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Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nach und versuchte, das Gehörte zu begreifen. Wie es aussah, waren die Leute hier auf einen Betrüger hereingefallen und hatten deswegen ihren Bruder verprügelt. Ihr Mitleid mit den Viehverlusten der Dörfler schwand, und sie sagte sich, dass diese selbst schuld waren, wenn sie wegen der schlechten Medizin die gute, die sie bei sich trug, nicht mehr kauften.
    Leider stillten diese Gedanken nicht ihren Durst, und so suchte sie auf ihrem weiteren Weg nach einer Quelle. Sie geriet dabei wieder tiefer in den Wald und wusste zuletzt nicht mehr, ob sie noch auf dem rechten Weg war oder nicht. Zum Glück fand sie schließlich ein klares Bächlein und trank erst einmal reichlich. Dabei schwor sie sich, beim nächsten Mal eine Flasche mitzunehmen, in die sie Wasser füllen konnte. In die kleinen Fläschchen, die sie leer bei sich trug, passte gerade mal ein Schluck.
    Ihr Vater hatte stets eine Feldflasche aus Holz auf seine Wanderung mitgenommen und sie als Kinder spaßeshalber daraus trinken lassen. Daran hatte sie nicht gedacht, als sie ihre Ausrüstung zusammenstellte, und dieses Versäumnis bereute sie nun. Verdrossen ging sie weiter und erreichte etwa eine Stunde später das nächste Dorf. Hier wurde sie zwar nicht verjagt, doch die Bewohner erschienen ihr trotzdem seltsam. Schon die erste Bäuerin, mit der sie sprach, zog sie näher an sich heran.
    »Hast du auch Mittel, die gegen die Bosheit der Teuflischen helfen?«, fragte die Frau so leise, dass Klara Mühe hatte, sie zu verstehen.
    »Was meinst du?«, fragte sie verwundert.
    »Nun, etwas, das gegen den Fluch von Hexen hilft!« Jetzt sprach die Bäuerin etwas lauter, sah sich dabei aber immer wieder um, als hätte sie Angst, die unsichtbaren Mächte könnten sie belauschen.
    Zu Hause hatte der Pastor erklärt, dass es keine Hexen gäbe. Diese wären nur eine Erfindung ängstlicher, abergläubischer Geister, die kein Vertrauen in das Wirken Gottes hätten. Klara wusste daher nicht, was sie sagen sollte. »Ich habe Mittel gegen alle möglichen Krankheiten bei mir«, antwortete sie zögernd.
    »Ich brauche etwas, das gegen einen Hexenfluch hilft«, fuhr die andere fort. »Wir gehören zur Grafschaft Güssberg, deren Hauptort jenseits der Hügel liegt. Vor einigen Tagen hat der Graf einen Wilddieb gefangen und aufhängen lassen. Dessen Tochter hat den Grafen verflucht und ihm alle möglichen Seuchen gewünscht. Gestern Morgen waren plötzlich ein Dutzend Schafe des Grafen tot, ebenso mehrere Schafe anderer Bauern. Jetzt jagen sie die Hexe, doch selbst wenn sie sie fangen und töten, wird ihr Fluch weiter bestehen, ja, sogar noch stärker werden, weil der Teufel jenen hilft, die für ihn sterben. Dagegen will ich mich wappnen!«
    Klara begriff, dass sie mit einer Lüge jedes ihrer Mittel zu einem Preis loswerden konnte, der weit über dem üblichen lag. Aber dies wäre ein noch schlimmerer Betrug gewesen als der, den der Theriak-Verkäufer an seinen Kunden in Kronach begangen hatte. Daher schüttelte sie den Kopf.
    »Ich habe nur Mittel gegen normale Viehkrankheiten, aber nichts, was gegen Flüche wirkt!« Insgeheim dachte sie, dass es sich bei dem angeblichen Fluch wahrscheinlich um eine Viehseuche handelte, die hier ausgebrochen war, und dagegen halfen auch ihre Arzneien nichts.
    »Dann kann ich dir nichts abkaufen«, meinte die Bäuerin und verschwand wieder in ihrem Haus.
    Achselzuckend ging Klara weiter und versuchte es bei anderen Höfen. Sie brachte aber in diesem Dorf nur ein wenig von dem Pulver an, das gegen den Husten von Pferden half und dafür sorgte, dass diese genügend fraßen. Der Verdienst war entsprechend gering. Trotzdem atmete sie erleichtert auf, als sie diese Höfe hinter sich lassen konnte. Ihr Blick richtete sich nach vorne, und sie musterte die Hügelkette, die den Besitz des Grafen fast in der Mitte teilte. Wenn die Leute drüben im Hauptort ähnlich abergläubisch waren wie diese hier, war es wohl das Beste, wenn sie Güssberg umging. Sonst hielt man sie womöglich auch noch für eine Hexe.
    Bei dem Gedanken schüttelte Klara den Kopf und wünschte der Tochter des Hingerichteten, dass sie dem Grafen und seinen Häschern entging.
    Sie atmete einmal tief durch und beschloss, ihren Pflichten nachzukommen und dennoch das Hauptdorf aufzusuchen. Es war größer als die Ortschaften, durch die sie bis jetzt gezogen war, und etwas außerhalb am Waldrand stand das reichgeschmückte Schloss des Grafen, auf dessen Turm eine riesige Fahne mit seinem

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