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Die Wand

Titel: Die Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlen Haushofer
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Misthaufen fingen fröhlich zu wuchern an. Die Umstellung ging so schnell, daß ich es gar nicht fassen konnte. Ich fühlte mich auch nicht gleich wohler, und an den ersten warmen Tagen war ich matter als im Winter. Nur meine Finger besserten sich sofort. Die Katzenkinder gediehen gut, hielten sich aber noch im Kasten auf. Die alte Katze war nicht so besorgt um sie, wie sie es um Perle gewesen war. Nachts ging sie gern auf ein Stündchen weg. Vielleicht hatte sie schon mehr Vertrauen zu mir, oder die kleinen Tiger schienen ihr weniger gefährdet. Sie trank schüsselweise Bellas Milch und verwandelte sie in ihrem Leib in Milch, die den Katzenkindern zuträglich war. Am zwanzigsten März stellte sie mir ihre Jungen vor. Alle drei warendick und glänzend, aber keines hatte Perles langhaariges Fell. Eines hatte ein etwas schmäleres Gesicht als die andern, daraus schloß ich, daß es ein Weibchen war. Es ist fast unmöglich, das Geschlecht so kleiner Katzen festzustellen, und ich hatte auch nur sehr wenig Erfahrung darin. Von da an spielte die Katze mit ihren Kindern im Zimmer. Sie wurden eine besondere Belustigung für Luchs, der sich aufführte, als wäre er ihr Vater. Sobald sie merkten, daß er harmlos war, fingen sie an, ihn ebenso zu belästigen wie ihre Mutter. Manchmal bekam Luchs genug von seinen Quälgeistern und fand, daß sie ins Bett gehörten. Dann trug er sie vorsichtig in den Kasten. Kaum war das letzte transportiert, tummelte sich das erste schon wieder im Zimmer. Die Katze sah ihm zu, und wenn ich jemals eine Katze schadenfroh lächeln gesehen habe, dann war sie es. Schließlich stand sie auf, verteilte ein paar Ohrfeigen und trieb ihre Brut in den Kasten. Sie ging mit ihnen viel unsanfter um als mit Perle. Es war aber auch notwendig, denn sie waren unbändig spiel- und rauflustig. Herr Ka-au Ka-au schien sich ganz und gar durchgesetzt zu haben. Den ganzen Tag tobten sie durch die Hütte, und ich mußte immer achtgeben, um sie nicht zu zertreten.
    Ich weiß nicht, wie es geschah, aber eines Mittags, gerade bei einem wilden Fangspiel, verfiel die kleinste Katze, die mit dem schmalen Gesicht, in krampfhafte Zuckungen und war nach wenigen Minuten tot. Ich hatte sie gar nicht beachtet und konnte mir nicht vorstellen, was ihr zugestoßen war. Sie schien völlig unverletzt. Die Alte rannte sofort zu ihr hin und leckte sie zärtlich klagend ab, aber da war schon alles vorüber. Ich begrub die kleine Katze in der Nähe Perles. Die Alte suchte sie eine Stunde lang und befaßte sich dann mit den beiden andern, so, als hätte es nie ein drittes Kätzchen gegeben.Auch die Geschwister schienen sie nicht zu vermissen. Luchs war gerade nicht im Haus gewesen, als er zurückkam, stutzte er, sah mich fragend an und ging zum Kasten, um nachzusehen. Irgend etwas lenkte ihn ab, und er vergaß, warum er hingegangen war. Ich bin aber sicher, daß er merkte, daß eines der Kätzchen fehlte. Ich bin das einzige Wesen, das noch heute manchmal an jenes schmalgesichtige Tierchen denkt. War es mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen, oder gab es auch bei Katzenkindern Fraisen? Ich bin froh, daß es nicht lange leiden mußte und daß ich weiß, was aus ihm geworden ist. Natürlich trauerte ich nicht wie um Perle, aber ein wenig vermißte ich es doch.
    Die Übriggebliebenen waren, wie sich allmählich herausstellte, wirklich Kater. Seit es so warm war, spielten sie auch vor der Tür und machten mir Sorgen, weil sie immerzu ins Gebüsch kriechen wollten. Sie fingen früh an, Fliegen und Käfer zu fangen, und machten schmerzliche Bekanntschaft mit den großen Waldameisen. Ihre Mutter bewachte sie anfangs scharf, aber ich merkte, daß das Kindergeschäft anfing, sie zu ermüden. Jedenfalls wurden die Ohrfeigen, die sie austeilte, immer kräftiger. Ich konnte es ihr nicht verübeln, die beiden waren unglaublich wild und ungehorsam. Ich nannte sie Tiger und Panther. Panther war hellgrau-schwarz gestreift und Tiger dunkelgrau-schwarz auf rötlichem Untergrund. Wenn ich ein wenig Zeit hatte, sah ich ihnen gerne zu bei ihren Raubtierspielen. So kam es, daß die beiden Kater Namen erhielten, während der kleine Stier noch immer namenlos war. Es war mir noch nichts eingefallen. Die alte Katze war ja auch namenlos. Natürlich hatte sie hundert Kosenamen, aber einen dauernden Namen bekam sie nie. Ich glaube, sie hätte sich auch nicht mehr daran gewöhnt.
    Die Krähen, die den Kätzchen vielleicht gefährlich hätten werden können, waren, als es

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