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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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hätte, und man hat mich gebeten, mich einen Augenblick zu gedulden. Kurze Wartemusik, und plötzlich hatte ich Elijah Stern an der Strippe. Den Erben der Familie Stern höchstpersönlich! Ich habe ihm die Situation geschildert und ihn gefragt, ob eines seiner Fahrzeuge verschwunden sei, was er verneint hat. Dann habe ich ihm von dem schwarzen Chevrolet erzählt, und da hat er mir erklärt, dass dies das Fahrzeug ist, das sein Fahrer normalerweise benutzt, wenn er nicht im Dienst ist. Dann habe ich ihn noch gefragt, wie lange er seinen Fahrer schon nicht mehr gesehen hat, und er hat gesagt, dass er in den Urlaub gefahren ist. ›In den Urlaub? Wann genau?‹, habe ich ihn gefragt. Er hat geantwortet: ›Vor ein paar Wochen.‹ – ›Und wohin?‹ Er hätte keine Ahnung, hat er gesagt. Ich fand das alles höchst sonderbar.«
    »Und was dann?«, fragte Gahalowood.
    »Für mich stand fest, dass wir den Hauptverdächtigen im Entführungsfall der kleinen Kellergan gefunden hatten, und deshalb habe ich sofort den Polizeichef von Aurora angerufen.«
    »Sie haben Chief Pratt angerufen?«
    »Chief Pratt. Richtig, so hieß er. Ja, ich habe ihn über meine Entdeckung informiert. Schließlich leitete er die Ermittlungen in dem Entführungsfall.«
    »Und?«
    »Er ist noch am selben Tag zu mir gekommen. Er hat sich bei mir bedankt und sich die Akte aufmerksam durchgelesen. Ich fand ihn sehr sympathisch. Dann hat er sich das Auto angesehen und gesagt, dass es leider doch nicht das Modell ist, das er bei der Verfolgungsjagd gesehen hat, und dass er sich inzwischen gar nicht mehr sicher ist, ob er tatsächlich einen Chevrolet Monte Carlo gesehen hat oder eher einen Nova, also ein ganz ähnliches Modell, und dass er das mit dem Büro des Sheriffs abklären wird. Außerdem hat er noch gesagt, dass er sich bereits mit diesem Caleb befasst hatte, es aber genügend Entlastendes gegeben hatte, sodass er diese Fährte nicht weiter verfolgt hat. Er hat mich gebeten, ihm trotzdem meinen Bericht zu schicken, was ich getan habe.«
    »Sie haben Chief Pratt also unterrichtet, und er hat die Spur nicht weiterverfolgt?«
    »Richtig. Wie gesagt, er hat mir versichert, dass ich mich täusche. Er war davon überzeugt, und schließlich leitete er die Ermittlungen. Er wusste, was er tat. Er hielt es für einen ganz normalen Autounfall, und so habe ich es dann auch in meinen Bericht geschrieben.«
    »Und das kam Ihnen nicht seltsam vor?«
    »Damals nicht. Ich habe mir gesagt, dass ich mich wohl verrannt habe. Aber keine Sorge: Ich habe meinen Job trotzdem ordentlich erledigt. Ich habe die Leiche in die Gerichtsmedizin geschickt, weil ich wissen wollte, was passiert war und ob der Unfall womöglich auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen war. Wir hatten ja diese Flaschenscherben gefunden … Leider war von dem Mann durch den brutalen Sturz und die Auswirkungen des Meerwassers nicht viel übrig, sodass man keine eindeutigen Aussagen machen konnte. Ich sage Ihnen, der Typ war total zerquetscht. Der Gerichtsmediziner konnte mir lediglich sagen, dass die Leiche wahrscheinlich schon seit ein paar Wochen dort unten lag. Und Gott weiß, wie lange sie noch dort gelegen hätte, wenn dieser Fischer das Auto nicht entdeckt hätte. Der Leichnam wurde anschließend der Familie übergeben, und das war’s dann. Glauben Sie mir, es deutete alles auf einen ganz normalen Verkehrsunfall hin. Heute, nach allem, was ich erfahren habe, vor allem über Pratt und dieses Mädchen, bin ich mir da natürlich überhaupt nicht mehr sicher.«
    Darren Wanslows Ausführungen klangen in der Tat sehr schlüssig. Nach der Unterredung mit ihm fuhren Gahalowood und ich zum Jachthafen von Sagamore, um eine Kleinigkeit zu essen. Direkt am winzigen Hafenbecken gab es einen Gemischtwarenladen und eine Postkartenbude. Das Wetter war schön, die Farben waren kräftig, der Ozean schien unendlich. Ringsumher erblickten wir hübsche bunte, von gepflegten kleinen Gärten umrahmte Häuser, die zum Teil dicht am Wasser standen. Wir bestellten zum Mittagessen Steaks und Bier in einem kleinen Restaurant, dessen Terrasse auf Stelzen ins Meer hineingebaut war. Gahalowood kaute mit nachdenklicher Miene auf seinem Essen herum.
    »Was geht Ihnen gerade durch den Kopf?«, fragte ich ihn.
    »Dass alles auf Luther als Täter hinzuweisen scheint. Er hatte Gepäck dabei … Er hatte vor zu fliehen, und wollte Nola vielleicht mitnehmen. Aber seine Pläne wurden durchkreuzt. Nola ist ihm entwischt, er

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