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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Stuhl aus der Essecke zur Wohnungstür. Etwas, das aussah wie ein Gewehr, wurde mit Klemmen an seiner Rücklehne befestigt und die Couch hinter seine Beine geschoben, damit er nicht wegrutschte. Danach befestigte der Mann Ringschrauben in der Decke, dem Türpfosten und der Tür selbst und führte Schnüre vom Abzug des Gewehrs durch jeden Ring zum Türgriff.
    Wyatt begriff, was hier gebastelt wurde.
    Eine Selbstschussanlage.
    Früher war so etwas verwendet worden, um an abgelegenen Orten Besitz zu schützen. Jeder, der durch die Tür oder das Fenster einbrach, auf das sie ausgerichtet war, wurde erschossen. Solche Anlagen waren schon seit Jahrzehnten verboten. Die Methode war ein bisschen veraltet.
    Aber wirksam.
    Der Mann beendete seine Arbeit und prüfte, ob die Schnüre auch straff genug gespannt waren. Dann packte er seine Sachen zusammen, öffnete vorsichtig die Tür und schlüpfte hinaus.
    Wyatt fragte sich, wem da wohl noch der Geduldsfaden gerissen war.
    38
    Bath, North Carolina
    Hale konnte nicht schlafen. Nach der Gerichtsverhandlung war er nach Hause zurückgekehrt und hatte sich in sein Schlafzimmer zurückgezogen. Aber zu viele beunruhigende Gedanken kreisten durch seinen Kopf. Wenigstens schien die Angelegenheit mit dem Verräter nun erledigt. Knox hatte die Situation genau so gemanagt, wie ein Quartermeister das tun sollte. In wenigen Stunden würden die Kapitäne allen vier Crews zeigen, was mit denen geschah, die die Artikel verletzten. Eine Erinnerung an diese Tatsache konnte niemals schaden. Was ihn jedoch wirklich interessierte, war der Codeschlüssel.
    Ob Carbonell ihm den wohl verschaffen konnte?
    Parrott hatte Knox angelogen.
    Belog Carbonell nun auch ihn?
    Würde er nun endlich Erfolg haben, nachdem sein Vater, Großvater, Urgroßvater und Ururgroßvater gescheitert waren?
    »Die Geheimschrift ist nicht zu entschlüsseln«, hatte sein Vater ihm erklärt. »Es sind einfach nur Buchstaben auf einem Blatt Papier. Es liegt keinerlei Ordnung oder Sinn darin.«
    »Warum brauchen wir sie denn dann?«, hatte er mit der Unschuld eines noch nicht Zwanzigjährigen gefragt. »Wir sind doch nicht bedroht. Unser Kaperbrief wird respektiert.«
    »Das stimmt. Der jetzige Präsident hält sich daran und auch die meisten Präsidenten vor ihm. Während des Ersten Weltkriegs war Wilson dankbar für unsere Bemühungen. Ebenso Roosevelt während des Zweiten Weltkriegs. Aber vier Mal hat unsere Regierung sich dazu entschlossen, die Bestimmungen des Kaperbriefs zu missachten, und sich dabei auf die Tatsache gestützt, dass es keine ausdrückliche Zustimmung des Kongresses für das Dokument gibt. Genau wie Andrew Jackson haben diese Präsidenten uns ausgelacht, da sie wussten, dass unser Kaperbrief juristisch gesehen nicht durchsetzbar war. Alle vier sind zu einem Problem geworden.«
    Darüber hatte sein Vater noch nie mit ihm gesprochen.
    »Welche vier?«
    »Die Präsidenten, die durch ein Attentat ums Leben gekommen sind.«
    Hatte er richtig gehört?
    »Quentin, dein Bruder und deine Schwestern wissen nicht, was ich wirklich tue, sondern nur, dass wir viele Unternehmen besitzen und kontrollieren. Natürlich ist ihnen unser Seefahrererbe genauso bewusst wie dir, und sie sind stolz auf die Rolle, die wir bei der Geburt unserer Nation gespielt haben. Aber ihnen ist unklar, was wir danach getan haben.«
    Ihm ging es genauso, aber sein Vater brachte ihm jeden Tag etwas Neues bei.
    »Während des Bürgerkriegs hat die Union uns zu Hilfe gerufen, um die Versorgung der Konföderierten über den Seeweg zu unterbinden. Wir wurden ermutigt, französische und englische Frachtschiffe anzugreifen. Während die Marine der Union die wichtigsten Häfen der Südstaaten blockierte, plünderten wir die Schiffe auf See. Aber wir konnten nicht vergessen, dass wir tatsächlich aus den Südstaaten stammten. Daher ließen wir einige Schiffe durchkommen. So viele, dass die Konföderierten sich länger halten konnten, als eigentlich nötig gewesen wäre.«
    Das hatte Hale noch nie gehört.
    »Lincoln war außer sich vor Wut. Während des Kriegs hatte er uns gebraucht. Er wusste, was Jackson getan hatte – dass unseren Kaperbriefen das Fundament fehlte –, aber er überging diese Schwäche und ermutigte uns. Nachdem der Krieg gewonnen war, änderte er seinen Kurs. Haftbefehle wurden erlassen, und das Commonwealth sollte wegen Piraterie vor Gericht gestellt werden.« Hales Vater hielt inne, die dunklen Augen eindringlich auf den Sohn

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