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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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arbeiten.«
    »Sie haben bei der heutigen mündlichen Verhandlung einen guten Kampf geliefert, wenngleich ich mir wünschte, Sie nähmen es nicht so persönlich. Es ist ein wenig unschicklich, sich in der Öffentlichkeit so zu zanken.«
    »Wie kann ich die Fälle nicht persönlich nehmen, Harold? Sagen Sie mir das.« Ihre Augen waren geschwollen, ihre Stimme klang plötzlich heiser.
    »Sie müssen es lernen. Ich habe wegen eines Urteils nie schlaflose Nächte. Nicht einmal, wenn es um die Todesstrafe geht. Wir entscheiden nicht über Schuld oder Unschuld. Wir interpretieren Worte. Sie müssen in diesem Rahmen denken. Sonst werden Sie daran kaputtgehen.«
    »Vielleicht ist es mir lieber, frühzeitig kaputtzugehen, als eine lange, glänzende Laufbahn zu haben, die lediglich Herausforderungen an meinen Intellekt stellt.«
    Ramsey warf ihr einen scharfen Blick zu.
    »Ich will, daß es weh tut, ich will den Schmerz fühlen. Alle anderen fühlen ihn auch. Warum sind wir eine Ausnahme? Verdammt, wir sollten uns über jeden einzelnen Fall den Kopf zermartern.«
    Ramsey schüttelte traurig den Kopf. »Dann werden Sie hier wohl nicht lange durchhalten. Und das müssen Sie, wenn Sie hier etwas bewirken wollen.«
    »Wir werden ja sehen. Vielleicht kann ich Ihnen noch einige Überraschungen bereiten. Und fange heute damit an.«
    »Sie haben keine Chance, das Urteil im Fall Stanley aufzuheben. Aber ich bewundere Ihre Beharrlichkeit, selbst, wenn sie heute vergebens war.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, wurde noch nicht abgestimmt.«
    Ramsey lächelte. »Natürlich, natürlich. Nur eine Formalität.« Er steckte die Hände in die Taschen und trat vor sie. »Nur, damit Sie es wissen, mir sind auch Ihre Pläne bekannt, das Thema der Rechte der Armen erneut zur Sprache zu bringen .«
    »Harold, wir haben gerade unseren dritten Assessor verloren. Einen Menschen, an dem mir sehr viel liegt. Im Gericht herrscht das reinste Chaos. Ich habe keine Lust, jetzt über juristische Angelegenheiten zu sprechen. Vielleicht habe ich nie wieder dazu Lust.«
    »Beth, wir müssen weitermachen. Sicher, eine Krise jagt die andere, aber wir werden das durchstehen.«
    »Harold, bitte!«
    Ramsey wollte nicht nachgeben. »Der Gerichtsbetrieb geht weiter. Wir .«
    Die Knight erhob sich. »Raus.«
    »Wie bitte?«
    »Raus aus meinem Büro.«
    »Beth ...«
    »Raus! Sofort!«
    Ohne ein weiteres Wort drehte Ramsey sich um und ging.
    Richterin Knight blieb noch einen Augenblick lang stehen, dann verließ sie ebenfalls schnellen Schrittes ihr Büro.
    Nach seiner Konfrontation mit Ramsey betrat Fiske die Tiefgarage und ging schnurstracks zu seinem Wagen. Er fühlte sich wie betäubt. Er hatte erreicht, daß Sara gefeuert worden war, man wollte ihm den Mord an seinem Bruder in die Schuhe schieben, und er hatte sich gerade mit dem Obersten Richter der Vereinigten Staaten angelegt. Und das alles in nicht einmal einer Stunde. Wenn man nicht gerade an einer tiefgreifenden geistigen Unzurechnungsfähigkeit litt, konnte man das wirklich als schlechten Tag bezeichnen.
    Er stieg in den Wagen. Er hatte nicht die geringste Lust, nach Richmond zu fahren und McKenna dabei zuzusehen, wie er versuchte, die Zerstörung seines Lebens endgültig unter Dach und Fach zu bringen.
    Er rieb sich mit den Fäusten die Augen. Ein Stöhnen kam über seine Lippen. Als er dann das Geräusch hörte, fuhr er mit einem Ruck hoch. Seine Augen wurden größer, als er sah, das Elizabeth Knight gegen die Fensterscheibe klopfte. Er drehte sie herunter.
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
    Er riß sich zusammen, so gut es nur ging. »Worüber?«
    »Können wir ein wenig durch die Gegend fahren? Ich möchte es nicht riskieren, Sie wieder mit ins Gericht zu nehmen. Ich habe Harold noch nie so wütend gesehen.«
    Fiske glaubte, den Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht der Frau zu sehen, als sie dies sagte. »Wollen Sie etwa in meinen Wagen steigen?« fragte er.
    »Ich habe keinen Wagen hier. Gibt es mit Ihrem ein Problem?«
    Fiske warf einen zweifelnden Blick auf ihr teures Kleid. »Na ja, das Innere meines Wagens besteht im Prinzip aus Rost, der mit einer Tünche aus Schmutz bedeckt ist.«
    Knight lächelte. »Ich bin auf einer Farm im Osten von Texas aufgewachsen. Wenn meine Familie zu den kleinen Hütten fuhr, die die Stadt bildeten, in deren Nähe wir wohnten, nahmen wir einen Lieferwagen, und meine sechs Geschwister und ich saßen hinten und mußten höllisch aufpassen, weil wir sonst

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