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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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passiert. Ich glaube, er kannte seinen Mörder. Er hat ihm die Tür geöffnet, vielleicht hatte er ihn erwartet. Die Schläge haben ihn am Hinterkopf getroffen, also hat er sich vermutlich umgedreht. Offenbar war er ahnungslos, und sein Besucher hat das ausgenutzt, um ihm den tödlichen Schlag zu verpassen. Wir haben das Tatwerkzeug nicht gefunden. Der Mörder hat es bestimmt wieder mitgenommen. Möglicherweise war es eine Eisenstange oder so etwas. Das würde bedeuten, dass hier kein Streit eskaliert ist, sondern dass die Tat geplant war. Jemand ist hierhergekommen, um Pratt umzubringen.«
    »Zeugen?«
    »Keine. Das Motel ist so gut wie leer. Keiner hat etwas gesehen oder gehört. Die Rezeption macht um neunzehn Uhr dicht. Von zweiundzwanzig Uhr bis sieben Uhr ist zwar ein Nachtwächter hier, aber der hat vor dem Fernseher gesessen und konnte uns nichts sagen. Und Kameras gibt es natürlich auch keine.«
    »Wer könnte das Ihrer Meinung nach getan haben?«, fragte ich. »Derselbe, der das Feuer in Goose Cove gelegt hat?«
    »Möglich. Wahrscheinlich jemand, den Pratt gedeckt hat und der Angst bekommen hat, dass Pratt reden könnte. Vielleicht wusste Pratt die ganze Zeit über, wer Nolas Mörder war. Und jetzt wurde er kaltgestellt, damit er für immer den Mund hält.«
    »Sie haben längst einen Verdacht, nicht wahr, Sergeant?«
    »Nun ja, wer ist das Bindeglied zwischen all diesen Personen, Goose Cove und dem schwarzen Chevrolet? Und ich meine jetzt nicht Harry Quebert …«
    »Elijah Stern?«
    »Elijah Stern. Darüber denke ich schon eine ganze Weile nach und erst recht, seit ich Pratts Leiche gesehen habe. Ich will damit nicht sagen, dass Elijah Stern Nola ermordet hat, aber ich frage mich, ob er Caleb womöglich seit dreißig Jahren deckt. Da wären dieser mysteriöse Urlaub und das verschwundene Auto, von dem er niemandem etwas gesagt hat …«
    »Was denken Sie, Sergeant?«
    »Dass Caleb der Täter ist und Stern die Finger mit im Spiel hat. Ich glaube, Caleb ist, nachdem er in der Side Creek Lane im schwarzen Chevrolet gesichtet wurde und Pratt bei der Verfolgungsjagd abgehängt hat, nach Goose Cove geflüchtet. Die ganze Gegend ist abgeriegelt. Ihm ist klar, dass er nicht entkommen kann, aber er weiß auch, dass in Goose Cove niemand nach ihm suchen wird. Niemand außer … Stern. Wahrscheinlich hat Stern den 30. August 1975 tatsächlich mit privaten Verabredungen verbracht, wie er mir gegenüber behauptet hat. Aber als er dann abends nach Hause kommt und feststellt, dass Luther noch nicht zurück ist, ja schlimmer, dass er sich mit einem Dienstwagen davongemacht hat, weil der unauffälliger als sein blauer Mustang ist, hat er wohl kaum die Hände in den Schoß gelegt, oder? Logisch wäre gewesen, wenn er sich auf die Suche nach Luther gemacht hätte, um ihn vor einer Dummheit zu bewahren. Und ich glaube, genau das hat er getan. Aber als er in Aurora eintrifft, ist es schon zu spät. Die Polizei ist überall, die befürchtete Tragödie ist eingetreten. Er muss Caleb um jeden Preis finden, und wohin fährt er als Erstes, Schriftsteller?«
    »Nach Goose Cove.«
    »Richtig. Das Haus gehört ihm, und er weiß, dass Luther sich dort sicher fühlt. Vermutlich hat Luther sogar einen Zweitschlüssel. Kurzum, Stern fährt auf direktem Weg nach Goose Cove und trifft dort auf Luther.«

    Der 30. August 1975 Gahalowoods These zufolge
    Stern erblickte den Chevrolet vor der Garage. Luther beugte sich über den offenen Kofferraum.
    »Luther!«, rief Stern und stieg aus dem Wagen. »Was hast du getan?«
    Luther war vollkommen in Panik. »Wir … Wir haben unf geftritten … Ich wollte ihr nicht wehtun.«
    Stern ging zum Wagen und sah Nola mit einer ledernen Schultertasche um den Hals im Kofferraum liegen. Ihr Körper war verrenkt, sie bewegte sich nicht.
    »Du … du hast sie getötet …« Stern wurde schlecht.
    »Fonft hätte fie die Polizei gerufen …«
    »Luther! Was hast du getan? Was hast du nur getan?«
    »Hilf mir! Ich flehe dich an, Eli! Hilf mir!«
    »Du musst fliehen, Luther. Wenn dich die Polizei schnappt, landest du auf dem elektrischen Stuhl.«
    »Nein! Erbarmen! Bitte nicht! Bitte nicht!«, rief Luther voller Entsetzen.
    Da bemerkte Stern den Griff einer Waffe in Luthers Gürtel. »Luther! Was … Was ist das?«
    »Die Alte … Fie hat allef gefehen.«
    »Welche Alte?«
    »Die in dem Hauf …«
    »Um Gottes willen, dich hat jemand gesehen?«
    »Eli, Nola und ich haben unf geftritten … Fie wollte mich nicht

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