Die Washington-Akte
gekommen, um während des Sturms, wenn seine Wachsamkeit nachließ, auf dem Meer mit ihm ihre Kräfte zu messen.
So zumindest dachten sie sich das.
Diese Art von Angriff war tollkühn. Sie verletzte jedes ihrer Prinzipien. Aber die Boltons waren Narren, und zwar seit jeher.
»Quentin.«
Der Wind trug seinen Namen heran.
Eine weibliche Stimme.
Weitere Piraten enterten mit Schwertern bewaffnet das Deck. Einer sprang durch die Luft und landete wenige Schritte entfernt.
Eine Frau.
Sie war hinreißend schön, hatte blondes Haare und einen blassen Teint. Ihre Augen leuchteten vor Begierde.
Sie stürzte sich auf ihn und riss seine Hand vom Steuerrad weg. Das Schiff verließ seinen Kurs, und Hale spürte die unkontrollierte Bewegung.
»Quentin. Quentin.«
Hale schlug die Augen auf.
Er lag in seinem Schlafzimmer.
Draußen wütete ein Unwetter. Regen schlug gegen die Fenster, und heulender Sturm zerrte an den Bäumen.
Jetzt erinnerte er sich.
Shirley Kaiser und er hatten sich hierher zurückgezogen, da sie ihm versprochen hatte, dass sie einige ganz besondere Kleidungsstücke mitgebracht hatte.
Und besonders waren sie tatsächlich gewesen.
Lavendelfarbene Spitze umfing ihre zierliche Gestalt. Sie war so hauchzart, dass sie seine Aufmerksamkeit für eine Weile vollkommen beansprucht hatte. Shirley war an sein Bett getreten und hatte ihn entkleidet. Nachdem sie sich fast eine Stunde miteinander vergnügt hatten, war er befriedigt eingenickt, froh, dass sie uneingeladen gekommen war. Sie war genau das, was er nach seiner Auseinandersetzung mit den anderen drei Kapitänen gebraucht hatte.
»Quentin.«
Er blinzelte den Schlaf aus den Augen und konzentrierte sich auf die vertraute Kassettendecke seines Schlafzimmers, deren Holz vom Rumpf einer Slup aus dem 18. Jahrhundert stammte, die einmal den Pamlico befahren hatte. Er spürte die Qualität seiner edlen Bettwäsche und die Festigkeit seiner Kingsize-Matratze. Er lag in seinem großen, soliden Himmelbett, zu dessen Besteigung man die Hilfe eines Hockers brauchte. Einmal, vor Jahren, hatte er sich einen Knöchel verstaucht, als er zu rasch aus dem Bett gesprungen war.
»Quentin.«
Shirleys Stimme.
Natürlich. Sie war hier im Bett. Vielleicht hatte sie schon Lust auf mehr? Das wäre in Ordnung. Er war ebenfalls bereit.
Er wälzte sich herum.
Sie starrte ihn mit einem Gesichtsausdruck an, der frei von jedem Lächeln oder Zeichen von Begehren war. Stattdessen waren ihre Augen hart und böse.
Dann erblickte er die Pistole.
Der Lauf war nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt.
Cassiopeia verfolgte, wie der Krankenwagen den verwundeten Einbrecher abtransportierte. Der andere Eindringling, der Mann, den sie durch einen Schlag mit ihrer Pistole niedergestreckt hatte, war festgenommen worden und hielt sich einen Eisbeutel an die eigroße Beule. Keiner der beiden hatte irgendwelche Papiere bei sich, und keiner redete.
»Jede Minute, die wir aufgehalten werden, ist eine weitere Minute, in der Stephanie in Schwierigkeiten steckt«, sagte Danny Daniels.
Er stand vor der Tür, die aus dem Blauen Zimmer führte.
»Ich kenne die Symptome, Mr. President. Wenn man sich um einen anderen Menschen sorgt, ist das die Hölle.«
Er schien zu verstehen. »Sie und Cotton?«
Sie nickte. »Das ist gleichzeitig gut und schlecht. So wie in diesem Moment. Geht es ihm gut? Braucht er Hilfe? Dieses Problem kenne ich erst seit ein paar Monaten.«
»Ich war lange allein«, sagte Daniels.
Sein düsterer Tonfall machte deutlich, dass er jeden Moment bereute.
»Pauline und ich sollten zu einer Übereinkunft kommen. Dieser Zustand muss ein Ende finden.«
»Vorsicht. Treffen Sie diese Entscheidungen langsam. Es steht viel auf dem Spiel.«
Sein Blick gab ihr recht. »Ich habe meinem Land gedient. Vierzig Jahre lang war Politik mein Leben. Die ganze Zeit über war ich absolut integer. Nie habe ich auch nur einen einzigen Cent von irgendjemandem gesetzeswidrig angenommen. Nie habe ich mich verkauft. Es gab keine Skandale. Ich bin meinem Gewissen und meinen Prinzipien treu geblieben, obgleich der Preis dafür manchmal hoch war. Ich habe dem Land so gut gedient, wie ich es konnte. Und ich bedaure nur wenig. Aber jetzt würde ich mich gerne einmal um mich selbst kümmern. Nur eine Zeitlang.«
»Weiß Stephanie, was Sie empfinden?«
Er antwortete nicht sofort, was sie zweifeln ließ, ob er die Antwort überhaupt kannte. Aber was er dann schließlich sagte, überraschte sie.
»Ich
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