Die Washington-Akte
ein Schatten auf. Der Turm hatte einen Durchmesser von zehn Metern, die flechtenbewachsenen Wände waren vom Wind und vom Regen verwittert. Durch seine Höhe schützte der Turm Malone vor allen Kugeln, solange er nicht unter dem Tor hervortrat.
Er führte sich seine Lage rasch vor Augen.
Wenn er sich zurückzog, konnte er nur den Weg nehmen, den er gekommen war, und den hatte der Mann oben mit seinen Kugeln bestrichen. Vorwärts ging es durch den offenen Turm, und das stellte zweifellos ein Problem dar.
Ihm fiel plötzlich auf, dass er auf einem einen Meter breiten und anderthalb Meter langen Holzbrett stand.
Er bückte sich und fuhr leicht mit der Hand darüber.
Hart wie Stein.
Langsam schob er die Finger unter das Brett und hob es an. Es war schwer, aber er kam damit zurecht. Er konnte nur hoffen, dass das Kaliber der Waffe, die der Mann oben verwendete, klein war.
Seine Pistole steckte er in die Jackentasche, hob dann das Brett über den Kopf und balancierte es auf den offenen Handflächen. Als er sich herumdrehte, hatte er den Torbogen und den Turm vor sich. Er hielt seinen Schild schräg geneigt, um so hoffentlich Schutz vor abprallenden Kugeln zu finden.
Er biss die Zähne zusammen, holte tief Luft und stürzte sich aus dem Torbogen, sorgfältig darauf bedacht, das Brett im Gleichgewicht zu halten.
Mehr als drei Meter musste er nicht überwinden.
Sofort fielen Schüsse, und er hörte, wie das Holz zersplitterte, als die Kugeln von dem Brett abprallten. Er gelangte zu dem engen Eingang des Korridors, merkte aber sofort, dass das Brett zu breit war. Es würde nicht hindurchpassen.
Ein steter Kugelhagel traf das Holz über seinem Kopf. Jede Kugel mochte eine Katastrophe bedeuten, wenn sie eine weiche Stelle fand.
Ihm blieb keine Wahl.
Er ließ das Brett von den Handflächen gleiten, stieß sich ab und sprang in den Eingang.
Das Brett fiel krachend zu Boden.
Er packte seine Pistole.
Cassiopeia rannte los und ging hinter der Garagenseite, die ihr am nächsten lag, in Deckung. Ein Mann tauchte auf und stürmte in ihre Richtung. Seine Aufmerksamkeit galt mehr dem, was hinter ihm lag, als dem, was er vor sich hatte. Cassiopeia wollte wissen, ob mit Jessica alles in Ordnung war, aber sie begriff, dass sie zunächst einmal dieses Problem hier lösen musste. Sie wartete einen Moment und streckte dann das Bein aus. Der Mann stolperte darüber und fiel ins Gras.
Sie zielte auf ihn und flüsterte: »Ganz still.«
An seinem Blick erkannte sie, dass er ihr nicht gehorchen würde. Im Handumdrehen war er auch schon wieder auf den Beinen.
Daher sorgte sie für Klarheit und schlug ihn mit einem Hieb der Pistole gegen die linke Schläfe bewusstlos.
Dann eilte sie zur Garagenecke vor. Jessica stand da und zielte, beide Hände an den Abzug gelegt, mit ihrer Pistole nach unten. Der andere Mann lag im Gras und krümmte sich vor Schmerz. In seinem Oberschenkel war ein Loch.
»Mir blieb keine Wahl.« Jessica senkte die Waffe. »Ich bin dort hinten über eine Schaufel gestolpert und habe die beiden dadurch auf mich aufmerksam gemacht. Ich habe ihn aufgefordert stehen zu bleiben, aber er kam weiter auf mich zu. Wahrscheinlich hat er geglaubt, ich würde nicht auf ihn schießen.«
»Der andere Mann ist ebenfalls außer Gefecht gesetzt. Rufen Sie den Notarzt.«
63
Knox versuchte mit ein paar Schüssen, Wyatt aus seinem Versteck auf der Mauer gegenüber zu vertreiben.
»Wo sind Sie?«, fragte er seinen zweiten Helfer über sein Knopflochmikrofon.
»Hier ist noch ein weiterer Mann«, hörte er dessen Stimme im Ohr. »Er ist bewaffnet, aber ich habe ihn unten festgenagelt.«
Zwei Männer?
Er hatte niemanden außer Wyatt erwartet. Von einem Helfer hatte keiner etwas gesagt.
»Erschießen Sie ihn«, befahl er.
Malone setzte einen Fuß auf die Steintreppe, die steil nach oben führte. Offensichtlich waren im Fort noch weitere Personen, denn er hatte sowohl zu seiner Linken als auch zu seiner Rechten Schüsse gehört. Die Nacht hatte sich endgültig herabgesenkt, und die Dunkelheit war jetzt seine Verbündete. Er war noch immer mit einer Taschenlampe ausgerüstet, die er in der hinteren Hosentasche trug, aber die konnte er jetzt unmöglich verwenden.
Er kam oben an und hielt vorsichtig nach einer Bewegung Ausschau.
Wenn er den Treppenschacht verließ, hatte er keine Deckung mehr. Es war zwar bekannt, dass er gelegentlich Dummheiten machte, aber hier kam das nicht in Frage.
Er betrachtete prüfend die Umgebung.
Eine
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