Die Washington-Akte
Präsidenten niemals zulassen würden. Ich bin schockiert, dass sie etwas anderes für möglich gehalten haben. Wie schon gesagt, das hier ist eine Botschaft.«
Und die National Intelligence Agency wollte offensichtlich, dass er die persönlich überbrachte. Parrott war Knox’ Kontaktmann beim NIA . Vor einem Jahr, als deutlich wurde, dass Teile der Geheimdienstgemeinde beschlossen hatten, das Commonwealth zu vernichten, hatte nur die NIA ihnen zur Seite gestanden.
»Die Kapitäne werden sich fragen, warum die NIA ihnen Botschaften schickt. Warum sie eingegriffen hat.«
»Dann sagen Sie ihnen, dass ich gute Nachrichten für sie habe. So gut, dass sie uns noch für das danken werden, was wir heute getan haben.«
Das bezweifelte Knox, aber er hörte zu.
»Der Schlüssel für ihren Jefferson-Code sollte gerade in diesem Augenblick als Download auf meinem Notebook landen. Unsere Leute haben ihn geknackt.«
Hatte er richtig gehört? Der Schlüssel? Gefunden? Nach hundertfünfundsiebzig Jahren? Parrott hatte recht – die Kapitäne würden begeistert sein. Aber da war immer noch das Problem der Dummheit, die begangen worden war. Er konnte nur hoffen, dass er ihre Spuren gründlich genug verwischt hatte. Andernfalls würde auch der Codeschlüssel nichts mehr helfen.
»Wenn es irgendetwas gibt, das Ihnen helfen könnte, aus der Grube zu klettern, die Sie sich selbst gegraben haben, dann der Schlüssel«, sagte Parrott.
»Warum geben Sie ihn uns nicht einfach?«
Der Agent lachte. »Das liegt nicht bei mir. Ich bezweifle, dass Sie eine Spur hinterlassen haben, die man zurückverfolgen kann, und wir waren ja da und haben das Attentat vereitelt. Es spielt also keine Rolle.«
Knox blieb ruhig und nahm sich vor, sich an die Entscheidung zu halten, die er unterwegs getroffen hatte.
Es musste sein.
»Ich dachte, Sie laden mich vielleicht zum Essen ein«, sagte Parrott. »Ich würde etwas wählen, das einmal Eltern gehabt hat. Sie können sich das leisten. Danach kehren wir in mein Hotel zurück, und Sie können herausfinden, was Andrew Jackson zu sagen hatte.«
Sollte dieses Desaster tatsächlich einen Glücksfall im Gepäck haben? Selbst Quentin Hale, der gewiss vor Wut außer sich war, würde begeistert sein, wenn er hörte, dass der Code geknackt worden war.
Knox diente seit fast fünfzehn Jahren als Quartermeister; damit hatte er sich dieselbe Position erarbeitet, die sein Vater einmal innegehabt hatte. Er hatte immer lächeln müssen, wenn er Piratenfilme sah, in denen eine Karikatur eines allmächtigen Kapitäns seine Crew gnadenlos quälte. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Die Piratengemeinschaften hatten als lose Demokratien funktioniert, und ihre Mitglieder hatten selbst entschieden, wer sie führen sollte und wie lange. Die Tatsache, dass sowohl der Kapitän als auch der Quartermeister gewählt wurden, sorgte dafür, dass die Mannschaft gerecht und vernünftig behandelt wurde. Als weitere Machtkontrolle diente, dass die Crew jederzeit über einen neuen Kapitän oder Quartermeister abstimmen konnte. Und manch ein Kapitän, der zu weit ging, fand sich auf das erste Fleckchen trockenen Landes verbannt, das vom Schiff aus gesichtet wurde, während ein anderer Mann die Führung übernahm. Der Quartermeister, der sowohl der Crew als auch dem Kapitän diente, hatte sogar noch weniger Spielraum.
Ein guter Mann verstand es, bei beiden beliebt zu sein.
Daher wusste er, was zu tun war.
»Okay«, sagte er mit einem Lächeln. »Das Steak geht auf mich.« Er streckte die Hand aus und klopfte Parrott zweimal auf die Schulter. »Ich hab’s kapiert. Ihr habt das Sagen. Werde meinen Leuten diese Botschaft überbringen.«
»Ich hatte gehofft, dass Sie es so sehen würden.«
Er zog die Hand zurück, klopfte auf die nackte Haut von Parrotts Hals und stach die kurze Nadel hinein. Noch ein bisschen nachschieben, ein leichter Druck, und der Inhalt der Spritze schoss unter die Haut.
»He.« Parrott griff nach der schmerzenden Stelle.
Eins. Zwei. Drei.
Parrotts Körper erschlaffte.
Knox hielt ihn aufrecht und legte ihn dann behutsam auf die Bank. Das Mittel, das er verwendet hatte, stammte von einem Rifffisch aus der Karibik. Karenia annulatus. Ein schnell wirkendes tödliches Gift. Vor Jahrhunderten, im goldenen Zeitalter der Piraterie, als Slups in diesen südlichen Gewässern kreuzten, war mehr als ein Feind auf diese wirksame Weise beseitigt worden.
Eine Schande, dass dieser Mann sterben
Weitere Kostenlose Bücher