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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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vorkam. »Sie aber auch nicht, Miss Evans.«
    McKennas nächste Sätze versetzten ihr fast den K.-o.-Schlag.
    »Haben Sie gewußt, daß Michael Fiske von einer Kugel getötet wurde, die aus einer Neun-Millimeter-Pistole abgefeuert wurde?« Er legte der Wirkung halber eine Pause ein. »Und daß John Fiske einen Waffenschein für eine Neun-MillimeterPistole hat? Und er hat Ihnen bestimmt auch erzählt, dieser Berufungsantrag hätte etwas mit dem Mord an seinem Bruder zu tun, nicht wahr?«
    Sara sah Chandler an. »Das kann ich nicht glauben.«
    »Na ja«, erwiderte der Detective, »bewiesen ist natürlich noch nichts.«
    Perkins verschränkte die Arme vor der Brust und nickte nachdenklich. »Wir haben einen Anruf vom Office of Special Military Operations bekommen, Miss Evans. Ein Master Sergeant Dillard. Er behauptet, Sie hätten ihn wegen Rufus Harms anrufen und gesagt, Harms hätte beim Obersten Gerichtshof einen Berufungsantrag eingereicht, und Sie wollten etwas
    überprüfen.«
    »Kein Gesetz auf der Welt verbietet mir, ein Telefongespräch zu führen, um etwas zu klären, oder?«
    »Also gestehen Sie ein, ihn angerufen zu haben«, sagte Perkins triumphierend und sah zuerst Ramsey und dann die Knight an. »Das heißt, Sie gestehen ein, Einrichtungen des Gerichts benutzt zu haben, um während Ihrer Arbeitszeit persönliche Nachforschungen über irgendeinen entflohenen Sträfling zu betreiben. Und überdies haben Sie auch noch das Militär belogen, denn wie Sie selbst gesagt haben, ist hier solch ein Antrag nicht verzeichnet.«
    »Ihre Verstöße häufen sich«, fügte McKenna hinzu.
    »Ich weise diesen Vorwurf zurück. Soweit es mich betrifft, war es eine Angelegenheit des Gerichts, und ich war zu diesem Anruf berechtigt.«
    »Miss Evans, werden Sie uns sagen, wer genau diesen Antrag an sich genommen hat?« Ramsey musterte sie, wie er während der mündlichen Verhandlung an diesem Morgen die Anwälte gemustert hatte. »Wenn jemand bei diesem Gericht einen Antrag gestohlen hat, bevor er abgelegt wurde - schon dieser Gedanke ist unvorstellbar -, und Sie wissen, wer es war, haben Sie dieser Institution gegenüber die Pflicht, uns zu sagen, wer es war.«
    Sie alle kannten die Antwort auf diese Frage, wurde Sara klar, oder glaubten sie zumindest zu kennen. Doch sie würde ihnen keine Klarheit verschaffen. Sie brachte die letzten Kraftreserven auf, von denen sie gar nicht wußte, daß sie sie überhaupt hatte, und erhob sich langsam. »Ich glaube, ich habe genug Fragen beantwortet, Chief Justice.«
    Ramsey schaute zu Perkins und dann zu Elizabeth Knight hinüber. Sara glaubte zu sehen, wie alle drei fast unmerklich nickten.
    »Dann, Sara, muß ich Sie bitten, mit sofortiger Wirkung freiwillig von Ihrem Posten als wissenschaftliche Mitarbeiterin
    zurückzutreten«, sagte die Knight mit brechender Stimme.
    Sara verspürte kaum Überraschung. »Ich verstehe, Richterin Knight. Es tut mir leid, daß es dazu gekommen ist.«
    »Nicht annähernd so leid wie mir. Mr. Perkins wird Sie hinausbegleiten. Sie dürfen Ihre persönlichen Besitztümer aus Ihrem Büro holen.« Die Richterin wandte den Blick abrupt ab.
    Als Sara sich umdrehte, erklang wieder Ramseys dröhnende Stimme. »Miss Evans, falls Ihr Vorgehen dieser Institution auch nur den geringsten Schaden zugefügt haben sollte, werden wir alle geeigneten Schritte gegen Sie und alle anderen Beteiligten einleiten. Doch wenn ich die Lage richtig einschätze, ist der Schaden schon geschehen und vielleicht nicht wiedergutzumachen.« Seine Stimme hob sich dramatisch. »In diesem Fall möge Ihr Gewissen Sie wegen dieser ungeheuerlichen Tatsache bis ans Ende Ihrer Tage plagen!«
    Ramseys Gesicht war rot vor Entrüstung; sein hagerer Körper schien die Nähte des Anzugs sprengen zu wollen. Sara konnte alles in seinen glühenden Augen sehen: Ein Skandal während seiner Amtszeit! In der einen Institution, die in einer Stadt, die schon berühmt dafür war, daß ihr Name ständig durch solche Eklats in den Schmutz gezogen wurde, bislang über jeden Zweifel erhaben gewesen war. Sein Platz in den Geschichtsbüchern, seine lange, erfolgreiche Laufbahn in der Rechtsprechung wurde nun durch die Fehler einer unbedeutenden Assistentin verunstaltet; die Überlieferung seines Berufslebens wurde auf einige erklärende Fußnoten reduziert. Hätte sie vor seinen Augen seine gesamte Familie niedergestreckt, hätte sie den Mann nicht schwerer treffen können. Sara Evans floh aus dem Raum, bevor sie in

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