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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Brüste ihrer Ehefrauen erst einmal erschlafft und das Haar silbern. Energisch zog Katharina die Haube aus gebleichtem Leinen über den Kopf. Heute, wenn sie ihrem Gatten von ihrer beginnenden Mutterschaft erzählte, wollte sie jung aussehen.
    Sie entdeckte ihn in der Halle – mit seiner Tochter. Arigund hatte den Kopf eng an die Schulter ihres Vaters geschmiegt, und er streichelte zart ihren Rücken. Katharina gab es einen Stich. Eine plötzliche Welle der Übelkeit stieg in ihr hoch. Dieses kleine Luder! Versuchte es doch eins ums andere Mal, den Vater zu verführen, und er ließ sich darauf ein, nur weil das Gör seiner Mutter glich wie ein Ei dem anderen. Wusste doch jeder, dass die Zandt des Herren große Liebe gewesen war. Es wurde allerhöchste Zeit, das unleidige Mädchen anderweitig unterzubringen und damit die Geschichte »Zandt« endgültig abzuschließen. Gebieterisch schritt Katharina die Treppe herunter.
    »Es ist ja gut, Ari, so beruhige dich doch«, hauchte DeCapella seiner Tochter gerade in die dunkle Lockenpracht. »Alles kommt wieder in Ordnung. Wichtig ist doch nur, dass wir uns wieder vertragen.«
    Katharina schluckte. Eine Versöhnungsszene. Das fehlte gerade noch. Sie biss die Zähne zusammen, entschlossen, zum bösen Spiel eine gute Miene aufzusetzen.
    »Natürlich, liebes Kind«, mischte sie sich in das Gespräch zwischen Vater und Tochter. »Wir sind doch eine Familie und müssen zusammenhalten.«
    Arigund hob den Kopf, und ihre Augen sprachen Bände: »Du gehörst ganz bestimmt nicht dazu!«, blitzten sie zu ihr herüber.
    Als er die Stimme seiner Gattin vernahm, rückte DeCapella etwas von seiner Tochter ab. Es schien ihm unangenehm, dass ihn Katharina in so vertrauter Pose mit Arigund gesehen hatte.
    »Ich glaube, wir können jetzt alle einen Würzwein brauchen«, schlug der Kaufmann vor und löste sich gänzlich von Arigund.
    »Ich werde es sofort veranlassen.« Katharina gab einem Diener ein Zeichen und wandte sich dann wieder Arigund zu. »Kind, möchtest du dich nicht eben wieder zurechtmachen?«
    »Eigentlich wollte ich gerade mit meinem Vater sprechen«, fauchte das Mädchen. »Allein!«, setzte sie noch nach.
    »Kein Grund, so ungehalten zu sein, meine Liebe«, säuselte Katharina. »Das steht dir doch jederzeit frei.«
    »Übe heute Nachsicht mit Ari«, mischte sich DeCapella ein. »Sie hat gerade erfahren, dass ihr Großvater am Fieber erkrankt ist.«
    »Ach, welch eine Tragödie«, erwiderte Katharina, doch ihrer Stimme fehlte es an aufrechter Anteilnahme. Arigund knetete ihre Finger vor Wut. Den Thundorfs war es wahrscheinlich gerade Recht, dass Großvater Zandt vorübergehend die Zügel aus der Hand legen musste. Arigund wollte eine bissige Bemerkung machen, doch ihre Stiefmutter kam ihr zuvor:
    »Trotzdem wäre es gut, wenn du dich zurückziehst, bis du dich beruhigt hast«, meinte sie. »Man muss dich nicht so aufgelöst bei Tisch sehen.«
    Arigunds Blick ging zu ihrem Vater. Der nickte leicht. Ein bitterer Geschmack erfüllte Arigunds Mund. So war das also: In diesem Haus war es wichtiger, die Haare zu kämmen und das Gewand zurechtzuzupfen, als sich um das Wohl eines so guten Menschen wie ihres Großvaters zu sorgen. Das Mädchen schluckte und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Dann meinte es mit blitzenden Augen: »Klar, natürlich. Ich werde euch mit meiner ›Aufgelöstheit‹ nicht weiter belästigen. Ich fürchte allerdings, bis zum Nachtmahl werde ich mich nicht mehr beruhigen.«
    Mit diesen Worten fuhr sie herum und stürzte die Treppe hoch. Antonio DeCapella seufzte. Was hatte er denn nun schon wieder falsch gemacht? Da spürte er eine warme Hand an seiner Schulter. »Sie ist in einem schwierigen Alter, aber das wächst sich aus.«
    Ergeben nickte der Kaufmann und stimmte seiner Gattin halbherzig zu: »Wahrscheinlich hast du Recht: Sie wird sich schon beruhigen. Spätestens, wenn sie Hunger hat, kommt sie herunter.«
    »Das kann ein wenig dauern, denn diese Zofe versorgt sie laufend mit Naschereien.«
    »Annelies ist Arigund eben treu ergeben und von Herzen zugetan. Die beiden sind fast wie Milchschwestern miteinander.«
    »Eine Kinderfrau, die dem Mädchen Demut und Gehorsam beigebracht hätte, wäre angebrachter gewesen als eine Bürgerstochter aus verarmtem Hause, die Arigunds Flausen noch unterstützt. Lass uns hoffen, dass es sich nicht herumspricht, wie eigenwillig Arigund ist. Es würde eine passende Heirat für sie erheblich erschweren.«
    »Das

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