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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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ihrer Währung ein wenig Flexibilität zu, gestatteten eine geringfügige Aufwertung, und seither hat sie ungefähr 30 Prozent an Wert gewonnen. In einem freien Markt wäre sie wahrscheinlich stärker gestiegen. Genau das macht Washington hysterisch, und zwar auf die denkbar dümmste Art und Weise. Politiker in den USA sprechen tatsächlich laut aus: »Wir wollen, dass der Wert unserer Landeswährung sinkt.« Das passiert ja mit dem Dollar, wenn der Renminbi an Wert gewinnt. Japan und anderen Ländern machen die Politiker ähnliche Vorwürfe.
    Nun, ich bin amerikanischer Staatsbürger und will eigentlich nicht, dass der Wert meiner Währung sinkt. Aber es gibt da meine gewählten politischen Repräsentanten, die danach schreien, den Dollar abzuwerten. Gleichzeitig läuft der kleine Timmy Geithner herum und sagt: »Wir setzen uns für einen starken Dollar ein.« Das ist ein Mantra des US-Finanzministeriums, und zwar schon seit Jahrzehnten, obwohl der Wechselkurs der Landeswährung im Lauf der Zeit ständig gesunken ist. Washington verspricht dem Volk einen Dollar, der so stark ist wie das Land. Aber sobald einer von diesen Gestalten ins Ausland fährt, nach China, nach Japan, lautet seine erste Aussage: »Wir wollen, dass eure Währung steigt« (und unsere sinkt). Gleich am nächsten Tag sagt er einem Reporter wie üblich: »Wir setzen uns für einen starken US-Dollar ein.«
    Die Wahrheit ist, dass diese Politiker und Bürokraten, auch der Finanzminister, nur wenig über Währungen wissen. Sie sagen dies und das, oft gleichzeitig, und letztlich sagen sie das, was jeweils politisch opportun ist.

13. Die Krise des Papiergelds
    Als meine Kinder zur Welt kamen, schenkte ich ihnen neben einem englischen und einem chinesischen Globus auch je sechs Sparschweine, weil ich wollte, dass sie ihr Geld sparen. Sie haben Sparschweine für verschiedene Währungen. Ich will keine Devisenspekulantinnen aus ihnen machen, sondern versuche einfach, ihnen bewusst zu machen, dass es verschiedene Arten von Geld gibt, die man alle sparen sollte.
    Im Lauf der Weltgeschichte wurden die Wechselkurse mehrmals fixiert. Im 19. Jahrhundert wiesen die meisten Währungen feste Wechselkurse gegenüber Gold auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg koppelten die Delegierten der Konferenz von Bretton Woods Wechselkurse auf der ganzen Welt an den US-Dollar, der seinerseits an den Goldpreis gekoppelt war: 35 Dollar je Feinunze Gold.
    In Zeiten fixer Wechselkurse spiegelte der Wert einer Landeswährung den Zustand der jeweiligen Volkswirtschaft nicht unbedingt exakt wider. Zum Beispiel setzte man den Kurs der Deutschen Mark gegenüber dem Dollar auf 4 zu 1 fest. Deutschland war damals eine zerstörte Nation. Aber die Deutschen bauten ihr Land wieder auf; sie arbeiteten hart, sparten Geld und wurden sehr produktiv. Sie begannen mit dem Bau schöner, hochwertiger Autos und verkauften sie in großer Zahl ins Ausland – auf der Basis eines Wechselkurses, den man festgelegt hatte, als das Land noch in Trümmern lag. Die Amerikaner waren begeistert, diese Autos zu kaufen, weil sie spottbillig waren. Volkswagen, Mercedes und BMW boomten, weil der Wechselkurs der Mark so niedrig war.
    15 Jahre lang war alles, was Deutschland in die USA exportierte, billiger als es seinem wahren Wert entsprach. Das Land baute riesige Handelsbilanzüberschüsse auf und zog Kapital an. Die Leute wollten in Deutschland investieren. Deutsche Produkte waren von so hoher Qualität, dass das Land schließlich riesige Devisenreserven anhäufte. Gleiches galt für Japan, das enorme Mengen innovativer Produkte in den USA verkaufte. Normalerweise wären die Wechselkurse beider Landeswährungen gestiegen. Und der Dollar hätte an Wert verloren, denn das Handelsbilanzdefizit der USA blähte sich immer weiter auf. Da sich die Wechselkurse aber nicht anpassen konnten, erhöhte sich der Druck. Wir leben in einer dynamischen, sich verändernden Welt, und alles, was künstlich niedergehalten wird, hat die Tendenz, eine Eruption zu vollziehen, wenn dieser Druck nicht mehr existiert. Die Verzerrungen der Realität liefen immer mehr aus dem Ruder und letztlich platzte alles. Als Nixon in den frühen 1970er-Jahren endlich das Goldfenster schloss, stürzte der Wert des Dollars ab, was den Zustand der Welt dramatisch veränderte.
    In den 1970er-Jahren gab es dann freie Wechselkurse. Wenn man allgemein optimistisch für das Pfund Sterling war, dann stieg sein Wert vielleicht an. Währungen konnten zwei, drei Jahre

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