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Die Wanifen

Die Wanifen

Titel: Die Wanifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Anour
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Salkweibs – und so wehrlos.
    »Verletz mich nicht«, flüsterte sie.
    Wortlos ergriff ich ihre Hand, ganz kalt lag sie in meiner. Ich legte sie auf meine bärtige Wange und führte sie langsam auf meinen mächtigen Brustkorb. Die Wärme meiner Haut jagte ihr wohlige Schauder über den Rücken.
    »Hab keine Angst«, sagte ich. »In meinem Schatten ist es warm.«
    Mit ein paar mühelosen Bewegungen zog ich ihre Jacke aus und warf sie in den Schnee. Ich ergriff ihren Kragen mit beiden Händen und riss ihr das Hemd vom Leib und so schnell, dass sie es kaum bemerkte, hatte sie auch ihre Hose verloren.
    In ihrer vollkommenen Schönheit stand sie vor mir. Wie eine schneegeborene Göttin … Die Kälte zauberte ihr Gänsehaut auf die rosige Haut. Vorsichtig legte ich meine Hände auf ihren Busen, streichelte ihn sanft und ließ meine Handflächen auf ihren Rücken gleiten. Langsam zog ich sie zu mir heran und drückte sie an mich. Sie schmiegte sich an meinen warmen Körper. Wie sie um meine Berührung bettelte. Rote Schleier drohten, mir die Sicht zu vernebeln. Ich fuhr durch ihr Meer aus Haaren und zwang ihren Kopf nach hinten, presste meine Lippen auf die ihren und küsste sie zärtlich, als wäre ich ihr Liebhaber und nicht der Dämon, der sie zu verschlingen drohte.
    Sie seufzte und bebte unter meinen Liebkosungen. Ich hob sie empor und drückte sie gegen den Stamm der Rotbuche. Ich küsste sie fester, leidenschaftlicher.
    »Ruhig, mein Liebes«, lullte ich sie ein und fuhr mit meiner Handfläche über ihr Gesicht.
    »Lass dich fallen. Du gehörst mir. Sink in die süße Finsternis meiner Umarmung.«
    Ihr Körper erschlaffte in meinen Armen, ihre Pupillen weiteten sich unter meinem Blick.
    »Brav, Sternenmädchen«, flüsterte ich ihr ins Ohr.
    Behutsam legte ich sie in den Schnee, ohne sie aus meiner Umarmung zu entlassen.
    Ich legte mich auf ihren Bauch und küsste sie auf den Hals.
    »Mit deiner Hilfe erfüll ich mein Versprechen. Tu es jetzt, Sternenmädchen! Ruf es! Ruf um Hilfe!«
    Sie stöhnte leise.
    »Tu es!«, zischte ich.
    »Einhorn«, wisperte sie so schwach, dass es kaum verständlich war. »Hilf mir!«
    Grinsend löste ich mich von ihr. Für einen Augenblick erstrahlte helles Licht auf der Lichtung – dann erschien es wie aus dem Nichts. Ihr Seelengeist, das Einhorn. Es war ein Hengst, grau wie die Schneewolken, kräftig gebaut. Gespaltene Hufe scharrten angriffslustig im Schnee, der Schwanz eines Löwen peitschte wütend hin und her.
    Der Kopf war der eines Pferdes, doch mit den Augen und dem Bart eines Steinbocks. Die Mähne, so fein wie das Haar eines Salkweibs. Es senkte schnaubend den Kopf und richtete sein silbernes Horn auf mich.
    »Was für eine prächtige Kreatur du doch bist.«
    Das Einhorn stieß ein schrilles Wiehern aus, wie ich es noch nie zuvor gehört hatte. Es stieg und ich beobachtete, wie sich die mächtigen Muskeln unter seinem Fell spannten.
    »Kämpfe für dein Kind«, forderte ich es auf.
    Es griff an, galoppierte auf mich zu wie ein zur Erde rasender Stern. Ich konnte seine Kraft, seine unbezähmbare Wut förmlich spüren. Die Spitze des Horns zielte auf mein Herz. Ich verwandelte mich in einen Schatten. Das silberne Horn stieß ins Leere … unmittelbar hinter dem Einhorn nahm ich wieder meine Gestalt an. Mit einer blitzartigen Bewegung packte ich das mächtige Tier an seinen Hinterläufen und schleuderte den Einhornhengst mit einem wütenden Brüllen gegen den Stamm der Rotbuche. Die Kreatur wieherte schmerzerfüllt, als sie gegen den Baum geschmettert wurde.
    Das Mädchen im Schnee bäumte sich mit einem erstickten Schrei auf. Langsam trat ich an die sich windende Kreatur im Schnee heran. Es konnte nicht mehr aufstehen und rollte ängstlich mit den Augen, als ich mich näherte.
    Ich beugte mich zu ihr hinab und strich ihr sanft über das graue Fell ihres Halses, dann umfasste ich den Kopf, vorsichtig, um nicht in die Reichweite des Horns zu kommen. Das Einhorn versuchte, sich zu wehren, aber ich hatte es bereits zu sehr geschwächt. Natürlich konnte ich diese Kreatur nicht töten, nicht wirklich zumindest. Ich blickte zu dem Mädchen hinüber, das flach atmend im Schnee lag.
    »Tröste dich damit«, rief ich ihr hinüber, »dass du das Schönste warst, das ich ihr schenken konnte.«
    Ich riss den Kopf des Einhorns mit einem kräftigen Ruck herum. Es stieß ein abgehacktes Wiehern aus und sank reglos in den Schnee. Es verblasste und kehrte in seine Welt zurück … Ich

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