Die Wall Street ist auch nur eine Straße
lang steigen oder sinken; ihre Wechselkurse konnten sich monatlich, wöchentlich, täglich oder sogar stündlich angleichen. Wenn ein Land Probleme bekam, dann vollzog der Markt allmähliche Anpassungen statt der abrupten Krisen in der Ära der fixierten Wechselkurse.
Wir haben immer noch Währungsprobleme, auch bei freien Wechselkursen, und die Veränderungen können signifikant sein; zum Teil auch deshalb, weil Regierungen und Banken Pleitekandidaten immer noch stützen. Der Euro zum Beispiel steckt in einer Krise. Und gerade jetzt drängen manche Leute auf die Rückkehr zum alten Goldstandard. Das könnte für eine Weile funktionieren, aber Politiker haben immer Möglichkeiten gefunden, dergleichen zu umgehen, und letztlich würden die Probleme wieder auftauchen.
In meinem Buch Die Abenteuer eines Kapitalisten habe ich darüber geschrieben, wie die Kaiser des Römischen Reiches über zwei Jahrhunderte ihren Münzen immer größere Mengen unedler Metalle beigemischt haben. Als Nero im Jahr 54 an die Macht kam, bestanden die Münzen entweder aus purem Silber oder aus purem Gold. Im Jahr 268 nach Christus enthielten die Silbermünzen noch 0,02 Prozent Silber, und Goldmünzen waren verschwunden, weil kluge Römer damals Gold horteten. Das ist tatsächlich der Ursprung des Worts »entwerten«. Franklin Roosevelt tat 1933 so ziemlich das Gleiche, als er den Amerikanern per Gesetz untersagte, ihre Dollars gegen Gold einzutauschen. Er konfiszierte das Gold und entwertete den Dollar fast um die Hälfte, denn eine Feinunze Gold kostete nun 35 statt 20 Dollar.
Wenn Regierungen das Geld ausgeht, hören sie nicht auf, Geld auszugeben. Das war vor 2000 Jahren nicht anders als heute. Politiker kennen keine Einschränkungen. Wenn den Römern das Silber ausging, wenn ihre Wirtschaft schlecht geführt wurde und Handelsdefizite entstanden, konnten sie nur durch das Schaffen von zusätzlichem Geld die guten Zeiten aufrechterhalten. Stellen Sie sich einfach Ben Bernanke in einer Toga vor. Münzen verschlechtern oder die Druckerpresse anwerfen – nur die Technologie ändert sich. Immer wieder geht Regierungen das Geld aus, und solange das passiert, werden Bürokraten und Politiker Wege finden, Geld zu erschaffen.
In der Geschichte der Menschheit wurde alles Mögliche als Geld verwendet: Gold, Silber, Kupfer, Bronze, Muschelschalen, Elfenbein, Rinder. Gold diente im Lauf der Jahrtausende schon oft als Geld. Silber sogar noch öfter. Christus wurde für 30 Silberstücke verraten, nicht für Goldstücke. In jedem monetären System existiert das Problem, dass die Politiker immer einen Weg finden, sich mit ihm zu arrangieren, ob sich das System nun um Bargeld, um Papiergeld oder um greifbare Vermögensgegenstände dreht. Politiker finden immer einen Weg, das Geld ihres Landes zu entwerten.
Die einzige funktionierende Lösung ist aus meiner Sicht, den Leuten selbst zu überlassen, was sie als Währung verwenden wollen. Wenn Sie und ich einen Vertrag miteinander schließen und uns darauf einigen, Muschelschalen als Währung zu benutzen, dann können wir das tun – und jeder andere kann das auch. Wenn Sie und ich Zucker als Tauschmittel verwenden wollen, dann ist das in Ordnung. Auf diese Weise würde der Markt bestimmen, was Geld ist. Die Politiker hätten keine Kontrolle darüber. Sollte das Geld entwertet werden, dann würden es die Leute einfach nicht mehr verwenden. Die Welt besäße ein gesünderes Fundament.
Nach Lage der Dinge können Sie und ich aber nichts anders als Dollars verwenden, um unsere Zahlungsverpflichtungen zu regeln. Ein Vertrag auf der Basis von Silber wäre für Sie und mich unpraktisch, denn ich müsste dann am Markt Silber kaufen, und wenn ich es Ihnen gäbe, müsste ich auf dieses Silber Kapitalertragsteuer zahlen. Ohne dieses Geldmonopol würden die Politiker scheitern. In den 1930er-Jahren, als das Vereinigte Königreich vor Problemen stand, erklärte es die britische Regierung zum Verrat, irgendein anderes Tauschmedium zu verwenden als das Pfund Sterling. Die britischen Bürger hatten immer Wahlmöglichkeiten gehabt, und daher fiel es schwer, diese Einstellung zu durchbrechen.
Sollten wir zum Goldstandard zurückkehren, dann würde dies kurzfristig für ein wenig Disziplin und Stabilität sorgen – in der jetzigen Situation ist alles eine kurzfristige Verbesserung –, aber es wäre nur eine vorübergehende Lösung, weil Politiker immer einen Weg finden, der Disziplin zu entkommen. Wir werden weiterhin
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