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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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verwundert. »Ja, aber …«
    »Kein Aber!«, rief der Württemberger mit dröhnender Stimme.
    »Wir wollen uns dieses Fest doch nicht von Graf Konrad verleiden lassen. Frau Mechthild, lasst mein Patenkind holen, undbringt auch gleich geweihtes Wasser mit. Ach nein – kein Weihwasser! Das hat der verräterische Mönch besudelt. Sprecht Ihr den Segen über Wasser und Kind, Abt Adalwig. Das wird Gott gewiss gefallen.«
    »Jetzt? Hier in der Halle?«, fragte der Abt entgeistert.
    »Warum nicht?«, antwortete der Graf. »Die meisten Kinder werden nicht in einer Kirche getauft, sondern zu Hause. Außerdem ist es hier gemütlich warm, während das Kind in der Burgkapelle erbärmlich frieren würde.«
    Der Abt wechselte einen hilflosen Blick mit dem Burgherrn und dessen Gemahlin. Frau Mechthild nickte zustimmend und schickte Guda los, um den Jungen zu holen. Sie hatte verstanden, dass der Württemberger mit dem heiligen Sakrament der Taufe den bedrohlichen Schatten des Keilburgers vertreiben wollte, und war ihm so dankbar, dass sie sich vornahm, in St. Ottilien drei Messen für seine Gesundheit und sein Seelenheil lesen zu lassen.
    Als Guda den Knaben brachte, hatte man bereits alles für die Taufe vorbereitet. Giso und ein paar seiner Leute hatten nicht nur das goldverzierte Kruzifix aus der Kapelle geholt, sondern auch das Taufbecken, das so schwer war, dass sechs kräftige Männer es hatten tragen müssen.
    Eberhard von Württemberg kam der Beschließerin entgegen und ließ sich das Kind reichen. »Ein prachtvoller Bursche«, meinte er lächelnd und sah zufrieden, wie Frau Mechthilds Wangen vor Freude aufglühten. »Sprecht Eure Gebete, ehrwürdiger Abt«, forderte er Adalwig auf, der noch immer nicht ganz begriff, welcher Wind hier durchfegte. Schließlich stand der alte Herr jedoch auf und stellte sich neben das Taufbecken. Er musste zwar ein paarmal innehalten, um sich an die Gebete zu erinnern, doch sprach er den Taufsegen ohne jeden Fehler und schlug schließlich mit einem erleichterten »Amen« das Kreuz über dem Kind.
    »Amen«, scholl es aus den Mündern der Anwesenden zurück.
    Die meisten Gäste glaubten, es würde jetzt weitergetafelt werden, doch der Württemberger hob die Hand, um die Aufmerksamkeit noch einmal auf sich zu ziehen.
    »Nachdem mir die Ehre gewährt wurde, Pate dieses Kindes zu sein, will ich ihm auch mein Patengeschenk überreichen«, rief er mit raumfüllender Stimme. »Und zwar belehne ich meinen Patensohn Grimald mit der Herrschaft Thalfingen am Neckar, um das Band zwischen seiner Sippe und der meinen zu stärken.« Er drehte sich mit dem Kind auf dem Arm einmal um seine Achse, um den Eindruck zu erkunden, den sein Geschenk machte, und lächelte dann zufrieden in sich hinein.
    Ritter Dietmar starrte ihn mit offenem Mund und glänzenden Augen an. Ihm war es egal, dass sein Sohn mit diesem Besitz ein Lehnsmann des Württembergers geworden war, denn diese Verbindung würde Arnstein gegen jeden weiteren Zugriff des Keilburgers schützen. Graf Konrad würde es sich zweimal überlegen, einen Verbündeten und Vasallen des Grafen von Württemberg zu bedrängen. Auch Frau Mechthild wirkte wie ein Kind, dem man eben die schönste Puppe der Welt geschenkt hatte. Abt Adalwig erkannte mit Freuden, dass der hohe Gast von jetzt an seine schützende Hand über seinen Freund Dietmar hielt, und schickte ein Dankgebet gen Himmel. Hartmut von Treilenburg stieß die zu lange angehaltene Luft aus und hob seinen Becher, um auf das Wohl des Grafen und seines Patenkinds zu trinken. Auch ihm würde die Verbindung zu Württemberg den Schutz bieten, den er so dringend brauchte.
    Marie fühlte, dass mit dem Besuch Eberhards von Württemberg ein neuer Geist in die Burg Arnstein eingezogen war. Der Graf sah nicht so aus, als würde er einer Fehde mit dem Keilburger aus dem Weg gehen. So schöpfte auch sie wieder Hoffnung, dass Magister Ruppertus doch noch seiner gerechten Strafe zugeführt werden würde. Für einen Augenblick überlegte sie, ob sie sich dem Württemberger offenbaren und ihn um Schutz und Hilfebitten sollte. Da ihr jedoch nicht in seinem Machtbereich Unrecht geschehen war, ließ sie den Gedanken sofort wieder fahren. In Konstanz besaß der Graf von Württemberg keinen Einfluss und konnte daher nichts für sie tun. Es war auch nicht sehr wahrscheinlich, dass der hohe Herr sich für die Belange einer Hure interessieren und ihr Glauben schenken würde.
    Der Graf von Württemberg hielt sich zwei Wochen auf

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