Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
Vom Netzwerk:
anerkennend fest.
    »Na ja, im Grunde regiert er die Grafschaft gemeinsam mit seinen Brüdern und seiner Mutter«, klärte sie Magdalena auf. »Sein Vater war sehr, sehr einflussreich, fast schon so mächtig wie unser Herzog, doch er hasste seine Familie, vor allem seinen Ältesten, Heinrich. Um ihm Erbe und Titel zu vergällen, hat sein Vater alles an die Kirche verschenkt. Nur Murach und Ortenburg gehören noch der Familie, wobei Ortenburg gegen den Willen seines verstorbenen Vaters von Heinrich gehalten wird. Eine Menge Erbstreitigkeiten, trotzdem ist es eine sehr, sehr noble Familie, altes Blut.«
    »Und wisst ihr auch, weshalb er kommt?«, unterbrach Eustancia den Vortrag.
    Arigund dachte kurz nach: »Als Bewerber um unsere Berta?«
    Die Kleine nickte eifrig.
    »Dann wird es für Wirtho natürlich schwierig«, stellte Magdalena fest.
    »Wieso?«, fragte Arigund naiv. »Ist der Graf so ein vorzüglicher Streiter im Tjost?«
    »Das weiß ich nicht, aber wenn der um Berta wirbt, kann unser Wirtho einpacken.«
    Betreten schwieg Arigund. Wenn Berta nach Murach ging, wen sollte dann Wirtho heiraten?
    »Ich frage mich wirklich, wie das zugegangen ist?«, murmelte die Patrizierin. »Der Eckmühler wird’s doch nicht selbst eingefädelt haben? Hieß es nichts stets, er wolle die Berta ins Herzogsschloss geben?«
    »Ich mag das nicht glauben«, flüsterte Magdalena. »Das würde ja bedeuten, er hätte Wirtho nie als Schwiegersohn in Erwägung gezogen.« Vor Aufregung begann das Mädchen auf seiner Unterlippe zu kauen.
    Allerdings hegte Arigund einen ganz anderen Verdacht. Hatte nicht Pater Anselm des Öfteren zu erkennen gegeben, wie wenig er von der Vorstellung hielt, Berta könnte eines Tages Burgherrin auf Brennberg sein? Aber der Pater war kein einflussreicher Mann. Ja, wenn es Prior David von Augsburg in den Sinn käme, der hätte wohl Mittel und Möglichkeiten, eine solche Ehe anzubahnen, aber der blasse und griesgrämige Burgkaplan?
    Das Turnier schien unterdessen seinem Höhepunkt zuzustreben. Nur noch wenige Ritter hielten sich auf dem Platz, darunter auch der wagemutige Fahrende, der am Vortag den Ältesten der Falkensteiner herausgefordert hatte. Der junge Mann war ein unermüdlicher Kämpfer und ein geschickter Stratege dazu. Er hatte alle Chancen, aus dem Wettstreit als Sieger hervorzugehen. Tatsächlich war er der Letzte, der am Ende des langen Tages noch auf den Beinen stand.
    Nun versammelten sich die Ritter wieder auf dem Turnierplatz – zumindest diejenigen, die dazu noch in der Lage waren. Wechselseitig bezeichneten die beiden Gruppen jeweils die Ritter, die ihrer Meinung nach am tapfersten gekämpft hatten. Die Herolde notierten eifrig mit. Arigund traute ihren Ohren nicht, als der Ritter, den Reimar besiegt hatte, dessen Namen nannte. Sie klatschte aufgeregt und höchst undamenhaft, weshalb sie von Kunigund einen strafenden Blick erntete. Doch auch die Wangen der Burgherrin glühten vor Stolz. Überrascht trat Reimar nach vorne. Sein Blick ging hinauf zur Tribüne, und Arigund war es, als suchte er ausschließlich ihre Augen. Noch nie in ihrem Leben war sie so stolz gewesen.
    Würdevoll kamen die Herolde auf die Damen zu und überreichten der Frau von Eckmühl – als Gastgeberin – die Liste. Nun war es an den Damen, den jeweiligen Turniersieger der beiden Mannschaften zu bestätigen. Natürlich setzte sich keine der Damen für Reimar ein, und Arigunds Vorschlag wurde augenblicklich im Keim erstickt. Nach einer heißen Debatte und einigen Litern Würzwein blieb es dann im Prinzip bei der Rangfolge, die die Ritter selbst vorgeschlagen hatten. Die Helden wurden geehrt, und die Damen zogen sich zurück, um sich für das abendliche Festbankett auszuruhen.
    Doch bevor es so weit war, führte erst einmal die Ankunft des Gebhard von Ortenburg zu großer Aufregung. Der Herr von Murach kam mit stattlichem Gefolge und in vollem Ornat. Er war ein kräftiger Mann in der Blüte seiner Jahre. Sein Pferd trug eine Schabracke aus rotem Samt, in den mit Silberfaden das Wappen der Ortenburger eingestickt war. Gebhard selbst besaß ein scharf geschnittenes Gesicht, und seine dunkelblonden Haare lichteten sich bereits ein wenig an den Schläfen. Seine von kleinen Falten umkränzten Augen spähten wach und keineswegs unfreundlich unter dem aufgeklappten Visier heraus. Arigund war angemessen beeindruckt, denn der Herr Ortenburg hatte auch bei der Ausstattung seines zahlreichen Gefolges nicht gespart. Kein Wunder, dass

Weitere Kostenlose Bücher