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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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gerichtet. »Ich erinnere mich an damals, als Papa mir das erzählt hat, was ich jetzt gleich dir berichte.«
    Hales Vater ging auf die siebzig zu und war gesundheitlich in schlechter Verfassung. Hale war das jüngste Kind und erst zur Welt gekommen, als sein Vater schon beinahe fünfzig war. Sein älterer Bruder und seine Schwestern waren weit gebildeter und erfolgreicher als er, aber dennoch war die Wahl auf ihn gefallen.
    »Lincoln wusste, dass unsere Kaperbriefe durch den Formfehler der beiden fehlenden Seiten in den Protokollbüchern des Kongresses ungültig waren. Unklugerweise hatten wir ihm vertraut. Falls wir vor Gericht gestellt worden wären, hätten wir nichts zu unserer Verteidigung vorbringen können. Die Kapitäne wären ins Gefängnis gekommen oder vielleicht auch als Verräter erschossen worden.«
    »Aber es war noch nie ein Hale im Gefängnis.«
    Sein Vater nickte. »Weil der damalige Hale dafür gesorgt hat, dass Abraham Lincoln starb.«
    Hale erinnerte sich immer noch an die Verblüffung, mit der er sich von seinem Vater hatte berichten lassen, was das Commonwealth getan hatte und welche Verbindung zwischen den Anschlägen auf Andrew Jackson und Abraham Lincoln bestand.
    »Abner Hale hat versucht, Andrew Jackson ermorden zu lassen. Er engagierte und ermutigte Richard Lawrence, einen Anschlag auf den Präsidenten zu verüben. Jackson begriff dies sofort. Deshalb rächte er sich und entwertete die Kaperbriefe. Der Grund, aus dem Abner handelte, war Jacksons Weigerung, zwei Piraten zu begnadigen, die der Plünderung eines amerikanischen Schiffs überführt worden waren. Der Fall war damals sehr bekannt, er enthielt alles, was wir auch heute von so einer Affäre erwarten: berühmte Anwälte, interessante Persönlichkeiten und angebliche Amtsvergehen. Die Schuldsprüche waren so umstritten, dass es sogar zu Todesdrohungen gegen Jackson kam. Eine stammte von einem extravaganten Shakespeare-Schauspieler. Er schrieb einen bitterbösen Brief und drohte, dem Präsidenten im Schlaf die Kehle durchzuschneiden oder ihn in Washington, D.C. auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu lassen, wenn er die Männer nicht begnadigte. Der Mann, der diese Worte schrieb, war Junius Brutus Booth.« Hales Vater hielt inne. »Der Vater von John Wilkes Booth, der zwanzig Jahre später vom Commonwealth für den Anschlag auf Abraham Lincoln angeworben wurde.«
    Jetzt begriff Hale, wie die Kapitäne 1865 der Strafverfolgung entgangen waren.
    »Wir setzten der Bedrohung ein Ende, indem wir Booth junior engagierten, was nicht allzu schwierig war«, berichtete Hales Vater. »Es gibt viele Menschen, deren Herz nur für eine Sache brennt. Die meisten sind labil und lassen sich leicht manipulieren. Nach Lincolns Ermordung brach in der Regierung ein Chaos aus. Alles Gerede über Verhaftungen hörte auf. Besser noch, Booth starb auf der Flucht. Vier weitere Verschwörer wurden rasch verhaftet, vor Gericht gestellt und gehängt. Fünf andere kamen ins Gefängnis. Diese neun wussten nichts von uns. Und so haben wir überlebt.«
    Und das würde dem Commonwealth auch diesmal gelingen.
    Aber alles hing von Andrea Carbonell ab, davon, wie dringend sie Stephanie Nelle tot wissen wollte.
    Er musste diesen Trumpf behutsam ausspielen.
    Ein Klopfen an der Schlafzimmertür ließ ihn aufschrecken.
    Sein Sekretär trat ein. »Ich habe das Licht gesehen und beschlossen, Ihnen noch Bescheid zu geben.«
    Hale hörte zu.
    »Einer der Gefangenen hat darum gebeten, Sie zu sehen.«
    »Welcher von beiden?«
    »Der Verräter.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Das hat er nicht gesagt. Nur dass er mit Ihnen sprechen möchte. Allein.«
    Malone wachte auf und sah auf die Nachttischuhr.
    06.50 Uhr.
    Cassiopeia lag mit geschlossenen Augen neben ihm. Sie hatten wenig mehr als zwei Stunden geschlafen. Er trug sein Unterhemd und Boxershorts. Sie war nackt, was ihre bevorzugte nächtliche Bekleidung war, und das gefiel ihm. Er betrachtete wohlwollend ihre Kurven. Ihre dunkle Haut war vollkommen makellos. Sie war eine schöne Frau, eine so schöne Frau …
    Wenn sie nur mehr Zeit gehabt hätten!
    Er schwang die Beine auf den Boden.
    »Was machst du?«, fragte sie.
    Er wusste schon, dass sie einen leichten Schlaf hatte.
    »Wir müssen los.«
    »Was ist gestern Nacht passiert?«
    Er hatte ihr eine Erklärung nach dem Aufwachen versprochen. Er erzählte es ihr also und sagte dann: »Ich habe den Codeschlüssel vom Garver-Server gelöscht, aber das wird die Leute, die dort waren, nur

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