Die Wahrheit
hören Sie aber auf, Mc-Kenna.«
»Ich behaupte ja nicht, daß sie bei der ganzen Sache mitgemacht hat. Ich sage nur, daß sie sich vielleicht in Fiske verknallt hat und tut, was er ihr sagt.«
»Die beiden haben sich doch gerade erst kennengelernt.«
»Ach ja? Wissen Sie das genau?«
»Nein, das nicht .«
»Na schön, Fiske hat Evans überzeugt, daß er unschuldig ist, daß einige Leute ihm vielleicht aber etwas anhängen wollen.«
»Warum haben Sie einen solchen Haß auf Fiske?«
Plötzlich explodierte McKenna. »Er ist ein Klugscheißer. Er spielt sich auf als der Verteidiger des Andenkens an seinen Bruder, obwohl die beiden in letzter Zeit überhaupt keinen Kontakt mehr hatten. Fiske und Sara Evans haben die Nacht in Evans’ Haus verbracht und wer weiß was getan, und das einen Tag, nachdem man die Leiche von Fiskes Bruder gefunden hat. Er hat aus irgendeinem Grund ein Gewehr. Er hat sich in die Ermittlung hineingedrängt, und das heißt, er weiß genauso viel wie wir. Er hat für die Mordnacht kein Alibi, und vor fünf Minuten haben wir herausgefunden, daß er um eine halbe Million Dollar reicher ist, weil sein Bruder nicht mehr lebt. Verdammt noch mal, was soll ich da sonst denken? Meldet der Radar, den Sie als Cop haben müssen, bei Ihnen denn nichts mehr?«
»Also gut, ich habe verstanden, worauf Sie hinaus wollen. Vielleicht war ich zu lasch mit Fiske. Regel Nummer eins: Vertraue niemandem.«
»Mit dieser Regel kann man gut leben.« McKenna hielt inne und fügte hinzu: »Oder sterben.« Damit ging er davon und ließ einen zutiefst betroffenen Chandler zurück.
KAPITEL 44
Fiske klopfte an Riders Kanzleitür und sah blinzelnd durch das Glas. »Alles dunkel.«
»Wahrscheinlich ist er schon zu Hause. Wir müssen herausfinden, wo er wohnt.«
»Na ja, er könnte auch essen gegangen oder geschäftlich verreist sein. Vielleicht macht er auch gerade Urlaub. Oder ...«
»Oder ihm ist etwas zugestoßen«, sagte Sara.
»Jetzt werden Sie mal nicht allzu dramatisch.« Fiske legte die Hand auf den Türknopf, und er ließ sich problemlos drehen. Er und Sara wechselten einen bedeutungsvollen Blick, als er den Putzwagen sah. Er entspannte sich etwas. »Die Reinigungskolonne?«
»Und sie machen im Stockfinsteren sauber, weil ...?« erwiderte Sara.
»Das habe ich auch gerade gedacht.« Er zog Sara von der Tür zurück und zu dem Wagen. Dann stöberte er in den Fächern herum und nahm schließlich eine Zange aus einem Werkzeugkasten.
»Gehen Sie zur Treppe«, flüsterte er ihr zu. »Wenn Sie irgend etwas hören, laufen Sie zum Wagen und rufen die Polizei an.«
Sie hielt ihn am Arm fest. »Ich habe eine bessere Idee«, erwiderte sie genauso leise. »Gehen wir zusammen zum Wagen, rufen die Polizei an und melden einen Einbruch.«
»Wir wissen nicht, ob es ein Einbruch ist.«
»Wir wissen auch nicht, daß es keiner ist.«
»Wenn wir jetzt gehen, entkommen sie vielleicht.«
»Und was haben Sie gewonnen, wenn Sie da reingehen und umgebracht werden? Sie haben nicht mal eine Waffe, nur dieses Ding da, was auch immer das ist.«
»Eine Zange.«
»Toll, die sind vielleicht bewaffnet, und Sie kommen mit einer Zange an.«
»Vielleicht haben Sie recht.«
»Die Lady hat ganz bestimmt recht. Zu schade, daß Sie nicht auf sie hören wollten.«
Fiske und Sara wirbelten herum.
Josh Harms stand dort und richtete eine Pistole auf sie.
»Die Wände sind verdammt dünn. Wir haben mitbekommen, wie Sie die Tür aufgemacht haben, und als wir dann das Flüstern hörten, dachten wir uns, Sie wollten die Polizei rufen. Und das können wir nicht zulassen.«
Fiske betrachtete ihn. Er war groß, aber nicht beleibt. Wenn sie nicht zufällig in einen Einbruch hineingeplatzt waren, mußte dieser Mann Josh Harms sein.
Er warf einen Blick auf die Waffe und studierte dann wieder Joshs Gesicht, versuchte schnell zu ergründen, ob er abdrücken würde oder nicht. In Vietnam hatte er getötet; das wußte Fiske aus den Zeitungsmeldungen. Aber sie zu erschießen . das wäre kaltblütiger Mord, und den sah er einfach nicht in Josh Harms’ Augen. Aber das konnte sich jederzeit ändern. Alte Kodderschnauze, laß mich jetzt nicht im Stich, dachte er.
»Hallo, Josh, mein Name ist John Fiske. Das ist Sara Evans vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. Wo ist Ihr Bruder?«
Hinter ihm erschien in der Tür, die zu Riders Büro führte, ein Mann von so gewaltigen Proportionen, daß sowohl Sara als auch Fiske sofort wußten, es konnte
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