auf dem Spiegel stammte also von Ihrer Frau?«, fragte ich.
    »Ja, Harry Quebert war zu ihrer Obsession geworden. Sie redete nur noch von diesem Fetzen Papier und davon, dass sie Harry fertigmachen wollte. Sie sagte, bald würde in allen Zeitungen die Schlagzeile prangen: Der große Schriftsteller ist ein großer Perverser. Irgendwann hat sie auch mit Chief Pratt darüber gesprochen, und zwar ungefähr zwei Wochen nach dem Ball. Sie hat ihm alles erzählt.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte ich.
    Er zögerte kurz, dann antwortete er: »Weil … Weil Nola es mir erzählt hat.«
    Dienstag, 5. August 1975
    Es war achtzehn Uhr, als Robert aus der Handschuhfabrik nach Hause kam. Wie immer parkte er seinen alten Chrysler auf der Straße, und nachdem er den Motor abgestellt hatte, schaute er in den Rückspiegel, schob seinen Hut zurecht und übte den Blick, den der Schauspieler Robert Stack im Fernsehen immer aufsetzte, bevor er als Eliot Ness ein paar zwielichtigen Gestalten eine gewaltige Tracht Prügel verpasste. Robert trödelte oft in seinem Auto herum. Seit Langem schon zog es ihn nicht mehr recht nach Hause. Manchmal fuhr er sogar einen Umweg oder legte einen Stopp beim Eisverkäufer ein, um die Heimkehr hinauszuzögern. Als er sich schließlich aus dem Wagen hievte, war ihm, als würde aus dem Gebüsch eine Stimme nach ihm rufen. Er sah sich suchend um, und da entdeckte er Nola, die sich zwischen den Rhododendronsträuchern versteckt hatte.
    »Nola?«, rief Robert verwundert. »Guten Tag, meine Kleine. Wie geht es dir?«
    Sie flüsterte: »Ich muss mit Ihnen reden, Mr Quinn. Es ist sehr wichtig.«
    Er sprach weiter laut und deutlich: »Dann komm doch ins Haus. Ich mache dir auch eine kalte Limonade.«
    Sie legte einen Finger auf die Lippen. »Nein«, wisperte sie, »wir brauchen einen Ort, an dem wir Ruhe haben. Können wir uns nicht in Ihr Auto setzen und ein bisschen herumfahren? Auf der Straße nach Montburry gibt es diesen Hotdogladen, da sind wir ungestört.«
    Obwohl Robert sehr überrascht war, sagte er nicht Nein. Er ließ Nola einsteigen, und sie fuhren los. Nach ein paar Meilen hielten sie an der Bretterbude, an der Snacks zum Mitnehmen verkauft wurden. Robert holte für Nola Pommes Frites und eine Cola und für sich selbst ein Hotdog und ein alkoholfreies Bier. Sie setzten sich an einen der Tische vor dem Stand auf dem Rasen.
    »Nun, meine Kleine?«, fragte Robert und verdrückte sein Hotdog. »Was ist so Schlimmes passiert, dass du bei uns im Haus nicht mal eine schöne selbst gemachte Limonade trinken kannst?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Mr Quinn. Ich

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