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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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winkte verächtlich ab und bedachte den Burgherrn mit einem Blick, der diesen noch mehr reizte.
    »Degenhard hat Recht«, beschwor Hartmut von Treilenburg die beiden. »Wenn wir uns nicht einig werden, sind wir über kurz oder lang tot oder sehen uns in den Verliesen der Keilburg wieder.«
    Ob sein Appell Erfolg hatte, hörte Marie nicht mehr, denn sie hatte Schritte hinter sich vernommen, war aufgesprungen und lief nun in den Gang zurück, um sich dort in einer Türnische zu verstecken. Doch es war zu spät. Jodokus, der Mönch, der Ritter Dietmar als Schreiber und Prediger diente, vertrat ihr den Weg. Seine blassen Augen saugten sich an ihr fest, und er entblößteseine kräftigen gelben Zähne zu einem grimassenhaften Lächeln.
    »Gott zum Gruß, Jungfer Marie. Ich freue mich, dich zu treffen.«
    Marie wich ein Stück zurück. »Jungfer? Für diese Anrede kommt Ihr ein paar Jahre zu spät.«
    Der Mönch stand hoch in der Gunst ihrer Gastgeber, und Frau Mechthild hatte ihn schon einige Male vor aller Ohren gelobt. Marie hielt jedoch nichts von ihm und betrachtete ihn mit Misstrauen. Die Blicke, mit denen er sie musterte, stießen sie ebenso ab wie die schleimige Art, mit der er immer wieder versuchte, ihr ein Gespräch aufzudrängen.
    Bruder Jodokus lächelte sanft, als wolle er sie beruhigen, legte die Hand auf ihre Schulter und zog sie näher zu sich heran. »Du schämst dich für das, was das Leben aus dir gemacht hat, Marie. Dabei bist du schön wie ein Engel des Herrn. Eine liebende und erprobte Hand könnte auch dich sicher ins Paradies geleiten.«
    Marie war klar, dass der Mönch ein sehr irdisches Paradies meinte. Seine andere Hand wanderte nämlich über ihren Busen bis zu den Schenkeln hinab. Marie schob ihn heftig beiseite und wollte sich an ihm vorbeidrängen. Doch er packte sie so fest, dass sie seine Fingernägel durch den dicken Wollstoff ihres Kleides hindurch spürte.
    »Warum versagst du dich mir, wo dich doch sonst jeder Mann für ein paar Pfennige besitzen kann?«
    Marie bekam es mit der Angst zu tun. Der Mönch sah so aus, als wolle er sie am liebsten in die nächste leere Kammer schleifen und mit Gewalt nehmen. An einem anderen Ort wäre sie handgreiflich geworden und hätte ihm gezeigt, dass man eine unwillige Hure besser nicht anfasste, es sei denn, man hätte die Kräfte eines Bären. Aber hier durfte sie ihn nicht verärgern, denn es lag durchaus in seiner Macht, ihr den Rest ihres Aufenthalts hier zu vergällen oder sie und Hiltrud wegjagen zu lassen. So versuchte sie, ihn mit den richtigen Worten von sich fern zu halten.
    »Derzeit bin ich aber keine wohlfeile Ware. Die Herrin hat mich allein zum Gebrauch durch ihren Gemahl ins Haus geholt und würde mir zürnen, wenn ich einem anderen Mann meine Gunst gewährte.«
    Bruder Jodokus verzog das Gesicht wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug wegnehmen will. »Frau Mechthild muss ja nichts davon wissen.«
    Marie lachte ihm ins Gesicht und löste seine schlaff gewordenen Hände aus ihrem Kleid. »Geschieht irgendetwas in diesen Mauern, ohne dass Frau Mechthild es erfährt? Auf einem Jahrmarkt könntest du meinen Körper für ein paar Münzen kaufen, doch hier steht der Wille der Herrin dagegen.«
    Der Mönch stöhnte auf, packte sie wieder und presste sie so fest an sich, dass sie beinahe keine Luft bekam. »Ich will nicht allein deinen Körper. Seit ich dich das erste Mal sah, nackt wie Gott dich schuf, weiß ich, dass ich dich besitzen muss.«
    Marie schob ihn verwirrt von sich fort. Wann hat er mich nackt gesehen?, fragte sie sich erschrocken. Sie konnte sich nicht erinnern. Eines der Dinge, auf die sie großen Wert legte, war ihre Privatsphäre. Seit sie eine verachtete Hure war, sehnte sie sich nach dem Schutz eigener vier Wände und hatte gelernt, die Geborgenheit des Zeltes zu schätzen, in dem sie und ihr geringer Besitz gerade Platz fanden. Jodokus’ Bemerkung ließ darauf schließen, dass es in ihrem Zimmer ein Guckloch gab, durch welches der Mönch sie beobachten konnte. Bei dieser Vorstellung schüttelte sie sich und nahm sich vor, die Wände gründlich abzusuchen.
    »Ich bin zwar eine Hure, doch verkaufe ich mich nicht an jeden«, antwortete sie schärfer als beabsichtigt.
    Ihre Abwehr schien die Leidenschaft des Mönches noch mehr anzustacheln. »Weise mich nicht von dir, mein schönes Kind. Gemeinsam könnten wir beide die höchste Glückseligkeit auf Erden und im Jenseits erreichen.«
    »Wie denn? Als Bettler der

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