Die Wasser des Mars
dessen, was er schuf, machte er sich keinerlei Gedanken. Obwohl alle Welt wußte, daß die weitentwickelte Technik zum Teamwork zwang, versuchte Jeff allein ans Ziel zu kommen. Um so erstaunlicher war es, welch großartige Erfolge er trotz seiner Eigenbrötelei verbuchen konnte.
Schon auf der Schule, sie hatten sich an der Massachusetts-University kennengelernt, war er ein Außenseiter. Nie beteiligte sich der schmächtige Junge mit der runden Brille an den Vergnügungen der anderen Studenten. Er lachte selten, eigentlich nie, und auch die Mädchen der Stadt ließen ihn seltsamerweise kalt. Wenn er sich, was selten genug geschah, entschloß, mit seinen Kommilitonen ein Tanzlokal oder eine Bar aufzusuchen, benahm er sich linkisch und unsicher, und was er zuwenig lachte, lachten die Mädchen zuviel, allerdings nicht mit, sondern über ihn. Das trug nicht dazu bei, sein Selbstvertrauen auf privatem Gebiet zu festigen.
Nicht viel anders benahm er sich in Seminaren und Vorlesungen, nur hatte er dort das Glück, daß die Dozenten seine Leistungen besser einzuschätzen wußten als die Damen, bei denen die Studenten zu verkehren pflegten.
Kurz und gut, der verschlossene, aber überaus intelligente Außenseiter Jeffer Jefferson stand mit seinen Studienergebnissen bald auf einsamer Höhe. Er war einer der wenigen, denen der Staat ein Stipendium gewährte und die er dadurch zwang, jeden Tag und jede Stunde unbedingte Loyalität zu beweisen. Bestimmt war das Jeffer nicht leichtgefallen, und es war nicht die einzige unangenehme Seite eines Stipendiatendaseins. Denn dieses Stipendium stellte Jeffer in eine Gesellschaft junger Leute, denen eine gutgespickte Brieftasche oder ein erhebliches Bankkonto jeden Wunsch erfüllten.
Wenn Howard heute darüber nachdenkt, dann muß er sich eingestehen, daß es in ihrem Kommilitonenkreis eigentlich niemanden weiter gab, der keinen gutgestellten Vater anzapfen konnte. Einzig und allein Jeffer mußte mit seinem schmalen Stipendium auskommen. An diese Tatsache hatten sie früher nie gedacht. Im Gegenteil, sie hatten ihn gehänselt, wenn er ihren Vergnügungen fernblieb, hatten in ihm von Anfang an einen menschenscheuen Sonderling gesehen. Daß sie ihn erst dazu gemacht hatten, weil er einfach gezwungen war zu sparen, lag damals weit außerhalb ihrer Vorstellungskraft.
Dabei hätte er, Howard Montena, es eigentlich am besten wissen müssen, denn ihm hatte Jeffer am nächsten gestanden. Er hatte sofort gespürt, daß Jeffer weit über dem Durchschnitt stand, daß er alle anderen an Erkenntnis und an Schärfe sowie Brillanz der Gedanken weit übertraf. Er hatte es gespürt, obwohl Jeff seine Antworten meist mit gesenktem Kopf und einem entschuldigenden Unterton in der Stimme gab. Und er hatte Jeffers Intelligenz und Weltfremdheit zu nutzen verstanden.
Wie oft hatte ihm der Studienfreund mit Belegarbeiten aus der Patsche geholfen, ohne daran zu denken, daß er ihm damit unter normalen Umständen einen schlechten Dienst erwiesen hätte. Aber bei Howard Montena kam es nicht sosehr darauf an, welchen Umfang an Wissen er von der Schule mitbrachte, sondern ausschließlich auf den damit verbundenen Titel, möglichst das Bakkalaureat. Howard hielt sich für intelligent genug, um die Aufgaben, die ihm die Firma seines Vaters stellen würde, mühelos zu lösen.
Bei Jeffer Jefferson war das ganz anders. Er hatte studiert, um leben zu können, um sich das Wissen anzueignen, das ihm einen vernünftigen Lebensstandard garantieren konnte.
Howard sagt sich, daß es vielleicht des zeitlichen Abstandes von damals bedarf, um die Dinge so zu erkennen, wie er das heute tut.
Nach Abschluß der Schule hatten sie sich einige Jahre aus den Augen verloren. Jeffer hatte sein Studium mit Glanz beendet und erhielt eine Berufung an das Forschungsinstitut der Frisco Electric, eine der Firmen, die in großem Maßstab das Geschäft mit der Kybernetik betrieben. Die USA hatten auf diesem Gebiet einen Nachholebedarf, da die Forschungen erst zu dem Zeitpunkt intensiviert worden waren, zu dem sich erwiesen hatte, daß die bemannte Kosmosforschung eine vorläufige Grenze erreicht hatte.
Er aber, Howard Montena, trat in die Firma seines alten Herrn ein. Es war längst eine beschlossene Sache, über die weder er noch der Alte ein Wort verloren. Sein Vater stellte damals die Firma konsequent auf Datenverarbeitung um. Maschinen seien billiger als Menschen, sagte er oft, und außerdem machten sie weitaus weniger
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