Die Wanderhure
Gesicht und lächelte sanft. »Doch, genau jetzt brauchst du sie. Du bist ein starker Mann, der nicht lange ohne ein Weib bleiben kann. Ich war jetzt zwei Wochen unterwegs und konnte dich auch vorher nicht mehr so zufrieden stellen, wie du es verdienst.«
»Ich war vollauf zufrieden mit dir«, protestierte Dietmar, »und ich will kein anderes Weib als dich.«
Frau Mechthild rieb ihre Wange an seinem rasierten Kinn. »Das weiß ich doch, mein Lieber. Keine Frau hat einen besseren Gemahl als ich. Also erlaube mir, auch einmal an dein Wohl zu denken. Es geht mir und damit auch unserem Sohn besser, wenn ich weiß, dass du zufrieden bist.«
»Wie soll man zufrieden sein bei einem Nachbarn wie dem Keilburger vor der Tür«, schnaubte der Ritter.
Seine Frau lachte nur und drehte seinen Kopf so, dass er Marie ansehen musste. »Ist sie nicht wunderschön?«
Sie sagte es mit einem solchen Stolz, dass ihr Gemahl lachen musste. »Du spielst ein gefährliches Spiel, Mechthild. Was machst du, wenn ich die schöne Hure behalte und dich zu deinem Vater zurückschicke?«
»Das wirst du gewiss nicht tun, denn ich würde ja deinen Sohn mitnehmen, den ich unter dem Herzen trage.«
Der Ritter ergriff die Hände seiner Frau und küsste sie. »Ich liebe dich, Mechthild, und will dich nicht dadurch kränken, indem ich mit einer anderen Frau verkehre.«
»Du kränkst mich, wenn du nicht mit Marie schläfst. Ich habe sie extra für dich ausgesucht.« Frau Mechthild schniefte ein wenig und spielte die Beleidigte, zwinkerte Marie aber verschwörerisch zu.
Mechthilds Gemahl fiel auf ihre kleine List herein, denn für einen Augenblick wirkte er wie ein geprügelter Hund. »Also gut,ich nehme sie. Wenn auch nur, damit du Ruhe gibst. Außerdem muss ich gleich wieder zu meinen Freunden in die Halle. Sie warten auf mich.«
»Oh, die Herren trösten sich bereits mit einem guten Tropfen aus unserem Keller. Ich glaube nicht, dass sie heute Abend noch zu einer ernsthaften Unterhaltung fähig sind.« Mechthild stellte sich auf die Zehen, küsste ihren Gemahl auf die Nasenspitze und ging zur Tür. »Ich lasse euch jetzt allein, komme später aber zurück.«
Dietmar von Arnstein nickte und wollte sich schon ausziehen, als ihm noch etwas einfiel. »Sag mal, Weib, wieso bist du dir so sicher, einen Sohn zu gebären?«
»Ich habe der Madonna von St. Ottilien eine Kerze gestiftet, damit sie uns einen Sohn schenkt. Abt Adalwig hat mir versichert, dass sie mich erhören wird.«
Der Ritter warf lachend den Kopf in den Nacken. »Ich hätte nichts gegen einen Stammhalter, aber wenn ich dich so ansehe, wünsche ich mir, dass es ein Mädchen wird. Das würde deinen Stolz ein wenig beugen, Frau. Du trägst deine Nase in letzter Zeit nämlich recht hoch.«
Der Blick, den er seiner Frau bei diesen Worten schenkte, zeigte Marie, wie innig er sie liebte.
Eine solche Verbundenheit wie zwischen diesen beiden Menschen würde sie wohl nie kennen lernen, dachte Marie ein wenig neidisch. Auf einen Wink Mechthilds legte sie das Laken ab und präsentierte sich dem Ritter so, wie Gott sie geschaffen hatte. Jetzt begannen Dietmars Augen doch zu glitzern. Aber anstatt sie sofort aufs Bett zu zerren, scherzte er mit seiner Frau und bat sie, ihm noch aus dem Hemd zu helfen. Mechthild knüpfte mit geschickter Hand die Schlaufen auf, küsste ihn und verließ rasch das Zimmer, ehe er sie noch einmal zurückhalten konnte.
Der Burgherr drehte sich zu Marie um und wies mit dem Kinn auf das Bett. Sie streckte sich darauf aus und fragte sich, was erwohl von ihr erwarte. Seine Hände glitten prüfend über ihren Körper, und sie musste wie so oft gegen das Gefühl ankämpfen, nur ein Gegenstand zu sein, den jeder Mann für ein paar Münzen benutzen konnte. Ihr war klar, dass sie dem Ritter damit unrecht tat. Er sagte zwar nichts zu ihr, doch seine Hände griffen nicht so hart und gierig zu wie die vieler anderer Kunden.
Als er sich auf sie legte, stützte er sich mit den Ellbogen ab und presste sie nicht mit seinem Gewicht in die Kissen. Der Geschlechtsakt verlief eher unspektakulär. Dietmar war nicht ganz so sanft und zärtlich wie der Apotheker Krautwurz, spielte aber auch nicht den wilden Stier, der nur an sein eigenes Vergnügen dachte. Marie empfand auch diesmal nichts, war aber zufrieden, weil er ihr nicht wehtat, und zum Dank für seine Rücksichtnahme spielte sie ihm Erregung vor.
Nach einer Weile wurde er ein paar Herzschläge lang heftiger, dann sank er mit einem
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