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Die Wanifen

Die Wanifen

Titel: Die Wanifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Anour
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groß waren, dass ich sie nicht mal hätte heben können.
    Trotzdem war er meinem Versteck noch immer zu nahe, als dass ich gewagt hätte, herauszukommen.
    Als sein erster Zorn verraucht war, begann der Percht am Ufer auf und ab zu laufen und schimpfte wild gestikulierend in einer unverständlichen Knurrsprache.
    Ob das grantige Gworgnah waarrgnarl mir oder ihm selbst galt, konnte ich nicht beurteilen.
    Ich sehnte den Zeitpunkt herbei, an dem er endlich woanders nach mir suchen würde. Mein Versteck war eng und ich musste völlig verdreht daliegen, um von den Zweigen abgeschirmt zu werden. Mein rechter Fuß war bereits vor einiger Zeit eingeschlafen und mein linker begann bereits, verheißungsvoll zu kribbeln.
    Außerdem hatte Kauket gesagt, ich sollte darauf achten, meine Aufgabe vor Sonnenuntergang zu erledigen. Danach würde es … gefährlich werden.
    Nun, wenn es der Normalzustand war, von einem wütenden Percht von Holunderbusch zu Holunderbusch gejagt zu werden, dann wollte ich gefährlich lieber nicht erleben.
    Aber mir blieben höchstens zwei Stunden, bis es so weit war. Der Percht machte inzwischen nicht die geringsten Anstalten, sich zu trollen.
    Mittlerweile war eine junge Fichte zum Opfer seiner Wut geworden. Er schüttelte sie so heftig, dass er den Baum schon halb entwurzelt hatte.
    Wie praktisch wäre es, den Holunder einfach mitnehmen zu können … Vielleicht konnte ich das sogar. In gewisser Weise zumindest.
    Während der Percht Ast für Ast der mittlerweile umgestürzten Fichte abbiss und dazwischen plärrend auf ihrem Stamm herumhüpfte, brach ich junge Hollerzweige ab und befestigte sie so gut es ging an meiner Kleidung. Die meisten stopfte ich mir in den Hosenbund, ein paar steckte ich in meine Schuhe, mein Hemd und zu guter Letzt in mein Haar.
    Ich hatte keine Ahnung, ob es gelingen würde. Ich stellte mir vor, es hätte eine ähnliche Wirkung wie ein erdfarbenes Gewand im Wald. Eine Tarnung, die nur funktionierte, solange man sich nicht zu viel bewegte.
    Ich ließ es darauf ankommen. Vorsichtig kroch ich unter dem Holunderbusch hervor. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich mich aufrichtete.
    Ich wagte nicht, zu dem Percht hinüberzusehen, weil ich Angst hatte, er würde meinen Blick spüren.
    Langsam, ganz langsam setzte ich mich in Bewegung. Nur kein Geräusch verur…
    Unter meinem rechten Fuß knackte ein trockener Zweig.
    Die Kreatur zuckte zusammen. Ihr Blick richtete sich schlagartig auf mich. Nicht weglaufen! Bloß nicht weglaufen. Jeder Muskel in meinem Körper schrie nach Flucht. Der Percht richtete sich auf und stampfte auf mich zu. Nicht weglaufen!
    Er näherte sich unglaublich schnell. Ich spürte schon den Luftzug, der ihm vorauseilte, und bog mich zur Seite. Die Spitzen seines zotteligen Fells strichen über meine Beine …
    Ich riss die Augen auf. Der Percht war unmittelbar an mir vorbeigelaufen.
    Er sah nach links, nach rechts, dann rannte er knurrend in den Wald hinein.
    Ich seufzte innerlich auf. Es hatte geklappt. Der Geist hatte mich nicht gesehen. Ich wartete eine Weile, doch alles, was ich hörte, war das Geräusch meines eigenen Atems, der sich erst allmählich wieder beruhigte.
    Schließlich machte ich mich wieder auf den Weg. Ich bemühte mich, möglichst lautlos durch den Wald zu schleichen. Entlang des Seeufers zu gehen, wagte ich nicht – viel zu wenig Deckung.
    Immer wieder blieb ich stehen, lauschte und sog prüfend die Luft ein, aber der Percht schien momentan in einer anderen Ecke des Tals nach mir zu suchen.
    Immer wieder schielte ich nach der Sonne, die mit unbarmherziger Geschwindigkeit den Bergkämmen entgegensank.
    Erst als ihre letzten Strahlen die Wipfel der Bäume berührten, hörte ich das Murmeln des kleinen Baches und fand mich bald darauf auf der Lichtung wieder, auf der ich Kauket zuletzt gesehen hatte.
    »Kauket?«, flüsterte ich. »Kauket?«
    Die Antwort, die ich erhielt, war nicht gerade die, die ich mir gewünscht hatte: Polternde Schritte, die sich mir vom Ufer her näherten.
    Ich fluchte.
    »Kauket«, schrie ich so laut ich konnte.
    »Was gibt’s, Ainwa?«
    Ich fuhr herum. Kauket stand hinter mir, entspannt gegen den Stamm einer Tanne gelehnt und musterte mich spöttisch.
    »Ich habe im Dorf auf dich gewartet, leider vergeblich.«
    Das Knacken und Krachen im Wald wurde immer lauter.
    »Du musst mir helfen! Dieses Monster, das der Fremde auf mich gehetzt hat, verfolgt mich!«
    Kauket hob mit quälender Langsamkeit den Kopf, wie um

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