Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
daß du fast gestorben bist. Und daß der andere Officer ums Leben kam. Und auch der Mann, der auf dich geschossen hat. Natürlich sehe ich ein, daß dieses Ereignis dein Leben verändert hat. Dich dazu gebracht hat, das zu tun, was du jetzt tust. Ich halte es für sehr ... großherzig, falls es das passende Wort ist.«
    »Es kommt der Wahrheit nicht einmal nahe. Willst du wissen, warum ich Anwalt geworden bin?«
    Sara spürte, daß seine Stimmung sich plötzlich gewandelt hatte. »Sag’s mir.«
    »Weil ich Angst habe.« Er nickte bekräftigend. »Die Furcht treibt mich an. Je länger ich Cop war, desto mehr wurde es zu einem >Wir gegen sie<. Jung, großspurig, zornig auf Gott und die Welt. Und bewaffnet, um all dem Nachdruck zu verleihen.« Fiske verstummte und beobachtete durch die Fensterscheibe, wie die Leute im Café Erfrischungen kauften. Sie schienen keine Sorgen zu haben, glücklich zu sein, sich irgendein handfestes Ziel im Leben gesetzt zu haben; sie waren alles, was er nicht war, was er nicht sein konnte.
    Er schaute wieder Sara an. »Ich habe immer wieder dieselben Burschen verhaftet, bis ich den Eindruck bekam, daß diese Jungs schon wieder draußen waren, bevor ich auch nur den Papierkram erledigt hatte. Und sie knallten einen so beiläufig ab, wie sie eine Kakerlake zertraten. Denn auch sie steckten voll in dem Spiel drin: >Wir gegen sie.< Man wirft einfach alle in einen Topf. Jung und schwarz? Schnapp sie dir, wenn du kannst. Die Cops sind hinter dir her? Leg sie um, wenn du kannst. Das geht ganz schnell, und über irgend ’nen Typen brauchst du dir sowieso keine Gedanken zu machen. Es ist wie eine Drogensucht.«
    »Nicht alle sind so. Es gibt auch andere Menschen auf der Welt.«
    »Das weiß ich auch. Ich weiß, daß die meisten Leute, ob sie nun schwarz sind oder weiß oder was auch immer, rechtschaffene Menschen sind, die ein ziemlich normales Leben führen. Ich will an das Gute im Menschen glauben. Es ist nur so, daß ich als Cop nichts davon gesehen habe. Normale Schiffe sind an meiner Anlegestelle nicht vorbeigesegelt.«
    »Dann hat diese Schießerei dazu geführt, daß du alles noch einmal überdacht hast?«
    Fiske antwortete nicht sofort. »Ich weiß noch«, sagte er nach einer Weile leise, »daß ich neben dem Burschen niederkniete, der den Anfall vorgetäuscht hat. Ich hörte, wie ein Schuß abgefeuert wurde und mein Partner aufschrie. Noch während ich mich umdrehte, zog ich meine Waffe. Ich weiß nicht, wie es mir gelungen ist, auf den Abzug zu drücken, aber ich traf den anderen voll in die Brust. Wir beide gingen zu Boden. Er verlor seine Waffe, ich behielt meine in der Hand. Richtete sie auf ihn. Er war keinen halben Meter von mir entfernt. Jedesmal, wenn er einatmete, sprudelte Blut wie rote Gischt aus der Schußwunde . mit einem zischenden Geräusch, das ich noch immer im Schlaf höre. Seine Augen wurden schon glasig, aber man kann ja nie wissen. Ich wußte nur, daß der Bursche gerade auf meinen Partner und auf mich geschossen hatte. Mein Inneres fühlte sich an, als würde es sich in Brei verwandeln.« Fiske atmete tief aus. »Ich habe nur darauf gewartet, daß er stirbt, Sara ...« Er verstummte, als er wieder einmal daran denken mußte, wie knapp er dem Schicksal entgangen war, begraben und fast vergessen in einer Holzkiste zu enden wie so viele andere Cops vor ihm.
    »Dein Vater hat gesagt, du hättest den Arm um den Mann gelegt, als man euch fand«, half Sara ihm sanft auf die Sprünge.
    »Ich dachte, er wollte mir meine Waffe wegnehmen. Ich hatte einen Finger am Abzug und einen in das Kugelloch in meinem Bauch gesteckt. Aber der Junge streckte nicht mal die Hand aus. Dann hörte ich, daß er etwas sagte. Zuerst verstand ich ihn nicht, aber er sagte es immer wieder, bis ich es dann mitbekam.«
    »Was hat er gesagt?« fragte Sara leise.
    Fiske atmete tief aus, erwartete beinahe, Blut aus seinen alten Verletzungen spritzen zu sehen und daß seine inneren Organe, denen man so übel mitgespielt hatte, ihn vor der Zeit im Stich ließen. »Er hat mich gebeten, ihn zu erschießen.« Er schloß die Augen. »Ich konnte es nicht«, fuhr er dann fort, als wollte er Saras unausgesprochene Frage beantworten. »Ich habe es nicht getan. Es war auch nicht nötig, denn ein paar Sekunden später war er tot.«
    Sara lehnte sich langsam zurück, fand keine Worte.
    »Ich glaube wirklich, er hatte schreckliche Angst davor, nicht zu sterben.« Fiske schüttelte langsam den Kopf, und es fiel ihm

Weitere Kostenlose Bücher