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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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immer schwerer, zusammenhängend zu sprechen. »Er war erst neunzehn. Im Vergleich zu ihm bin ich schon ein alter Mann. Er hieß Darnell - Darnell Jackson. Seine Mutter war von Crack abhängig. Als Darnell acht oder neun Jahre alt war, hat sie ihn an Kinderschänder verschachert, um Geld für ihre Drogen zu bekommen.« Er schaute Sara an. »Das wird sich schrecklich für dich anhören.«
    »Ja. Natürlich!«
    »Für mich war es derselbe alte Scheiß wie immer. Ich habe so was ständig gesehen. Ich war immun dagegen geworden, oder habe es zumindest geglaubt.« Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ich hätte nicht gedacht, daß ich noch eine Spur von Mitgefühl aufbringen könnte. Aber nach dieser Geschichte mit Darnell habe ich ein bißchen davon zurückbekommen.« Er brachte ein bekümmertes Lächeln zustande. »Ich nenne diesen Tag mein Stahlmantel-Dreikönigsfest. Zwei Kugeln in meinem Körper. Vor mir ein sterbender Junge, der mich anflehte, ihn zu erschießen. Man kann sich kaum vorstellen, daß ein einziges Ereignis bewirken kann, daß man alles in Frage stellt, woran man je geglaubt hat. Aber mir ist das an diesem Abend passiert.« Er nickte nachdenklich. »Jetzt sehe ich die gesamte Zukunft der Welt nur noch im Zusammenhang mit Darnell Jackson. Er ist meine Version des nuklearen Holocaust, nur daß er bei mir, in meinem Innern, nicht in ein paar Sekunden vorbei ist.« Er schaute Sara an. »Das ist das Entsetzen, das mich antreibt.«
    »Ich glaube, dir liegt wirklich etwas an den Menschen. Du tust viel Gutes.«
    Fiske schüttelte den Kopf. Seine Augen schimmerten feucht. »Ich bin kein reicher, brillanter weißer Anwalt, der vor Edelmut beinahe platzt und die kleinen Enis dieser Welt rettet. Und ein halbes Kind, das sowieso keine Chance hatte, mußte erst mit einer Kanone mein Inneres zerreißen, bevor ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet habe. Was meinst du, wie vielen Menschen wirklich etwas an den anderen liegt?«
    »Bist du wirklich so zynisch?«
    Fiske schaute sie einen Augenblick an, bevor er antwortete. »Eigentlich bin ich der hoffnungsvollste Zyniker, dem du je begegnen wirst.«

KAPITEL 54
    »Du hast das Richtige getan, Beth. So weh es auch tut. Aber ich kann das mit Sara noch immer nicht glauben.« Jordan Knight schüttelte den Kopf. Sie saßen auf der Rückbank der Regierungslimousine des Senators, die sich den Weg durch den Stoßverkehr zu ihrem Watergate-Apartment bahnte. »Vielleicht ist sie einfach zusammengebrochen. Der Druck ist ja auch gewaltig.«
    »Ich weiß«, sagte Elizabeth Knight leise.
    »Das alles kommt mir so verrückt vor. Ein Assessor stiehlt einen Berufungsantrag. Sara weiß davon, behält es aber für sich. Dann wird der Assessor ermordet. Dann gerät der Bruder des Assessors unter Verdacht. John Fiske kommt mir einfach nicht wie ein Mörder vor.«
    »Mir auch nicht.« Elizabeths Gespräch mit John Fiske hatte ihre Ängste nur noch größer werden lassen.
    Jordan Knight tätschelte seiner Frau die Hand. »Ich habe Chandler und McKenna überprüft. Beide sind über jeden Zweifel erhaben. McKenna hat einen hervorragenden Ruf im FBI. Wenn jemand diese Sache aufklären kann, dann diese beiden.«
    »Ich finde Warren McKenna unverschämt und widerlich.«
    »Na ja, in seinem Beruf muß man das wohl manchmal sein«, schwächte er ab.
    »Das ist nicht alles. Er hat irgend etwas an sich . Er ist so energisch, aber manchmal halte ich das nur für . « Sie hielt inne, suchte nach dem richtigen Wort. »Schauspielerei.«
    »Während er in einem Mordfall ermittelt?«
    »Ich weiß, es klingt verrückt, aber diesen Eindruck habe ich nun mal.«
    Der Senator zuckte die Achseln und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ich habe immer gesagt, die Intuition einer Frau ist mehr wert als die beste Einschätzung eines Mannes. In dieser Stadt stehen wohl alle auf einer Bühne. Manchmal wird man es wirklich leid.«
    Sie musterte ihn genau. »Lockt die Ranch in New Mexico?«
    »Ich bin dir ein Dutzend Jahre voraus, Beth. Jeder Tag wird ein bißchen wertvoller.«
    »Es ist ja nicht so, als wären wir nicht zusammen.«
    »Aber in Washington ist das nicht dasselbe. Hier haben wir beide sehr viel zu tun.«
    »Meine Ernennung zur Richterin am Obersten Gerichtshof gilt auf Lebenszeit, Jordan.«
    »Ich möchte nur nicht, daß du etwas bedauerst. Und ich versuche mein Bestes, ebenfalls kein Bedauern zu verspüren.«
    Beide verstummten und schauten aus dem Fenster, während der Wagen über

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