Die Washington-Akte

alles andere als das. Er hatte nicht alles riskiert, um an diesem gottverlassenen Ort für Quentin Hale oder einen der anderen Kapitäne zu sterben.
    »Hier ist noch ein anderer Mann«, rief Wyatt. »Und zwar Cotton Malone. Er ist nicht Ihr Freund.«
    Malone hörte die Worte. Typisch Wyatt!
    Immer so hochtrabend.
    Eines war gewiss – Malone würde sich nicht in diese Unterhaltung einmischen.
    Zumindest noch nicht.
    Wyatt lächelte. »Nein, ich schätze, Malone wird sich nicht sehen lassen. Knox, lassen Sie sich sagen, dass ich Ihnen wirklich überhaupt nichts übel nehme.«
    »Aber ich Ihnen.«
    »Dieses alberne gescheiterte Attentat? Sie sollten mir dankbar sein, dass ich eingeschritten bin. Carbonell hat uns beide hier in die Falle gelockt. Daher gebe ich Ihnen die Chance, von hier zu verschwinden. Ich möchte, dass Sie Quentin Hale eine Botschaft überbringen. Sagen Sie ihm, dass ich das beschaffen werde, was er haben will, und dass er es dann haben kann. Natürlich wird es etwas kosten, aber es wird kein Preis sein, den er sich nicht leisten kann. Sagen Sie ihm, ich werde ihn kontaktieren.«
    Er wartete auf eine Antwort.
    »Carbonell hat gesagt, Sie würden ihr diese Seiten nicht bringen«, rief Knox.
    »Das liegt nur daran, dass sie nicht Wort gehalten hat. Sie hat sich in der Hoffnung an Sie gewandt, dass Sie mich umbringen würden. Hier stehen zwei gegen einen, Knox. Cotton Malone will diese Seiten ebenfalls haben. Wenn er sie findet, werden sie für Sie verloren sein. Er arbeitet nur für Gott und das Vaterland.«
    »Und Sie werden also derjenige sein, der fündig wird?«
    »Zwischen Malone und mir ist noch etwas unerledigt. Wenn ich damit fertig bin, besorge ich Ihnen das, was Sie haben wollen.«
    »Und wenn ich hierbleibe?«
    »Dann werden Sie sterben. Das garantiere ich Ihnen. Einer von uns wird Sie erwischen.«
    Knox wog seine Optionen ab. Er war allein und hatte zwei Verfolger auf den Fersen. Der eine schien es gut mit ihm zu meinen, der andere war ihm unbekannt.
    Wer war dieser Cotton Malone?
    Und da war noch die Crew.
    Es hatte Tote gegeben.
    So etwas kam nicht oft vor.
    Es war Jahre her, seit sie jemanden verloren hatten. Er war hierhergekommen, weil es die einzige Option zu sein schien. Hale war glücklich und die anderen drei Kapitäne zufrieden. Carbonell hatte Hale informiert, da sie anscheinend wollte, dass Knox hierherkam.
    Aber was genug war, war genug.
    Er riskierte sein Leben für nichts.
    »Ich verschwinde von hier«, rief er.
    Malone kauerte sich nieder und spähte in die Dunkelheit. Die nächste Lichtquelle lag meilenweit entfernt auf einer Nachbarinsel. Die Brandung wogte weiterhin unerbittlich gegen den Felsen unten an. Wyatt war hier und erwartete ihn. Es war unmöglich, die Verfolgung des dritten Mannes aufzunehmen. Dieses Knox. Wyatt würde sich bereithalten.
    Am besten, er selbst blieb einfach an Ort und Stelle und rührte sich nicht.
    »Okay, Malone«, rief Wyatt. »Offensichtlich bist du genauso eingeweiht wie ich. Nur einer von uns wird diesen Kampf gewinnen. Finden wir heraus, wer.«

64
    Bath, North Carolina
    Eine Sturmbö hämmerte gegen das Deck, so heftig, dass die Kanonen verrutschten. Er hielt das Steuerrad umklammert und achtete darauf, dass der Bug nach Nordosten wies. Er folgte der Sandbank, die sich vor der Küste erstreckte – er musste mit exaktem Kurs durch eine schmale Meerenge hindurchfinden. Die stark gerefften Marssegel blähten sich und trieben sie vorwärts.
    Ein Schiff tauchte auf.
    Es segelte auf Parallelkurs, und seine Masten kamen Hales Segeln gefährlich nahe. Was hatte es hier zu suchen? Sie waren ihm den größten Teil des Tages über ausgewichen, und Hale hatte gehofft, der Sturm werde sie schützen.
    Er läutete die Alarmglocke.
    Es entstand ein Getümmel, als die Besatzung von unten in den Sturm hinaufeilte. Rasch erkannte man die Gefahr und schwang angriffsbereit die Waffen. Männer strömten an die Kanonen und nahmen, ohne auf einen Befehl zu warten, die Breitseite des aufgetauchten Seglers unter Beschuss. Er hielt das Steuerrad fest, stolz auf sein Schiff, das dem Hause Hale in North Carolina gehörte.
    Er würde es sich weder wegnehmen noch unter sich versenken lassen.
    Ein neuer Windstoß zerrte am Steuerrad.
    Er kämpfte um die Kontrolle.
    Männer schwangen sich vom anderen Schiff herüber und enterten das seine. Piraten. Wie er. Und er wusste, woher sie kamen. Aus dem Hause Bolton. Das stammte ebenfalls aus North Carolina. Die Piraten waren