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Die Wanderbibel

Titel: Die Wanderbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Kehle , Mario Ludwig
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Schlitzaugen, dös brauch ma da herobn net!« So viel zum Thema Bergfreunde sind weltoffen. Na ja, die Erfahrung, dass man es als Wanderer mit Migrationshintergrund in Bayern nicht gerade leicht hat, musste bereits der berühmte Bär Bruno machen. Der Braunbär, der 2006 aus der italienischen Provinz Trentino über Österreich nach Bayern eingewandert war, wurde in seiner neuen Heimat »verhaltensauffällig«, will heißen, plünderte diverse Hühnerställe und Bienenkörbe. Grund genug für den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Bruno, der in deutschen Amtsstuben unter der Bezeichnung »JJ1« geführt wurde, zum »Problembären« zu erklären und ihn am 26. Juni 2006 von einer mobilen Eingreiftruppe des zuständigen Landratsamtes erschießen zu lassen. Der italienischstämmige Wanderbär Bruno hatte wohl dummerweise einfach den Slogan »Die Welt zu Gast bei Freunden« der zur gleichen Zeit in Deutschland stattfindenden Fußballweltmeisterschaft wörtlich genommen. Auf der anderen Seite: So richtig wohl gefühlt hätte sich Bruno in seiner neuen Heimat wahrscheinlich nicht. In Bayern hätte er nämlich der sexuellen Enthaltsamkeit frönen müssen – die letzte deutsche Bärin wurde vor 140 Jahren erlegt.
    Um den Kreis zu schließen: Die krude Hinrichtung des Braunbären hatte wiederum einen massiven Einfluss auf das Urlaubsverhalten vieler deutscher Bergfreunde. Zahlreiche zutiefst empörte Wanderfreunde stornierten aus Protest über Brunos Exekution ihren Urlaub in Bayern, und in den Internet-Gästebüchern der oberbayerischen Ferienorte waren gehäuft wütende Einträge wie etwa »Bei Mördern machen wir keinen Urlaub« zu lesen. Merke also: Der deutsche Wanderer an sich mag im Einzelfall Migranten, wenn es sich um Braunbären handelt.
    Noch einmal kurz zurück zum Biberkopf: Die Tour auf den westlichen Eckberg des Allgäuer Hauptkamms gehört bei gutem Wetter sicherlich zu den landschaftlich schönsten Bergwanderungen Deutschlands. Etwas geübt, trittsicher und schwindelfrei sollte man aber schon sein, und ein bisschen Kondition sollte man ebenfalls mitbringen: Gilt es doch beim etwa dreistündigen Aufstieg über tausend Höhenmeter zu überwinden. Im letzten Teilstück wartet sogar noch eine kleine Kletterei, die allerdings mit Sicherungseisen entschärft ist. Auf dem Gipfel wird man dann aber mit einer grandiosen Aussicht für alle Mühen entlohnt.

18 Abgebrunftete Hirsche, fette Murmelis und vermeintliche Kindsräuber
    Der Wanderer und die Tierwelt
    Im Gegensatz zur Tierwelt anderer Kontinente lauern in der mitteleuropäischen Fauna nur überschaubare Gefahren auf den Wanderer. Weder streifen Löwen durch die deutschen Mittelgebirge, noch machen Leoparden die Alpen unsicher. Und auch an deutschen Flüssen und Seen liegen keine menschenfressenden Riesenkrokodile im Hinterhalt. Wölfe gibt es lediglich im militärischen Sperrgebiet, nämlich auf Truppenübungsplätzen in der Lausitz. Und dafür, dass man nicht von aus Italien einwandernden Braunbären gefressen wird, sorgt zuverlässig die Bayerische Staatsregierung (siehe die Ausführungen zu Bruno in Kapitel 17). Aber auch die Chance, beim Wandern von einer der beiden einzigen in Deutschland heimischen Giftschlangen, der Kreuzotter und der Aspis viper, gebissen zu werden, ist verschwindend gering. Beide Arten stehen in Deutschland auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.
    So ist heutzutage ein gerade mal vier Millimeter großer, blinder und tauber Miniaturvampir mit acht Beinen der gefährlichste Feind des Wanderers, der sogenannte Holzbock. Was diese Zeckenart gerade für Wanderer so gefährlich macht, ist nicht die Tatsache, dass sie es auf unser Blut abgesehen hat. Es sind lediglich ein paar Tausendstel Milliliter, die uns die kleinen Blutsauger abzap fen. Nein, zu einer echten Gefahr wird der Holzbock durch die Tatsache, dass er die Erreger zweier äußerst hässlicher Krankheiten, der Lyme-Borreliose und der Frühsommer- Meningoenzephalitis, überträgt. Beides sind Krankheiten, die im Extremfall tödlich enden können.
    Unglücklicherweise sind gerade Wanderer besonders durch Zeckenbisse gefährdet. Will heißen, sie sind eine Art Hochrisikogruppe unter den potenziellen Zeckenopfern. Die kleinen Biester treiben schließlich vor allem im bevorzugten Aufenthaltsgebiet der Wanderer, nämlich den süddeutschen Mittelgebirgen und im Alpenvorland, ihr Unwesen. Und auch die Lebensgewohnheiten der Minivampire sind für den

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