Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
Vom Netzwerk:
musste die alte Cooper töten und hat Nola anschließend ein paar Schläge zu viel verpasst.«
    »Glauben Sie, er war es?«
    »Ja, das glaube ich. Aber ein paar Ungereimtheiten gibt es noch. Zum Beispiel verstehe ich nicht, warum Stern uns nichts von dem schwarzen Chevrolet erzählt hat. Das ist doch ein wichtiges Detail. Luther verschwindet mit einem Fahrzeug, das auf seine Firma angemeldet ist, und er macht sich keine Gedanken? Und warum zur Hölle hat Pratt diese Fährte nicht weiterverfolgt?«
    »Glauben Sie, Chief Pratt hat etwas mit Nolas Verschwinden zu tun?«
    »Sagen wir, ich habe große Lust, ihn zu besuchen und ihn zu fragen, warum er sich trotz Wanslows Bericht nicht weiter mit Luther Caleb befasst hat. Ich meine, da präsentiert man ihm einen Tatverdächtigen auf dem Silbertablett, noch dazu in einem schwarzen Chevrolet Monte Carlo, und er beschließt, dass es da keinen Zusammenhang gibt. Sehr sonderbar, finden Sie nicht? Und wenn er tatsächlich Zweifel in Bezug auf das Automodell hatte und glaubte, dass es eher ein Nova als ein Monte Carlo war, dann hätte er das sagen müssen. Aber in seinem Bericht ist nur von einem Monte Carlo die Rede …«
    Wir fuhren noch am selben Nachmittag nach Montburry zu dem kleinen Hotel, in dem Chief Pratt abgestiegen war. Es war ein eingeschossiger Bau mit knapp einem Dutzend nebeneinanderliegender Zimmer und einem Parkplatz vor jeder Tür. Alles wirkte wie ausgestorben. Es waren nur zwei Autos zu sehen, davon eines vor Pratts Zimmer, vermutlich seines. Gahalowood trommelte an die Tür. Keine Antwort. Er klopfte noch einmal. Vergeblich. Als ein Zimmermädchen vorbeikam, bat Gahalowood die Frau, die Tür mit ihrem Zweitschlüssel aufzuschließen.
    »Das geht nicht«, entgegnete sie.
    »Wieso nicht?«, fragte Gahalowood unwirsch und zeigte ihr seine Dienstmarke.
    »Ich war heute schon ein paarmal hier, um das Zimmer zu machen«, erklärte sie. »Ich dachte, der Gast wäre vielleicht weggegangen, ohne dass ich ihn gesehen habe, aber der Schlüssel steckt von innen. Deshalb kann man nicht aufschließen. Er ist also da. Es sei denn, er hat beim Weggehen den Schlüssel innen stecken lassen und die Tür hinter sich zugezogen. Das passiert den Gästen manchmal, wenn sie es eilig haben. Aber sein Wagen steht da.«
    Die Sache gefiel Gahalowood nicht. Er donnerte noch lauter gegen die Tür und forderte Pratt auf zu öffnen. Dann versuchte er, einen Blick durchs Fenster zu werfen, aber der Vorhang war zugezogen, und er konnte nichts sehen. Also beschloss er, die Tür einzutreten. Beim dritten Fußtritt gab das Schloss nach.
    Chief Pratt lag in einer Blutlache auf dem Teppichboden.

8.
    Der anonyme Briefschreiber
    »Wer wagt, gewinnt, Marcus. Denken Sie immer an diesen Spruch, wenn Sie vor einer schwierigen Entscheidung stehen: Wer wagt, gewinnt.«

Auszug aus: DER FALL HARRY QUEBERT
    Am Montag, den 21. Juli 2008, erlebte die Kleinstadt Montburry eine ähnliche Aufregung, wie sie Aurora einige Wochen zuvor nach dem Fund von Nolas Leiche erfahren hatte. Aus der ganzen Gegend trafen Streifenwagen der Polizei ein und nahmen Kurs auf ein Motel unweit des Gewerbegebiets. Unter den Schaulustigen hieß es, ein Mann sei ermordet worden und es handele sich um den ehemaligen Polizeichef von Aurora.
    Sergeant Gahalowood stand mit unbewegter Miene vor der Zimmertür. Mehrere Beamte der Spurensicherung waren am Tatort im Einsatz, und Gahalowood sah ihnen einfach nur zu. Ich fragte mich, was ihm wohl gerade durch den Kopf ging. Irgendwann drehte er sich um und bemerkte, dass ich ihn beobachtete. Ich saß auf der Motorhaube eines Polizeifahrzeugs.
    Er bedachte mich mit einem tödlichen Bisonblick und kam auf mich zu. »Was treiben Sie da mit Ihrem Aufnahmegerät, Schriftsteller?«
    »Ich diktiere die Szene für mein Buch.«
    »Sie wissen, dass Sie auf der Motorhaube eines Einsatzwagens sitzen?«

    »Was treiben Sie da mit Ihrem Aufnahmegerät, Schriftsteller?«
    »Ich diktiere die Szene für mein Buch.«
    »Sie wissen, dass Sie auf der Motorhaube eines Einsatzwagens sitzen?«
    »Oh, Entschuldigung, Sergeant. Kann man schon was sagen?«
    »Schalten Sie Ihr Gerät aus, hören Sie?«
    Ich kam der Aufforderung nach.
    »Ersten Erkenntnissen zufolge hat der Chief einen oder mehrere Schläge mit einem schweren Gegenstand auf den Hinterkopf erhalten«, berichtete Gahalowood.
    »Wie Nola?«
    »So ähnlich, ja. Der Zeitpunkt des Todes liegt länger als zwölf Stunden zurück. Also ist es heute Nacht

Weitere Kostenlose Bücher