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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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Konstruktion war stabil, alle Wasser- und Stromleitungen waren in ausgezeichnetem Zustand. Man musste das Haus nur reinigen und putzen. Ich engagierte einen Architekten und einen Innenarchitekten. Mit Letzterem fing ich an, die zehn Schlafzimmer auszustatten. Einige davon führte ich einer anderen Nutzung zu; unter anderem ließ ich eine Bibliothek und ein Billardzimmer einrichten. Den Lift, der bis zum fünften Stock reichte, ließ ich bis zum Dach ausbauen, wo ich ein Deck mit Sauna, Dampfbad und einer Freiluftküche einrichtete. So schuf ich mir zusätzlichen Lebensraum, hauptsächlich Freiraum zum Entspannen. Die Restaurantkritikerin der New York Post , die mich einmal besuchte, sagte, dies sei der einzige fest installierte Grill, den sie in Manhattan jemals gesehen hatte.
    Ich machte das Haus zu meiner Heimat. Ich hatte alles, was ich wollte. Einmal besuchte mich ein Ehepaar mit seinen Kindern, und an diesem Nachmittag fragte der kleine Sohn nach drei, vier Stunden: »Wann fahren wir wieder nach New York?« Seine Familie lebte in einer Wohnung, und jeder, den er kannte, lebte auch in einer Wohnung. Der Junge glaubte, er habe die Stadt verlassen. Und trotzdem befanden wir uns alle am Riverside Drive. Ich bezweifle, dass ich jemals wieder ein so perfektes Haus finden werde.
    ALS WIR VON unserem Millennium-Abenteuer zurückkamen, waren Paige und ich noch sicherer, dass China die nächste Großmacht sein würde. Schon seit meiner ersten Reise durch das Reich der Mitte hatte ich darüber geschrieben und gelehrt. Wann immer ich im Fernsehen auftrat, hatte ich den Zuschauern empfohlen, ihre Kinder Mandarin lernen zu lassen. Jetzt war ich selbst Vater eines Kindes und es war an der Zeit, meinen eigenen Ratschlag zu befolgen.
    Schon immer hatte ich mich unwohl gefühlt, weil ich keine Fremdsprache fließend beherrschte, vor allem, weil ich ein internationaler Investor war und später die ganze Welt bereiste. Ich besuchte viele fremde Länder und wusste, dass ich großartige Möglichkeiten verpasste, weil ich auf einen Dolmetscher angewiesen war, um zu verstehen, was dort passierte. Wir alle wissen, wie viel bei einer Übersetzung verloren geht. Dieser Mangel war mir sehr bewusst. Und wie für alle Eltern, die versuchen, ihre eigenen Unzulänglichkeiten oder die Dinge, die sie im Leben versäumt haben, zu kompensieren, war es auch für mich wichtig, dass keines meiner Kinder sein Leben mit einem solchen Nachteil begann.
    An der Highschool in Demopolis hatte ich zwei Jahre lang Französisch gelernt. In Yale musste ich ebenfalls eine Fremdsprache belegen. Als ich dort ankam, steckte man mich in einen Kurs mit Studenten, die ebenfalls zwei Jahre lang Französisch gelernt hatten. Der Unterricht wurde vollständig in Französisch abgehalten – natürlich von einem Franzosen –, und ich verstand zu keinem Zeitpunkt, worum es gerade ging. Wie schon erwähnt fühlte ich mich in Yale unsicher. Alle diese Burschen besaßen eine bessere Ausbildung als ich. Sie verfügten über einen besseren familiären Hintergrund, viele hatten Vorbereitungsschulen besucht und stammten aus reichen Gegenden des Landes. Ich fühlte mich immer ein wenig zurückgeblieben. Daher machte diese Erfahrung meine Sichtweise des Erlernens einer Fremdsprache sogar noch signifikanter.
    Bei meinen Reisen um die Welt hatte ich bemerkt, welche Vorteile es bietet, eine Sprache automatisch zu kennen und sie wie ein Einheimischer zu sprechen. Das heißt: sie instinktiv und akzentfrei zu sprechen. Erfahrungen in fremden Ländern haben mich gelehrt, dass ein verurteilter Schwerverbrecher mit ausgezeichneter Kenntnis der Landessprache neben einem Akademiker mit Doktortitel, einem Multimillionär oder einem Diplomaten stehen kann, die die Sprache weniger gut beherrschen, und letztlich mehr Glaubwürdigkeit genießt als die drei anderen. Jedenfalls bestand ich darauf, dass meine Kinder eine Fremdsprache nicht nur beherrschen, sondern dass sie sie so sprechen können wie die Einheimischen.
    Natürlich könnten meine Töchter auch nach Bolivien ziehen und ihr Mandarin ihr Leben lang niemals verwenden. Ihre Zweisprachigkeit muss sie nicht zwangsläufig erfolgreich machen. Es gibt Tellerwäscher, die Mandarin und Englisch sprechen und trotzdem nicht besonders erfolgreich sind. Ich habe Hunderte Leute getroffen, die zwei Sprachen perfekt beherrschen und überhaupt keinen Erfolg haben. Allerdings weiß ich auch, dass es sich hierbei um eine Fähigkeit handelt, die viele

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