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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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mit einem unvergleichlichen Augenaufschlag bedachte. Der schmolz geradezu dahin.
    »Wer mit mir reist, braucht Gesindel nicht zu fürchten«, gurrte der Ritter und griff nach seinem Schwert.
    »Werden wir denn morgen früh das Vergnügen haben, Euch bei den Schwertübungen im Sattel zu bewundern?«
    »Selbstverständlich, meine Dame. Ich werde dem Stallburschen Anweisung geben, den Hengst zu satteln.«
    »Dass Ihr so ein wildes Tier zu reiten wagt«, hauchte Berta. »Mir jagt allein sein Anblick einen Schrecken ein.«
    »Er ist seinem Herrn treu ergeben und folgt ihm gehorsam überall nach.«
    »Vorausgesetzt, man gibt ihm dabei die Sporen«, ergänzte Arigund trocken.
    Wirtho warf ihr einen Blick zu, der Wasser in Eis verwandeln könnte und konterte abfällig: »Solltet ihr gar etwas von Pferden verstehen?«
    »Wohl eher etwas von Maultieren und wenn mich meine Augen nicht täuschen, kommen mir diese beiden da unten im Burggraben sehr bekannt vor. Mich dünkt, ich hätte sie schon einmal im Stall meines Vaters gesehen.«
    Wirthos Hände ballten sich. Seine gute Laune war von einem Augenblick zum nächsten verflogen. Er hatte sichtlich Mühe, sich zu beherrschen. Doch dann warf er einen kurzen Seitenblick auf Berta und meinte betont lässig: »Es bedarf schon der Augen eines Falken, um aus dieser Höhe ein Maultier vom anderen zu unterscheiden.«
    Dann wandte er sich wieder Berta zu: »Hingegen erkennt der Ritter eine edle Dame sofort.«
    Wirtho machte eine Verbeugung, was bei ihm irgendwie steif aussah. Berta reichte ihm geziert ihre Hand. »Und eine Dame einen wackeren Streiter«, meinte sie.
    Der Ritter nickte zufrieden. »Gestattet, dass ich mich jetzt zurückziehe. Mein Vater möchte noch einige wichtige Dinge mit mir besprechen.«
    Arigund wartete, bis Wirtho außer Hörweite war, und flüsterte Berta dann ins Ohr. »Was ist denn in den gefahren? Der balzt ja wie ein Pfau!«
    »Wieso?«, fragte Berta verwundert, »Herr Wirtho ist stets von ausgesuchter Höflichkeit.«
    »Also mir gegenüber nicht.«
    »Naja, du warst ja auch nicht gerade minniglich.«
    »Das fällt mir bei seinem Anblick tatsächlich schwer. Der Kerl war Gast in unserem Haus und wollte meiner Zofe Gewalt antun. Um ein Haar wäre es ihm geglückt.«
    Berta sah Arigund verständnislos an. »Du machst so ein Theater wegen einer Unfreien? Was ist schon dabei, wenn sich die Männer ein wenig vergnügen.«
    Arigund trat einen Schritt zurück. »Annelies ist keine Leibeigene. So etwas gibt es in der Stadt nicht.«
    »Ach ja, Stadtluft macht frei. Doch das ist widernatürlich. Ist es etwa nicht Gottes Wille, dass es niedere Menschen gibt und edle?«
    »An welcher Stelle soll das denn in der Bibel stehen? Ich jedenfalls habe es bislang nicht gelesen.«
    Berta musterte sie ungläubig. »Willst du etwa behaupten, du wärest in der Lage, die Heilige Schrift besser zu verstehen als unser Fürstbischof?«
    Ihrem Blick nach zu urteilen, hielt Berta die Kaufmannstochter für eine blasierte Angeberin. Arigund wollte eben entgegnen, dass sie das könne, als die Adelige abwinkte.
    »Der sagt das nämlich, und er wird es ja wohl wissen. Gesinde bleibt Gesinde. Setz einen Habenichts aufs Ross, und kein Teufel kann ihn mehr halten. Es ist zum Besten aller, wenn der Herr dem Hörigen die Richtung weist und ihn zur Ordnung ruft. Das ist doch klar. Und was sollte das mit den Maultieren?«
    »Nun, unsere waren merkwürdigerweise heute Morgen spurlos verschwunden, und, Wunder über Wunder, da unten entdecke ich sie wieder.«
    »Siehst du! Da hast du den Beweis. Es war die Nachlässigkeit eines Stallburschen, die deiner Familie fast Schaden zugefügt hätte. Ich werde Wirtho bitten, den Kerl die Peitsche spüren zu lassen.«
    Arigund winkte ab. Nichts lag ihr ferner, als zu wollen, dass irgendjemand ausgepeitscht wurde.
    »Vielleicht hat er ja auf das Geheiß seines Herrn gehandelt?«, gab sie zu bedenken.
    Berta trat einen Schritt zurück, als müsste sie sich überzeugen, ob Arigund noch bei wachem Verstand sei. Dann entgegnete sie spitz: »Wirtho würde sich niemals unrechtmäßig bereichern. Zumal er das auch gar nicht nötig hat. Die Brennberger züchten seit vielen Generationen Pferde, weit edlere als deine Maultiere. Selbst der Herzog kauft in diesem Stall.«
    »Wenn du das sagst«, wiegelte Arigund ab.
    Hier fand sie keine Verbündete gegen Wirtho. In Bertas Augen war der Burgerbe offensichtlich ein Ritter ohne Fehl und Tadel, geradezu ein Heiliger.
    »Weißt du

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