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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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Energieproblem standen – und folglich die ganze Welt.
    Ich suchte den Unternehmenschef von Helmerich & Payne auf. Er nahm mich beiseite – ich war 29 Jahre alt – und sagte: »Wissen Sie, das ist ein schreckliches Geschäft, ich will Sie nur warnen. Ich bin hier, dies ist die Firma meiner Familie, und natürlich werde ich auch hier bleiben, aber Sie sollten wirklich nicht in dieses Geschäft investieren.« Im mir bekannten Jahresbericht hatte er den geschäftlichen Niedergang als etwas beschrieben, das sich der Kontrolle des Unternehmens entzog. Der Bericht beschrieb, wie die Zahl der Bohrtürme seit Langem zurückgegangen sei, weil das Bohren nach Gas oder Öl nicht profitabel gewesen sei. Und das steigerte nur meine Begeisterung. Wohin ich auch ging, überall sah ich, dass das Angebot austrocknete.
    Wir investierten massiv in diese Branche.
    Ich erzählte einem Freund, der für einen Fonds arbeitete, was wir taten, alles auf Basis dessen, was ich gelernt hatte. Er hatte die Harvard Business School besucht, was er ziemlich vor sich hertrug – und er wies meine Analyse zurück. Ein paar Jahre später, nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973 und dem folgenden Ölembargo durch die arabischen OPEC-Mitglieder, begegneten wir uns wieder.
    »Mann, ihr Jungs habt aber wirklich Glück gehabt«, rief er.
    »Wovon redest du?«, entgegnete ich. »Ich habe dir gesagt, dass das passieren würde und warum. Es ist passiert. Und jetzt nennst du das Glück?«
    »Ohne den Krieg wären die Preise nicht gestiegen«, meinte er.
    Und dann versuchte ich, ihm alles noch einmal beizubringen.
    Ich erklärte ihm, dass das Embargo nach fünf Monaten aufgehoben wurde und die Preise trotzdem weiter stiegen. Ich erinnerte ihn daran, dass die OPEC 1960 gegründet worden war. Jedes Jahr trafen sich die Minister und jedes Jahr erhöhten sie den Ölpreis, nur um anschließend zu sehen, dass die Märkte über sie lachten und die Preise sanken. Aber als sie 1973 den Preis erhöhten, wirkte das nach. Warum? Weil sich Engpässe abzeichneten. Niemand bohrte mehr nach Öl. Die Reserven nahmen zusehends ab. Die Leute investierten, die Märkte reagierten und die Preise stiegen.
    Die Fundamentaldaten waren richtig. Man kann den ganzen Tag in irgendetwas investieren, aber wenn die Fundamentaldaten nicht stimmen, wird man damit nicht weit kommen. Erfassen Sie die Fundamentaldaten richtig, dann werden Sie ständig gute Nachrichten erhalten. Glück? Wenn Sie Glück haben wollen, müssen Sie Ihre Hausaufgaben machen.
    Louis Pasteur drückte es so aus: »Das Glück begünstigt nur den Geist, der vorbereitet ist.«
    AN DEN ERSTEN TAGEN des Jom-Kippur-Kriegs fiel mir auf, dass die ägyptische Luftwaffe israelische Kampfflugzeuge abschoss. Das ergab für mich keinen Sinn – Israels Luftwaffe war weit überlegen –, und ich versuchte, die Gründe dafür herauszufinden. Es lag wohl daran, wie ich erfuhr, dass die Ägypter hochmoderne elektronische Kriegsgeräte einsetzten, die sie von den Sowjets erhalten hatten. Ich sprang in ein Flugzeug und besuchte Rüstungsunternehmen im ganzen Land. Lockheed war damals pleite, weil es sich bei dem Versuch finanziell übernommen hatte, mit Boeing zu konkurrieren. Das Unternehmen war berühmt für seine Advanced-DevelopmentProjects-Abteilung, besser bekannt als Skunk Works mit Sitz in Kalifornien. Dort entwickelten die Ingenieure hochmoderne Waffensysteme für das Pentagon. Ich warf einen genauen Blick auf Lockheed, ebenso auf andere Unternehmen wie Northrop. Ich flog nach Washington und erfuhr, dass sogar die »Tauben« im Kongress – unter anderem sprach ich mit dem demokratischen Senator William Proxmire aus Wisconsin – dafür waren, dass das Pentagon Geld in modernes elektronisches Kriegsgerät investierte. Nach dem Vietnamkrieg gab die Regierung nicht viel für Verteidigung aus und Rüstungsaktien waren billig; manche von ihnen kosteten nur einen oder zwei Dollar. Aufgrund der Ergebnisse meiner Nachforschungen und der Tatsache, dass sie so billig waren, kauften wir viele von diesen Aktien.
    Etwa um diese Zeit lud mich eine Gruppe junger erfolgreicher Investoren zu einem ihrer Treffen ein. Sie kamen einmal im Monat zu einem Abendessen zusammen, um Investmentempfehlungen und ihre Ansichten über die Welt auszutauschen. Von einigen dieser Leute hatte ich bereits gehört und war sehr aufgeregt, als ich zwischen ihnen saß. Ich begann zu erklären, warum wir Aktien von Lockheed besaßen, die damals etwa zwei Dollar kosteten, und ein

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