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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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Währungskrisen haben, bis die Welt in eine Zeit zurückfindet, in der der Markt und nicht die Regierung entscheidet, was zum jeweiligen Zeitpunkt ein vertrauenswürdiges Tauschmedium ist. Vielleicht würden wir alle in den nächsten drei Jahren den Dollar verwenden, dann würden irgendwann einige anfangen, Gold zu verwenden, den Schweizer Franken oder den chinesischen Renminbi. Letztlich würden wir alle dem zuneigen, das wir oder der Markt als das Beste erkannt haben. Jetzt benutzt jeder den US-Dollar, aber der Dollar ist eine sehr mangelhafte Währung. Manche Leute trennen sich allmählich von ihm, aber sie tun es nicht so schnell, wie sie sollten.
    Der Autor und Finanzjournalist Hartley Withers, ein früherer Geschäftsbanker, hielt 1934 bei einem Treffen des Royal Institute of International Affairs in London einen Vortrag zum Thema »Die Zukunft des Goldes«. Er sagte: »Der Wunsch nach Gold stammt aus primitiven, barbarischen Zeiten, als der Reiz, den dieses schöne, glänzende Metall auf die menschliche Eitelkeit ausübte, es allgemein begehrt machte, um den Häuptling, seine Trinkgefäße, seine Rüstung, seine Frau und die Tempel seiner Götter damit zu schmücken.« Und er argumentierte: »Jeder Gegenstand, dessen Wert auf menschlicher Barbarei und menschlicher Dummheit beruht, beruht auf einem unzerstörbaren Fundament.« Und aus diesem Grund war Gold ein gutes Mittel, um den Wert des Geldes zu garantieren. John Maynard Keynes schrieb 1923 in A Tract on Monetary Reform (deutsch: Ein Traktat über Währungsreform) : »Der Goldstandard ist bereits ein barbarisches Relikt.« Warren Buffett hat Gold als etwas, »das keinen Nutzen hat«, und als »Möglichkeit, auf Furcht zu spekulieren« abgelehnt. Meiner Meinung nach übertrifft Withers’ Erkenntnis alle anderen Bemerkungen über Gold. Sie (und die Dummheit) haben Keynes überlebt und sie wird zweifellos noch für viele Jahrhunderte gelten.
    ICH ERÖFFNETE MEIN erstes Schweizer Bankkonto 1970. Ich glaubte zu sehen, was kommen würde: eine fortgesetzte Entwertung des Dollars und ständige Inflation. Ich glaubte, die fixen Wechselkurse würden nicht von Dauer sein. Damals war das Pfund Sterling schon mindestens einmal abgewertet worden, de Gaulle beklagte sich über den Dollar und über Gold.
    Ich ging zur New Yorker Geschäftsstelle des Schweizerischen Bankvereins. Das war nicht irgendeine Bankfiliale an der Straßenecke, wo die Leute ihre Schecks einlösten, sondern eine große Niederlassung einer Geschäftsbank. Der Mann im Büro der Bank war verständlicherweise erstaunt. Er war daran gewöhnt, mit General Motors oder mit Leuten zu tun zu haben, die große Geschäfte mit der Schweiz und mit Europa abwickelten. Deshalb war er in New York. Und dann kommt dieser dumme kleine Kerl daher und will mit einem Taschengeldbetrag ein Schweizer Bankkonto eröffnen.
    Ich besaß sehr wenig Geld, denn gerade hatte ich ja alles am Aktienmarkt verloren. Ich war ein blauäugiger junger Mann von der Wall Street, ein Musterbeispiel für die Gefahren von Leerverkäufen. Der Bankangestellte wollte mir helfen, aber das Kapital, das ich einzahlen wollte, war so winzig, dass er bestimmt nicht in Zürich anrufen würde. Ich weiß nicht mehr, wie ich ihn überredet habe. Ich schilderte ihm sämtliche Gründe, warum ich ein Schweizer Bankkonto eröffnen wollte. Zunächst war er zurückhaltend, aber dann erklärte er sich einverstanden. Er fragte mich, wo ich das Konto eröffnen wolle, und erklärte mir, ich bräuchte eine bestimmte Zweigstelle. Ich sagte ihm, dass ich das Konto nicht in den USA haben wolle – mir ging es um ein richtiges Schweizer Konto mit Schweizer Franken. Er wollte das Konto nicht in der Züricher Zentrale eröffnen (zweifellos aus Angst, seine Chefs könnten sich Gedanken darüber machen, ob er vielleicht urlaubsreif war). Er eröffnete mein Konto in einer kleinen Filiale in Winterthur, einer Stadt in der Nähe von Zürich. Als Grund gab er mir gegenüber an, dass Winterthur ganz in der Nähe des Zürcher Flughafens liegt, und das werde die Sache zweckmäßig gestalten – falls ich diese Zweckmäßigkeit brauchen sollte, jetzt, da ich ja tatsächlich ein internationaler Geschäftemacher sei. Man weiß ja nie, wann man seine 50 Dollar vielleicht einmal besuchen möchte.
    Im Lauf der Zeit habe ich immer wieder im Ausland investiert und dort Bankkonten eröffnet. Das war eine natürliche Entwicklung. Wenn ich in Deutschland investieren wollte, eröffnete ich dort

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