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Die Wanderbibel

Titel: Die Wanderbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Kehle , Mario Ludwig
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allem seine markante Dreiecksform gemacht. Eine Form, die auch der Schweizer Schokoladenfirma Tobler als Vorbild für ihre Toblerone diente. Und so prangt der Hausberg von Zermatt auf Milliarden von Postkarten, Biergläsern, Holztellern, Ku ckucksuhren und anderen in der Mehrzahl abscheulichen Touristen-Devotionalien. Und als ob das nicht genug wäre: Selbst im Disneyland in Kalifornien befindet sich eine Nachbildung des Matterhorns.
    Für japanische Touristen ist ein morgendlicher zwanzigminütiger Fotostopp am Matterhorn fester Bestandteil ihrer »Europe in Five Days-Reisen«. Mittags sitzen unsere Freunde aus Fernost dann bei Bier und Brezn im Münchner Hofbräuhaus oder in einer Gondel in Venedig. Da kann man leicht den Überblick verlieren.
    Das Abenteuer, einmal auf dem »Berg der Berge« zu stehen, kann man beim Zermatter Alpincenter buchen: 1369 Schweizer Franken betragen die Gesamtkosten einer Matterhornbesteigung inklusive Bergführer, Bahnbillet und Halbpension auf der Hörnlihütte: Aber auch mit Bergführer ist eine Matterhornbesteigung kein Zuckerschlecken. Kondition für neun bis zehn Stunden Bergsteigen in großer Höhe, ausreichende Kletterkünste sowie eine tüchtige Portion Mut sind hier Grundvoraussetzung. Und so ist auch im Vertrag des Alpincenters folgender Passus zu finden: »Wird die Besteigung aufgrund mangelnder physischer Voraussetzungen des Gastes abgebrochen, entfällt das Recht auf eine Rückerstattung.«
    Über 500 Bergsteiger sind bis heute am Matterhorn ums Leben gekommen. Einige von ihnen sind immer noch verschollen.
    Nein, das Matterhorn kam als erster Viertausender keinesfalls infrage, dieser Zacken war definitiv noch mindestens drei Nummern zu groß für mich.
    Obwohl: Genau das hat mein Freund Manfred, heute ehrenwerter Vorstand einer Sparkasse, vor vielen Jahren gemacht. Er hat als allerersten Berg überhaupt gleich das Matterhorn bestiegen. Kein Dreitausender, kein Zwei tausender, noch nicht einmal irgendein alpiner Idiotenhügel musste als Trainingsgelände herhalten. Sozusagen von 0 gleich auf 4478. Manfreds Vorbereitung auf den Berg der Berge bestand aus reichlich Joggen, zwei im Schwarzwald absolvierten Kletterkursen und etwas Klettertraining an den oberhalb Baden-Badens (!) gelegenen Battertfelsen, die nur wenig höher sind als ein aufgerichteter Linienbus. Derart gerüstet fuhr Manfred zusammen mit einem Freund, der die gleiche Vorbereitung absolviert hatte, im September 1989 aus dem kleinen unbekannten badischen Dorf Huttenheim ins weltbekannte Schweizer Dorf Zermatt, bestieg am nächsten Tag das Matterhorn und fuhr noch am selben Abend wieder zurück nach Huttenheim. Da soll einer nochmal sagen, Banker hätten ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken. Danach hat Manfred noch den Mont Blanc und den Großglockner bestiegen. Das war’s dann aber auch. Manfred ist nämlich ausgesprochen gern in Huttenheim.
    Erzählt man diese etwas außergewöhnliche Matterhorn-Story in »seriösen« Bergsteiger- oder gar Bergführerkreisen, schütteln diese zuerst entsetzt den Kopf und verfallen dann sofort in heftige Schnappatmung. Ich dagegen habe Manfred für seine bergsteigerische Harakiriaktion immer gnadenlos bewundert.
    Der am leichtesten zu besteigende Viertausender der Alpen ist wahrscheinlich das im Schweizer Wallis gelegene, 4027 Meter hohe Allalinhorn. Man muss zwar mit Steigeisen, Klettergurt und Seil umgehen können, aber von der Kondition her ist das ein Viertausender, den, folgt man der einschlägigen Fachliteratur, jeder, der einigermaßen gesund ist und ein Minimum an Sport treibt, locker schaffen kann.
    Was wiederum damit zusammenhängt, dass dem Bergsteiger die ersten 3500 von 4027 Höhenmetern von der Metro Alpin abgenommen werden. Die Metro Alpin ist eine vollständig unterirdisch verlaufende Standseilbahn und wird daher gerne als »höchstgelegene U-Bahn der Welt« bezeichnet. Bleiben für den Gipfelstürmer noch lumpige 500 Höhenmeter, die er selbst bei gemächlichem Schritt in längstens zweieinhalb Stunden bewältigen kann. Die größte Gefahr beim »Normalweg« auf das Allalinhorn lauert am Anfang und am Ende der gesamten Tour, nämlich von einem besoffenen Skifahrer oder Snowborder über den Haufen gefahren zu werden. Das Allalinhorn ist eben ein »Altweiber-Viertausender«, wie die echten Profis spötteln.
    Nein, ein Altweiber-Viertausender sollte mein erster Viertausender auf keinen Fall werden.
    Letztendlich entschied ich mich für den ebenfalls im Wallis

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