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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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Seit 15 Jahren war die Nachfrage ständig gestiegen. Nach dem Krieg verfügten die USA über die zusätzlichen industriellen Kapazitäten, um diese Nachfrage zu befriedigen, und wegen der hohen Sparquoten der Bürger und der Unternehmen, die bis Mitte der 1960er-Jahre andauerten, gab es in Amerika auch die gesunden Bankbilanzen, um dies bezahlen zu können. Die Amerikaner begannen ihre Ersparnisse auszugeben, was zu höheren Investitionen, einer wachsenden Volkswirtschaft und einem langen Zeitraum großen Wohlstands führte. Damals konnten die USA ihre Schulden zurückzahlen. Heute ist das Land mit überwältigenden Schulden konfrontiert, und es existieren keine Ersparnisse, mit denen man diese Schulden bekämpfen könnte.
    Am Ende des 19. Jahrhunderts, etwa bis 1914, war Amerika eine Schuldnernation. Das Land hatte sich viel Geld geliehen, um dorthin zu gelangen, wo es nun war. Aber das Geld floss in Kanäle, Fabriken, Eisenbahnlinien und dergleichen. An Schulden gibt es nichts auszusetzen, solange man sie klug investiert oder andere Vermögenswerte zur Verfügung hat. Als Gläubigernation begannen die USA schließlich, diese Schulden zu tilgen, und wurden zum erfolgreichsten Land des 20. Jahrhunderts, indem sie die Früchte ihrer vernünftigen Investitionen ernteten. Heute verschuldet sich Amerika, um militärisches Material zu kaufen, das dann herumliegt und vor sich hin rostet. Der Hersteller dieses Materials verdient Geld, aber sonst profitiert niemand davon. Dieses Investment ist keine dauerhaft produktive Sache wie ein Kanal oder eine Eisenbahnstrecke. Heute geben wir unser geliehenes Geld für Transferzahlungen aus (über 60 Prozent aller Staatsausgaben und mehr als die Gesamtheit des Steueraufkommens), und die Leute, die dieses Geld erhalten, erleben mit Sicherheit eine wunderbare Zeit, aber solche Zahlungen tragen nichts zur zukünftigen Produktivität bei. Wenn eine Nation nur konsumiert, statt zu investieren und zu sparen, bringt das geliehene Geld wenig Nutzen.
    Noch schlimmer: Die Leute, denen wir die Verantwortung übertragen haben, sich um dieses Problem zu kümmern – zu viel Konsum, zu hohe Schulden –, haben beschlossen, die Lösung sei, noch mehr zu konsumieren und sich noch stärker zu verschulden.
    DIEJENIGEN, die für den Crash von 2008 verantwortlich waren, sind immer noch aktiv. Und sollten Sie glauben, meine Geringschätzung dieser Leute sei auf eine Art Bitterkeit zurückzuführen – vielleicht eine Reaktion auf einen Wertverlust meines Portfolios –, dann darf ich Sie daran erinnern, dass ich zum Zeitpunkt des Crashs, beschleunigt durch das Zerplatzen der Immobilienblase, den größten Teil meines Geldes aus dem Aktienmarkt abgezogen hatte, mit den folgenden Ausnahmen: Ich hatte die Citibank, alle Investmentbanken, die Bauunternehmen und Fannie Mae leer verkauft . Die Inkompetenz in Washington und an der Wall Street wirkte sich für Leute wie mich tatsächlich positiv aus. Während zahllose Amerikaner zusehen mussten, wie sich die Ersparnisse ihres ganzen Lebens in Luft auflösten, erzielten skeptische Investoren erhebliche Gewinne. (Und das taten auch viele der inkompetenten, vom Staat geretteten Banker, die dabei halfen, dass die Amerikaner ihre Ersparnisse verloren. Auch das ist eine dieser schamlosen Ungerechtigkeiten, für die Sie sich bei Ihren Abgeordneten in Washington bedanken können.)
    Auf die Inkompetenz von Politikern und Bürokraten kann man sich immer verlassen. Seit Jahren werden wir mit Nachrichten über den schlechten Zustand des amerikanischen Bildungswesens überschwemmt und erfahren, dass europäische und asiatische Kinder bei standardisierten Tests besser abschneiden als amerikanische. 63 Prozent aller Amerikaner im Alter zwischen 18 und 24 Jahren finden den Irak auf der Landkarte nicht, die Hälfte von ihnen findet den Staat New York nicht und 11 Prozent finden nicht einmal die USA. In einer anderen Studie glaubten 28 Prozent der Studenten, dass die Amerikanische Revolution nach der Schlacht von Gettysburg endete. Und weniger als die Hälfte konnte den ersten Absatz der Unabhängigkeitserklärung identifizieren. Sie kennen die Studien, von denen ich spreche. Studien, die besagen: Es gibt mehr Menschen, die alle fünf Mitglieder der Familie Simpson aus der berühmten Zeichentrickserie nennen können als solche, die auch nur fünf der Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten nennen können, die unser Rechtssystem prägen. Tja, und heute sitzen diese

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