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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Geschäfte gebunden, aber dich, Arigund, möchte ich in Sicherheit wissen. Deshalb habe ich veranlasst, dass du deine Reise nach Brennberg etwas früher antrittst. Einer meiner Agenten bricht bald nach Passau auf. Ihr werdet unter seinem Schutz bis Burg Werd reisen. Von dort soll euch vom Brennberger Geleit gegeben werden. Bleibe auf der Burg, Arigund, bis der Herbst Einzug hält! Du, Annelies wirst deine Herrin begleiten. Es soll dein Schaden nicht sein.«
    Erschrocken sah Arigund zu Annelies, die an der Wand Halt suchte. Das Mädchen schluckte und zischte dann: »Großvater hätte niemals zugelassen, dass Annelies und ich zu diesen …, diesen Barbaren in die Provinz geschickt werden.«
    »Warum sollte er nicht?«, fragte ihr Vater verwundert. »Es ist eine Ehre, dass euch beiden Zugang zu einem Adelshaus gewährt wird. Ich bin sicher, er hätte sich darüber gefreut.«
    »Niemals, nie, niemals«, erwiderte Arigund trotzig. »Das ist ein Sündenpfuhl.« Tränen traten in ihre Augen.
    DeCapella runzelte die Stirn. »Ich glaube, Pater David hat dir da ein paar dumme Flausen in den Kopf gesetzt, aber glaube mir, Kind, nichts davon stimmt. Vielleicht sind die Brennberger in Geldangelegenheiten etwas leichtfertig, aber ehrenhaft sind sie, Truchsesse des Bischofs immerhin. Bedenke einfach: Pater David ist ein Mann der Kirche und sieht die Welt mit anderen Augen.«
    »Ehrenhaft, nennst du diese Menschen? Ehrenhaft? Gibt es das überhaupt, einen ehrenhaften Mann? Ihr habt doch alle nur das Eine im Sinn …« Um ein Haar wäre Arigund herausgerutscht, dass sie ihren Vater mit seiner neuen Frau in sündigem Verlangen beobachtet hatte. Im letzten Moment biss sie sich auf die Zunge, auch weil sie den gekränkten Blick ihres Vaters wahrnahm.
    »Es sprechen Trauer und Zorn aus dir«, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme. »Umso mehr hoffe ich, dass du in der Sicherheit der Burg genügend Ruhe hast, wieder zu dir zu finden.«
    »Du hältst Brennberg für sicher?«, bellte Arigund. »Dann frag mal Annelies, wie sicher man sich dort als Mädchen fühlen kann.«
    DeCapella wandte sich erstaunt der Zofe zu. Annelies drückte sich in eine Ecke und hielt den Kopf gesenkt.
    »Nun?«, wandte sich der Kaufmann an das Mädchen. »Gibt es da etwas, das ich wissen sollte.«
    Annelies ballte die Hände. Einen Moment überlegte sie, von dem Zusammenstoß mit Wirtho zu erzählen. Doch würde der Kaufmann nicht wissen wollen, was sie in der Nacht bei den Pferdeställen zu suchen hatte? Müsste sie dann nicht preisgeben, dass sie nur deshalb in diese unangenehme Situation geraten war, weil sie zu einem nächtlichen Stelldichein unterwegs gewesen war? Sie senkte den Kopf noch weiter und flüsterte: »Nein, Herr, es gibt nichts dergleichen.«
    DeCapella nickte zufrieden. »Nun denn, so macht Euch reisefertig. In zwei Tagen fährt eure Kutsche.«
    Erneut traten Arigund die Tränen in die Augen. »Doch dann kann ich Großvater nicht einmal die letzte Ehre erweisen«, wandte Arigund schwach ein.
    »Glaub mir, Kind, könnte er selbst bestimmen, würde er mich einen Narren heißen, dich an seinem Grabe stehen zu lassen, statt dich in Sicherheit zu bringen.«
    »Aber was werden die Leute sagen?«, versuchte es Arigund ein letztes Mal.
    »Deine Hochachtung wird niemand in Zweifel ziehen, weiß doch ein jeder, wie nah ihr euch gestanden habt.«
    Das Mädchen schnaufte resigniert. Der Kaufmann seufzte und ließ sich neben seiner Tochter nieder. »Ach, Ari, mein Mädchen. Ich tu das alles doch nur für dich. Ich mache mir solche Sorgen, dass dir etwas zustoßen könnte, und ein Minnehof! Denk einmal! Welches bürgerliche Kind bekommt so eine Gelegenheit? Der Brennberger hat bloß deshalb eingewilligt, weil er mir einen Gefallen schuldet. Mach das Beste daraus! Du wirst es gewiss nicht bereuen. Wer weiß, vielleicht bist du eines Tages Burgherrin. Wäre das nicht unglaublich? Dann hielte meine kleine Prinzessin Hof, fast wie eine Königin.«
    Aber das Leuchten in Arigunds Augen blieb aus. Stattdessen drehte sie sich zu ihrer Bettstatt um und schwieg. Die Hand des Handelsherren zuckte, als wollte sie unbewusst über Arigunds dunkle Locken streichen, aber dann erhob sich DeCapella und verließ ohne ein weiteres Wort die Kammer.
    Annelies setzte sich wortlos auf den Boden vor Arigunds Bett. Stumme Tränen rannen über ihre Wangen.
    »Es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe«, entschuldigte sie sich leise, »aber ich konnte es einfach nicht. Ich hatte

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