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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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jetzt nahezu unbegrenzt auf einer tragbaren Festplatte namens iPod speichern kann?«
    »Ich höre keine Musik, Sergeant.«
    »Was hören Sie dann beim Sport?«
    »Das ist nicht weiter wichtig. Sagen Sie mir lieber, was mir die Ehre Ihres Besuchs verschafft – noch dazu an einem Sonntag!«
    »Ich habe einen Anruf von Chief Dawn erhalten. Er hat mir von dem Brand am Freitagabend erzählt. Er ist besorgt, und ich muss zugeben, nicht ganz zu Unrecht. Ich mag es nicht, wenn die Dinge so einen Verlauf nehmen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich Sorgen um meine Sicherheit machen?«
    »Nicht im Geringsten. Ich will lediglich verhindern, dass die Sache außer Kontrolle gerät. Erfahrungsgemäß schlagen Verbrechen an Kindern unter der Bevölkerung enorm hohe Wellen. Jedes Mal, wenn im Fernsehen über das tote Mädchen berichtet wird, gibt es hier garantiert jede Menge absolut gesitteter Familienväter, die auf der Stelle bereit wären, Quebert die Eier abzuschneiden.«
    »Nur war diesmal ich das Ziel.«
    »Genau deshalb bin ich hier. Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie einen anonymen Brief erhalten haben?«
    »Weil Sie mich aus Ihrem Büro geworfen haben.«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Kann ich Ihnen ein Bier anbieten, Sergeant?«
    Nach kurzem Zögern willigte er ein. Wir gingen zum Haus hoch. Ich holte zwei Flaschen, und wir tranken sie auf der Terrasse. Dabei schilderte ich ihm, wie ich zwei Tage zuvor abends auf dem Rückweg vom Grand Beach dem Brandstifter begegnet war.
    »Beschreiben kann ich ihn nicht«, sagte ich. »Er war maskiert. Ich habe nur eine Gestalt gesehen. Und wieder dieselbe Nachricht: Fahr nach Hause, Goldman . Das war die dritte.«
    »Chief Dawn hat mir davon erzählt. Wer weiß, dass Sie eigene Ermittlungen durchführen?«
    »Alle. Ich meine, ich befrage zurzeit jeden, der mir über den Weg läuft. Was denken Sie? Dass jemand nicht will, dass ich in dieser Geschichte herumstochere?«
    »Jemand will nicht, dass Sie die Wahrheit über Nola herausfinden. Wie kommen Sie mit Ihren Ermittlungen eigentlich voran?«
    »Mit meinen Ermittlungen? Interessieren Sie sich plötzlich dafür?«
    »Schon möglich. Sagen wir, Ihre Glaubwürdigkeit ist schlagartig gestiegen, seit man Sie bedroht und zum Schweigen bringen will.«
    »Ich habe mit dem alten Kellergan gesprochen. Ein netter Mann. Er hat mir Nolas Zimmer gezeigt. Ich nehme an, Sie haben es auch gesehen …«
    »Ja.«
    »Also, wenn sie weggelaufen ist, wie erklären Sie sich dann, dass sie nichts mitgenommen hat? Keine Kleider, kein Geld, nichts.«
    »Weil sie nicht weggelaufen ist«, entgegnete Gahalowood.
    »Aber wenn es eine Entführung war, warum gibt es dann keine Kampfspuren? Und warum hätte sie dann die Tasche mit dem Manuskript mitnehmen sollen?«
    »Vielleicht kannte sie ihren Mörder. Vielleicht hatten sie sogar was miteinander. Er ist an ihrem Fenster aufgetaucht, wie er es vielleicht manchmal getan hat, und hat sie überredet mitzukommen. Vielleicht auch nur zu einem Spaziergang.«
    »Jetzt sprechen Sie von Harry.«
    »Ja.«
    »Und was dann? Sie nimmt das Manuskript und steigt aus dem Fenster?«
    »Wer sagt Ihnen, dass sie das Manuskript mitgenommen hat? Wer sagt Ihnen, dass sie dieses Manuskript überhaupt je in Händen hatte? Das behauptet Quebert, das ist seine Rechtfertigung dafür, dass sich das Manuskript bei Nolas Leiche befand.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde war ich versucht, ihm zu erzählen, was ich über Harry und Nola wusste, nämlich dass sie sich im Sea Side Motel treffen und zusammen durchbrennen wollten. Doch ich zog es vor, vorerst nichts zu sagen, um Harry nicht zu schaden. Stattdessen fragte ich Gahalowood nur: »Wie lautet dann Ihre Theorie?«
    »Quebert hat die Kleine getötet und das Manuskript zusammen mit ihr vergraben. Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen. Schließlich handelt das Buch von ihrer Liebe, und diese Liebe hatte sie umgebracht.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Es gibt eine handschriftliche Widmung auf dem Manuskript.«
    »Eine Widmung? Was denn für eine Widmung?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, das ist vertraulich.«
    »Ach, hören Sie mit diesem Blödsinn auf, Sergeant! Entweder Sie erzählen mir alles oder nichts. Sie können sich nicht hinter der Geheimhaltungspflicht bei den Ermittlungen verstecken, wenn es Ihnen gerade in den Kram passt.«
    Er seufzte resigniert. »Da steht: Adieu, allerliebste Nola .«
    Mir verschlug es die Sprache. Allerliebste Nola . Hatte Nola Harry

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