Die Wasser des Mars
Scherereien.
Howard lächelt, wenn er an den Alten denkt. Ein typischer Selfmademan, nicht sehr gebildet, aber äußerst gerissen. Zu allem Überfluß hatte er auch noch eine ausgezeichnete Nase und ein untrügliches Gefühl für die jeweilige Situation der Wirtschaft. Das alles hatte ihn im Textilgeschäft ganz nach vorn gebracht, und wenn er sich auch mit bestimmten Mammutunternehmen nicht messen konnte, die Montena Textil war ein Faktor, mit dem man zu rechnen pflegte. Howard hatte es leicht, er stieg sofort als Juniorchef ein, und niemand zweifelte daran, daß ihm die Tätigkeit eines Managers ausgezeichnet lag.
Er erinnert sich daran, daß Jeffer bei ihrer Abschlußparty mit dem Alten über dessen Ansichten, Menschen und Maschinen betreffend, hart diskutiert hatte. Er verwechsele Ursache und Wirkung, hatte er dem alten Herrn erklärt. Spätestens dann, wenn die Menschen nicht mehr ihn, sondern er die Menschen brauche, werde er allein dastehen. Die Zeit werde ihn überrollen, samt seinen Maschinen.
Sie hatten sich über Jeffers schrullige Worte amüsiert und sie selbstverständlich nicht ernst genommen. Jeder halbwegs gute Firmeninhaber wußte selbstverständlich, daß die Menschen in den Büros und an den Maschinen immer ein Unsicherheitsfaktor bleiben würden, und sie stellten sich darauf ein oder versuchten es zumindest. Nur Jeffer Jefferson wußte das nicht. Er blieb eben ein großes Kind.
Es war jetzt drei Jahre her, daß er Jeffer wiedergesehen hatte. Die Nachrichten, die über die Forschungen der Frisco Electric an die Öffentlichkeit drangen, waren auch für die Montena Textil interessant geworden.
»Es wird Zeit, daß wir denen von Frisco zeigen, daß Jeffer nicht nur für diese blödsinnige Kosmosforschung arbeitet«, hatte der Alte gesagt. »Was meinst du, was wir alles mit seinen Ergebnissen anfangen könnten?«
Alle Zeitungen hatten damals über die aufsehenerregenden Forschungen des jungen Kybernetikers berichtet. Jeff hatte einen hochdotierten Preis für epochale Neuerungen auf dem Gebiet der Elektronik, Kybernetik und der Computertechnik erhalten, den Price of Computronic.
Es hatte Howard keine Schwierigkeiten bereitet, sich Zugang zu den Forschungsstätten der Frisco Electric zu verschaffen. Er hatte damals ausdrücklich um eine Konsultation mit Jeff er Jefferson gebeten, was ihm auch sofort bewilligt worden war.
Der alte Pförtner hatte seine Mütze vom Kopf gerissen und »Mister Jefferson« telefonisch gebeten, seinen Gast am Eingang abzuholen. Dabei hatte er Howard angesehen, als habe er jemanden vor sich, der dabei war, sich mit dem Teufel zu verbünden. Fast erwartete Howard, daß sich der alte Mann bekreuzigen würde. »Was ist mit Mister Jefferson?« fragte er den weißhaarigen Alten. Der Pförtner kniff die Lippen zusammen. Mit einer vagen Handbewegung deutete er zum Institutsgebäude hinüber. »Es ist nicht geheuer dort drüben«, murmelte er und beugte das runzlige Gesicht über den abgeschabten Tisch. »Mich bekämen keine zehn Pferde dorthin.« Er sah mit kurzsichtigen Augen über den Hof. »Aber er geht mit ihnen um wie mit guten Freunden.«
Howard horchte auf. »Mit wem geht er um wie mit guten Freunden?«
»Na, mit diesen Dingern, diesen komischen Viechern.«
»Mit komischen Viechern? Erklären Sie das bitte etwas genauer, Mann!«
Der Alte wehrte ab und beschäftigte sich intensiv mit seinem Kontrollbuch, in das er langsam, Buchstabe für Buchstabe, Howards Namen und Adresse eintrug. Dabei hielt er einen abgeknabberten Bleistiftstummel wie einen Meißel in der Hand.
Howard hielt es nicht für angebracht, weiter in ihn zu dringen, und es hätte wohl auch kaum noch etwas genützt, denn der Alte wurde durch das Erscheinen Jeffers ohnehin einer Antwort enthoben.
Jeffer blinzelte im Sonnenlicht, und Howard stellte fest, daß er sich kaum verändert hatte. Dasselbe blasse Gesicht, die vornübergeneigte Haltung, der schleppende Schritt und dieselbe lächerliche Brille. Der weiße Kittel mit den beiden Buchstaben FE auf der Herzseite war fleckig von Öl und Farbe. Auch Brandflecken schienen darunter zu sein.
Jeffers kurzsichtige Augen brauchten einige Zeit, um den Schulfreund zu erkennen, dann zog ein kleines und, wie es schien, nachsichtiges Lächeln die schmalen Lippen auseinander.
Bei näherer Betrachtung stellte Howard fest, daß es nicht dieselbe Brille war, die Jeffer trug. Zwar hatte sie die alte Form, jedoch war der billige Nickelrand einem schmalen Goldrahmen
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