Die Wahrheit
sich nur um Rufus Harms handeln. Offensichtlich hatte er Fiskes Worte gehört.
»Woher wissen Sie das alles?« fragte Rufus, während sein Bruder die Pistole weiterhin auf die beiden gerichtet hielt.
»Das will ich Ihnen gern sagen. Aber warum unterhalten wir uns nicht im Büro? Schließlich sind Sie ja bekannt wie ein bunter Hund.« Er zeigte auf Sara. »Nach Ihnen, bitte.«
Er drehte den Kopf ein wenig, damit die beiden Brüder es nicht sehen konnten, und blinzelte ihr beruhigend zu. Er wünschte nur, er wäre tatsächlich so zuversichtlich gewesen. Sie standen einem verurteilten Mörder gegenüber, der fünfundzwanzig Jahre in einem Höllenloch verbracht hatte, und das hatte ihn wahrscheinlich nicht zugänglicher gemacht. Und der andere war ein gewiefter Vietnamveteran, dessen Finger jede Sekunde lockerer am Abdruck zu sitzen schien.
Sara ging ins Büro, und Fiske folgte ihr.
Josh und Rufus sahen sich fragend an. Dann gingen sie ebenfalls hinein und schlossen die Tür hinter sich.
Der Jeep näherte sich Samuel Riders Kanzlei auf Nebenstraßen. Tremaine fuhr, Rayfield saß neben ihm. Der Zweisitzer gehörte Tremaine. Sie waren beide nicht im Dienst und hatten sich dagegen entschieden, ein Militärfahrzeug aus dem Wagenpark zu benutzen. Für den Fall, daß jemand sie überraschen sollte, während sie Riders Büro durchsuchten, hatten sie sich eine Geschichte zurechtgelegt: Sam Rider, Rufus Harms’ alter Militäranwalt, hatte Harms vor kurzem aus unbekannten Gründen im Gefängnis besucht. Rider und seine Frau waren tot. Vielleicht hatten Harms und sein Bruder die Tat begangen; eventuell hatte Rider Harms gegenüber erwähnt, daß er Bargeld oder andere Wertgegenstände in seinem Haus oder Büro aufbewahrte.
Tremaine sah zu Rayfield hinüber. »Stimmt was nicht?« fragte er.
Rayfield sah stur geradeaus. »Das ist ein großer Fehler. Wir gehen hier das gesamte Risiko ein.«
»Meinst du, das wüßte ich nicht?«
»Wenn wir diesen Brief finden, den Harms eingereicht hat, und die Kopie von dem, den Rider geschrieben hat, können wir Harms vielleicht vergessen.«
Tremaine warf ihm einen scharfen Blick zu. »Zum Teufel, was soll das heißen?«
»Harms hat diesen Brief geschrieben, weil er aus dem Gefängnis rauswollte. Er hat das kleine Mädchen getötet, aber eigentlich nicht ermordet , oder? Na ja, jetzt ist er nicht mehr im Gefängnis. Er und sein Bruder sind wahrscheinlich schon längst in Mexiko und warten dort auf ein Flugzeug nach Südamerika. Genau das hätte ich jedenfalls getan.«
Tremaine schüttelte den Kopf. »Da können wir uns nicht sicher sein.«
»Was sonst kann er denn tun, Vic? Noch einen Brief an das Gericht schreiben? >Euer Ehren, ich habe Ihnen schon einmal geschrieben wegen dieser verrückten Geschichte, die ich nicht beweisen kann, aber irgend etwas ist mit meinem Berufungsantrag schiefgegangen, und mein Anwalt und der Assessor, der ihn gestohlen hat, sind jetzt tot. Deshalb bin ich aus dem Gefängnis ausgebrochen und auf der Flucht, aber ich hätte trotzdem gern einen Prozeß.< Das ist doch Blödsinn, Vic. Das wird er nicht machen. Er wird rennen, als sei der Teufel hinter ihm her. Verdammt, er rennt in diesem Augenblick, als sei der Teufel hinter ihm her.«
Tremaine dachte darüber nach. »Vielleicht. Aber auf die bloße Chance hin, daß er nicht so klug ist, wie du glaubst, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um ihn wegzuputzen. Und seinen Bruder auch. Ich mag Rufus Harms nicht, hab’ den Typ nie ausstehen können. Ich hab’ in Vietnam den Arsch riskiert, und er hat schön warm und bequem zu Hause gesessen und drei anständige Mahlzeiten am Tag bekommen. Wir hätten ihn einfach im Bau verrotten lassen sollen, haben es aber nicht getan«, fügte Tremaine verbittert hinzu.
»Dafür ist es jetzt zu spät.«
»Na ja, dann werde ich ihm einen großen Gefallen tun. Wenn ich ihn finde, wird seine nächste Zelle zwei Meter lang und einen Meter zwanzig breit sein und aus Kiefer bestehen. Und es wird keine Flagge drauf liegen, das kannst du mir glauben.« Tremaine trat aufs Gas.
Rayfield schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück. Er sah auf die Uhr und dann wieder auf die Straße. Sie hatten Riders Kanzlei fast erreicht.
Sara und Fiske saßen auf der Ledercouch, während die Brüder Harms vor ihnen standen.
»Warum fesseln wir sie nicht und verschwinden von hier, verdammt noch mal?« sagte Josh zu seinem Bruder.
»Sie werden herausfinden«, warf Fiske ein, »daß wir
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