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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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wiedersehen.«
    »Das will ich doch schwer hoffen«, krächzte Jakob mit belegter Stimme. »Und passt mir bloß auf den Herrn Heinrich auf! Der stolpert von einem Abenteuer ins nächste und glaubt auch noch, dass sich das für einen Ritter so gehört.«
    Jakob grinste, und Heinrich deutete eine Kopfnuss an.
    »Du und dein freches Mundwerk.« Drohend hob der Ritter den Zeigefinger. Dann stieg er auf.
    »Halt die Ohren steif, sei tapfer und ehrenhaft, dann klappt’s auch mit der Minne«, raunte er dem Kaufmannssohn zu. Arigund folgte Heinrichs Beispiel und erklomm ihren Fuchs.
    »Ich werde euch vermissen!«, rief Jakob. Dann rannte er davon.
    Ottokars Gefolge hatte sich mittlerweile formiert. Geordnet ritten die Männer durch die breite Gasse, die Burgleute und Volk bildeten. Der Zug glich mit seinen bis an die Zähne bewaffneten und finster dreinblickenden Rittern einem Kriegsheer. Die glänzenden Waffen klirrten am Schwertgurt, und die Hufe der frisch beschlagenen Pferde sprühten Funken auf dem gepflasterten Burghof. Achtlos zerstampften sie die von den Kindern geworfenen Blumen.
    »Jedenfalls müssen wir diesmal kaum befürchten, von Räubern angegriffen zu werden«, merkte Heinrich an.
    Arigund durchlief ein Schauer, als der Sänger die Bemerkung machte.
    »Hoffen wir mal«, flüsterte sie leise. »Es gibt viele Arten von Räubern. So manch einer besitzt ein Wappen.«
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen«, entschuldigte sich Heinrich.

K APITEL 31
    M AI 1271
    Wirtho von Brennberg musterte den jungen Ritter mit düsterem Blick. Der Kerl war seinen Männern auf der Straße nach Regensburg aufgefallen, weil er sich allzu genau nach dem Verbleib Reimar von Brennbergs erkundigt hatte. So hatte der Truchsess ihn aufgreifen und zur Burg bringen lassen. Nun drehte Wirtho die beiden versiegelten Schreiben in den Händen, unschlüssig das königliche Siegel betrachtend. Der eine Brief war an seinen Bruder gerichtet. Der andere an seinen Schwiegervater Antonio DeCapella. Allein in der Kombination witterte Wirtho Verrat.
    »Wer hat dich mit diesen Botschaften beauftragt?«, herrschte Wirtho den Mann an.
    »Sie tragen das Siegel meines Herren, Przemysl Ottokars II., König von Böhmen, eines Mannes, dessen Feindschaft man sich besser nicht zuzieht.«
    Wirtho wischte den Einwand zur Seite.
    »Pah! Schon mein Vater hat sein Schwert gegen den böhmischen Invasoren erhoben und ihn in seine zugigen Ländereien zurückverwiesen.«
    »Wer Euch diese Geschichte erzählte, Truchsess«, antwortete der Ritter selbstbewusst, »vergaß wohl zu erwähnen, dass seither Ungarn unser ist. Doch lassen wir die Vergangenheit ruhen, gebt mir die Briefe zurück, und die Sache ist vergessen!« Wirtho biss sich auf die Lippen.
    »Ihr seid ein mutiger Mann, Herr Ritter«, zischte er. »Der Letzte, der es wagte, mir so zu kommen, ziert die Zinnen meiner Burg, und die Krähen streiten sich um seine Eingeweide. Ich frage Euch noch einmal: Wer hat Euch diese Briefe übergeben? Der König war’s kaum selbst.«
    »Sein Gefolgsmann Heinrich von Meißen vertraute mir die Schreiben an. Er trug mir auf, die Briefe den Empfängern persönlich zu übergeben. Ich nehme an, Euer Bruder befindet sich auf der Burg?«
    Wirthos Kopf färbte sich rot. Seine Hand zitterte, als er nach dem Humpen mit Bier an seiner Seite griff. Er tat einen tiefen, schlürfenden Schluck und trank mit schmatzendem Geräusch.
    »Ihr liegt richtig«, antwortete er scheinbar wieder ruhig.
    »Könntet Ihr mir mitteilen, wo ich ihn finde?«
    »Gewiss kann ich das. Noch viel mehr. Ich werde Euch zu ihm bringen lassen.«
    Wirtho gab den beiden Männern einen Wink. Sie traten vor, packten den Boten an den Armen und versuchten ihn hinauszuzerren, der aber widersetzte sich und schlug seinen Widersachern die Ellbogen in die Magengrube, sodass sie ihn stöhnend losließen. Der junge Mann streckte die Rechte aus und forderte: »Den Brief!«
    Raues Lachen schlug ihm entgegen, als die Wache von hinten über ihn herfiel, ihn überwältigte und zum Bergfried zerrte. Sie schnürten ihm die Arme fest an den Körper und warfen ihn anschließend kopfüber ins Loch. Wirtho riss den Brief auf und versuchte die winzigen Buchstaben zu entziffern und zu Worten zu verbinden, doch irgendwie verschwamm ihm die Tinte vor den Augen. In letzter Zeit plagten ihn oft Kopfschmerzen, doch die Schwäche seiner Sehkraft war neu. Zornig knüllte er das Pergament zusammen und ließ den Burgkaplan rufen. Erneut griff er nach

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