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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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auszuschirren.
    »Wieso fahren wir nicht weiter?«, erkundigte sich Arigund vorsichtig.
    »Weil ich es sage«, brummte Vaclav.
    Friedl blieb auf dem Pferd hocken und kaute auf einem Stück Birkenrinde herum.
    »Hilf gefälligst mit«, herrschte Vaclav die junge Frau an.
    »Ich kann das nicht«, entschuldigte sich Arigund.
    »Dann lernst du es jetzt«, gab ihr Vaclav Bescheid.
    Vorsichtig näherte sich die junge Frau dem knochigen Tier. Von unten wirkten die Kutschgäule riesig. Ihre Angst vor Pferden kroch wieder hoch. Sie versuchte sich einzureden, dass es nicht anders war als bei den Maultieren, und glaubte Reimars Atmen in ihrem Nacken zu spüren, seine Stimme zu hören. Sie wollte sich an ihn lehnen, seinen Atem trinken und sich von seinen Armen umfangen lassen. Ein Schmerz, als würde ihr jemand einen Dolch ins Herz rammen, durchfuhr sie, und beinahe wünschte sie, Vaclav zückte tatsächlich sein Messer. Stattdessen sagte er nur: »Was ist, worauf wartest du?«
    Dann stieß er sie grob zur Seite und machte sich selbst daran, die Zugstränge zu lösen und dem Braunen das Brustgeschirr über den Kopf zu ziehen.
    »Hoch jetzt mit dir«, meinte er unwirsch.
    Arigund betrachtete den blanken Pferderücken und hatte keine Ahnung, wie sie da hochkommen, geschweige denn sich darauf halten sollte. Vaclav verstand.
    »Das kann das edle Fräulein also auch nicht. Himmel noch mal!«
    Es folgte ein Fluch, von dem Arigund glücklicherweise nur die Hälfte verstand, und schon die trieb ihr die Schamröte ins Gesicht. Entschlossen packte der Räuber die junge Frau mit seinen Armen und warf sie einfach quer über das Pferd. Rudernd und keuchend kam sie schließlich darauf zu sitzen. Ihre Hände krallten sich an der schwarzen Mähne fest, aber sie hatte das sichere Gefühl, bei der ersten Bewegung des Tieres herunterzurutschen. Ihre Arme schmerzten höllisch und sie war den Tränen nah, als sie nach endloser Zeit eine Höhle erreichten.
    »Wir sind da«, erklärte Vaclav, ohne Anstalten zu machen, ihr herunterzuhelfen. Arigund sah sich um. Vom Rücken des Pferdes bis zum Boden war es ganz schön tief. Vorsichtig schwang sie ein Bein über die Kruppe und ließ sich so langsam wie möglich auf der Seite herunterrutschen. Und doch ging ihr der Aufprall auf die Erde durch Mark und Bein. Fast hätte sie das Gleichgewicht verloren und wäre auf den Hintern gefallen.
    Steif betrat sie die Höhle. Hier also hausten die beiden, ein Loch in einem Felsen mit vom Rauch geschwärzten Wänden und ein paar hastig hingeworfenen Binsen als Lager. Der Unterschlupf war größer, als man es von außen erwarten konnte. Sogar die Pferde fanden darin Platz. Mit dem Kinn wies Vaclav zu einer mottenzerfressenen Decke. Vermutlich hatte sie dem ums Leben gekommenen Burschen gehört.
    »Nicht das, was eine Dame so gewohnt ist, was?«, sagte Vaclav und musterte sie.
    »Es wird gehen«, antwortete das Mädchen tapfer. »Soll ich mir jetzt mal deine Wunde anschauen?«
    »Hast wohl schon lang kein Männerbein mehr in der Hand gehabt, hä?«, spottete der Räuber und spuckte vor ihr aus.
    Arigund schnaufte verächtlich. Wenn du wüsstest, wie gern ich darauf verzichtet habe!, dachte sie. Laut aber gab sie ihm zur Antwort: »Zumindest keines, in dem eine Schnittwunde klafft. Nun zier dich nicht so. Ich werd dir schon nichts abgucken.«
    Vaclav antwortete mit einem unverständlichen Knurren und flüsterte Friedl etwas ins Ohr, der daraufhin verschwand. Arigund strich mit der Hand über den Knauf ihrer Klinge, was dem Räuber nicht entging. Er grinste breit und streifte die Beinlinge ab. Arigund kam näher. Sie wusste zwar nicht so viel über Kräuter und Heilkunst wie Resl und Luise, aber dennoch hatte sie in dem Jahr auf Brennberg eine Menge über Wundbehandlung gelernt. Diese hier sah schlimmer aus, als sie war.
    »Du hast Glück gehabt«, meinte sie sachkundig. »Das Schwert ist nur ins Fleisch gefahren, hat aber kein größeres Gefäß verletzt. Wir müssen lediglich darauf achten, dass es sich nicht entzündet. Habt ihr Arnikasalbe?«
    Sie erntete lautes Lachen.
    »Ihr beliebt zu scherzen. Wir haben kaum genug zu beißen, und wenn wir in den Genuss von Schweineschmalz kommen, dann landet es in unserem Magen und bestimmt nicht in irgendwelchen Tiegeln.«
    »Das ist schlecht, denn so wirst du es büßen müssen. Ich könnte dir einen Umschlag aus Kräutern machen. Beinwell wächst da draußen bestimmt.«
    Vaclav griff hart nach ihrem Handgelenk. »Du gehst

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