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Die Wand

Titel: Die Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlen Haushofer
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wunderte ich mich über die unsinnige Hoffnung, die daraus sprach, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich trug den Rucksack, die Büchsflinte, das Fernglas und den Bergstock. Bella führte ich am Strickneben mir. Der kleine Stier hielt sich eng an seine Mutter, und ich fürchtete nicht, daß er davonlaufen würde. Außerdem hatte ich Luchs befohlen, auf ihn zu achten.
    Die beiden Katzen hatte ich in eine Schachtel mit Luftlöchern gesetzt, die ich auf den Rucksack band. Ich wußte nicht, wie ich sie anders hätte befördern können. Sie nahmen diese Behandlung schrecklich übel und schrien empört in ihrem Gefängnis. Bella war anfangs ein wenig beunruhigt von dem Geschrei, dann gewöhnte sie sich daran und schritt ruhig an meiner Seite dahin. Ich war sehr aufgeregt und fürchtete, sie oder der Stier könnten abstürzen oder sich ein Bein brechen. Es ging aber besser, als ich mir vorgestellt hatte. Nach einer Stunde ergab sich die alte Katze in ihr Los, und nur Tigers erbärmliches Geschrei lag mir noch in den Ohren. Manchmal blieb ich stehen, um dem kleinen Stier eine Ruhepause zu gönnen, er war ja nicht daran gewöhnt zu gehen. Er und Bella benützten die Pausen dazu, ruhig das junge Laub von den Bäumen zu rupfen. Sie waren viel weniger aufgeregt als ich und schienen ganz zufrieden mit dem Ausflug. Ich redete dem ausdauernden Tiger gut zu, mit dem einzigen Ergebnis, daß nun auch die alte Katze wieder empört ihre Stimme erhob. So ließ ich sie schließlich beide schreien und versuchte, nicht hinzuhören.
    Der Weg war ganz gut erhalten und in Serpentinen angelegt, aber es dauerte doch vier Stunden, ehe unsere merkwürdige Prozession die Alm erreichte. Es war schon gegen Mittag. Ich ließ Bella und den Stier neben der Hütte grasen und befahl Luchs, auf sie ein Auge zu haben. Ich war völlig erschöpft, weniger von der körperlichen Anstrengung als von der Nervenanspannung. Auch das Geschrei der Katzen war am Schluß fast nicht mehr zu ertragen gewesen. In der Hütte schloß ich Tür und Fenster und ließ die beiden Schreihälse frei. Diealte Katze fuhr fauchend unter das Bett, und Tiger flüchtete nach einem letzten Klageschrei ins Ofenloch. Ich versuchte sie zu trösten, aber sie wollten nichts von mir wissen, und so ließ ich sie hocken. Ich legte mich auf den Strohsack und schloß die Augen. Nach einer halben Stunde erst fühlte ich mich fähig, aufzustehen und ins Freie zu gehen. Luchs stand trinkend am Brunnen, ohne ein Auge von seinen Schützlingen zu lassen. Ich lobte und streichelte ihn, und er war sichtlich froh, von der Wache abgelöst zu werden. Bella hatte sich hingelegt, und der Stier lag eng an ihrer Seite und sah so erschöpft aus, daß ich schon wieder anfing, mir Sorgen zu machen. Ich stellte den beiden ein Schaff Wasser hin. In Zukunft konnten sie aus dem Brunnen trinken. Es bestand keine Gefahr, daß sie sich in ihrer ermatteten Verfassung zu weit weg wagen würden. Wir hatten alle ein wenig Ruhe verdient. Ich legte mich wieder aufs Bett. Die Hüttentür mußte ich der Katzen wegen schließen. Luchs hatte sich neben der Hütte unter einem schattigen Busch zu einem Schläfchen niedergelassen. In wenigen Minuten war auch ich eingeschlafen, und ich schlief bis zum Abend und erwachte noch immer müde und unlustig. Die Hütte starrte vor Schmutz, und das störte mich sehr. Es war zu spät geworden, um noch heute mit der großen Reinigung zu beginnen. So wusch ich nur das notwendige Geschirr mit der Drahtbürste und Sand und stellte einen kleinen Topf mit Erdäpfeln auf den Spirituskocher. Dann riß ich das Bett auseinander und schleppte den muffigen Strohsack auf die Wiese und bearbeitete ihn mit dem Stock. Eine Wolke von Staub stieg auf. Mehr konnte ich im Augenblick: nicht tun, ich nahm mir aber vor, den Strohsack jeden schönen Tag ins Freie zu legen und auszulüften.
    Die Sonne sank hinter die Fichten hinter den sanften Matten, und es wurde kühl. Bella und der Stier hattensich erholt und grasten friedlich auf ihrer neuen Weide. Ich hätte sie gerne über Nacht im Freien gelassen, wagte es aber dann doch nicht und trieb sie in den Stall. Ich hatte keine Streu, und sie mußten auf dem Bretterboden schlafen. Ich schüttete noch Wasser in den Trog und ließ die beiden dann allein. Inzwischen hatten die Erdäpfel genügend lang gekocht, und ich aß sie mit Butter und Milch. Auch Luchs bekam das gleiche Nachtmahl, und während ich aß, kroch auch Tiger aus seinem Versteck, angelockt durch den

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