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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Gefängnis. Er hatte McKenna auch von dem verschwundenen Berufungsantrag berichtet, von dem Fiske ihm erzählt hatte. McKenna hatte ihm gedankt, sich aber nicht revanchieren können. Wie aufs Stichwort hörte Chandler ein Geräusch an der Tür, und der FBI-Agent kam herein - nachdem er sich dem uniformierten Beamten ausgewiesen und sich in die Liste derjenigen eingetragen hatte, die den Tatort betraten. Den Tatort? Na ja, in gewisser Hinsicht ist es wohl einer, sagte Chandler sich.
    »Sie arbeiten heute aber lange, Agent McKenna.«
    »Genau wie Sie.« Der FBI-Agent schaute sich im Zimmer um, begann in der Mitte und arbeitete sich methodisch nach außen vor.
    »Also macht Ihnen der FBI-Direktor ein wenig - oder gewaltig - Druck, diesen Fall endlich aufzuklären?«
    »Genau wie Ihr Boß. Beim FBI gewinnt man zusätzliches Prestige, wenn man einen Fall rechtzeitig für die Abendnachrichten aufklärt.« McKenna ließ ein Lächeln aufblitzen, aber sein Mund schien einfach nicht zu wissen, wie man es richtig hinkriegte, denn es geriet ziemlich schief.
    Chandler fragte sich, ob der Mann die Leute absichtlich brüskierte. Da McKenna ihm ziemlich unheimlich vorkam, hatte er den Mann überprüft. Seine Karriere beim FBI war in jeder Hinsicht makellos. Er war von der Außenstelle Richmond zu der in Buzzard Point im Großraum Washington versetzt worden, wo er seit nunmehr acht Jahren arbeitete. Bevor er zum FBI ging, hatte er kurze Zeit beim Militär gedient und dann seinen Collegeabschluß gemacht. Seine Leistungen beim FBI waren in jeder Hinsicht ausgezeichnet. Nur eins war Chandler seltsam aufgestoßen: McKenna hatte mehrere Beförderungen abgelehnt, nach denen er vom Außen- in den Innendienst versetzt worden wäre.
    »Sie können von Glück sagen, daß John Fiske Ihnen noch keine Klage an den Hals gehängt hat. Aber vielleicht tut er’s ja noch.«
    »Das könnte ich ihm nicht verdenken«, lautete McKennas überraschende Antwort. »Ich an seiner Stelle würde es jedenfalls tun.«
    »Ich freue mich, ihm das ausrichten zu können«, sagte Chandler langsam.
    McKennas Blick schoß eine Zeitlang durchs Zimmer und schien jedes Detail wie ein Polaroid-Foto aufzunehmen, bevor er sich wieder an Chandler wandte. »Sagen Sie mal, sind Sie etwa sein Mentor?«
    »Ich habe den Mann erst vor ein paar Tagen kennengelernt.«
    »Dann schließen Sie schneller Freundschaft als ich.« McKenna legte den Kopf schief und musterte Chandler. »Haben Sie was dagegen, daß ich mich mal umsehe?«
    »Nur zu. Solange Sie nichts anfassen, das so aussieht, als wäre es noch nicht mit einem Pfund Staub behandelt worden.«
    McKenna nickte und ging vorsichtig durchs Wohnzimmer. Er bemerkte die Delle im Boden.
    »Hier hat Fiske mit dem angeblichen Einbrecher gekämpft?«
    »Richtig. Aber ich wußte noch gar nicht, daß es sich um einen angeblichen Einbrecher handelt.«
    »Bis wir eine Bestätigung haben, schon. So gehe ich jedenfalls bei einer Ermittlungsarbeit vor.«
    Chandler wickelte einen Streifen Kaugummi aus und steckte ihn in den Mund. Während er langsam kaute, dachte er über McKennas Worte nach.
    »Sara Evans hat ausgesagt, daß sie gesehen hat, wie ein Mann aus dem Gebäude flüchtete und Fiske ihn verfolgt hat. Reicht Ihnen das?«
    »Das ist eine Gefälligkeitsaussage von Evans. Fiske ist ein Glückspilz. Er sollte sofort in den nächsten Laden laufen und Lotto spielen, solange seine Strähne anhält.«
    »Ich würde nicht gerade von Glück sprechen, wenn man den Bruder verliert.«
    McKenna blieb stehen und schaute zur Tür der Speisekammer, die weit offen stand und über und über mit Staub bedeckt war. »Das kommt wohl darauf an, wie man es sieht, oder?«
    »Verdammt noch mal, was haben Sie bloß gegen ihn? Sie kennen den Burschen doch nicht einmal.«
    McKenna funkelte ihn an. »Genau, Detective Chandler. Und wissen Sie was? Sie kennen ihn auch nicht.«
    Der Detective wollte etwas erwidern, doch ihm fiel nichts ein. In gewisser Weise hatte der FBI-Agent recht.
    Chandlers Gedankengang wurde von einem seiner Männer unterbrochen. »Detective, wir haben etwas gefunden, das Sie sich ansehen sollten.«
    Chandler nahm das Blatt Papier von dem Techniker entgegen und betrachtete es. McKenna trat zu ihm.
    »Sieht aus wie eine Versicherungspolice«, sagte der FBI-Agent.
    »Das lag auf einem der Regale in der Speisekammer. Vorräte gibt’s nicht da drin. Der Bursche hat den Raum als Aktenlager benutzt. Wir haben seine Steuererklärungen,

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