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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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gewichen. »Du, Howard?« fragte der hagere Mann. »Was führt dich denn in meine Experimentierhöhle?«
    Die Andeutungen des Pförtners und Jeffers Lächeln erzeugten in Howard ein Gefühl der Unsicherheit. Möglichst unbeeindruckt zuckte er die Schultern. »Du bist ein berühmter Mann geworden, Jeff.«
    »Soll das heißen, daß du gekommen bist, um mir zu gratulieren?« Jeffer Jefferson kniff die Augen zusammen. Seine Hand war schmal und kühl. »Danke, Howard!« sagte er.
    Montena schüttelte den Kopf. »Nicht ausschließlich deshalb bin ich gekommen. Eigentlich wollte ich auch…« Er stockte, als Jefferson sich langsam umwandte und zum Institut hinüberblickte, das er eben noch als seine Experimentierhöhle bezeichnet hatte. »Du möchtest wissen, womit ich mir meine Brötchen verdiene«, murmelte er. »Warum eigentlich nicht? Wenn es dich interessiert, werde ich dir alles zeigen. Schließlich bist du einer unserer Kunden.«
    Montena glaubte Sarkasmus aus Jeffers Stimme zu hören, aber dessen Augen blickten nach wie vor blinzelnd und blau in das grelle Sonnenlicht.
    Sie gingen langsam über den peinlich sauberen Hof, gefolgt von den aufmerksamen Blicken des alten Pförtners. Montena glaubte zu hören, wie der Alte aufatmete.
    Im Seitenflügel befand sich eine mit Blech beschlagene Tür. Jeffer öffnete die Vorreiber und mußte dabei beide Hände zu Hilfe nehmen. Die Tür schwang trotz ihrer sicherlich erheblichen Masse leicht und geräuschlos auf.
    Sie stiegen eine mäßig beleuchtete Steintreppe hinab, Montena nur wenige Schritte hinter Jefferson, der plötzlich und ohne Übergang zu sprechen begann.
    »Du erinnerst dich mit Sicherheit einer Theorie, die ich schon in der Schule vertreten habe«, sagte er. »Es gab kaum jemanden unter euch, der sie für voll genommen hätte. Im Gegenteil, ihr alle vertratet die Meinung, es handele sieh wieder um einen der verrückten Einfälle Jeffersons, eine jener Ideen, die nur geboren und diskutiert werden, um sofort wieder zu sterben.«
    Jeffer blickte über die Schulter zurück, und um seine Augen spielte das Lächeln, das Howard unsicher machte. Unwillkürlich dachte er wieder an den alten Pförtner.
    Die lächelnden Augen hinter den Brillengläsern schienen plötzlich aufzuleben. »Du hast dich, nebenbei bemerkt, an dem allgemeinen Gelächter, mit dem diese Theorie bedacht wurde, nicht ungern beteiligt, Howard.«
    Als Montena entschuldigend die Schultern hob, winkte der kleine Mann mit einer großmütigen Geste ab. »Macht nichts, Howard. Ich glaube, daß in diesem Falle ich es bin, der zuletzt lacht. Du wirst sehen…«
    Es war in der Tat eine eigenartige Theorie gewesen, die sich Jeff zusammengebastelt hatte. Howard erinnert sich nur zu gut, daß sie ihn oft damit aufgezogen hatten. Jeff behauptete, man begehe bei der Konzipierung sich selbst organisierender kybernetischer Systeme einen Riesenfehler, einen Grundsatzfehler sozusagen. Man schreibe ihnen ein Programm vor, das ihnen den Rahmen ihrer Entwicklung geben solle und sie doch nur einenge, sie an der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit hindere. Jeffer hatte in der Tat von einer »Persönlichkeit« gesprochen, und die Reaktion der anderen Studenten ließ nicht lange auf sich warten. Der Gedanke, einem Kyberneten ein Eigenleben oder gar ein Ego zuschreiben zu wollen, schien ihnen allen reichlich verrückt. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß sich Jeffer bei den langen Diskussionen über sein Lieblingsthema jedesmal heftig ereiferte.
    »Warum tut man so etwas?« rief er bei derartigen Gelegenheiten meist emphatisch. »Aus Unkenntnis? Aus Angst vor den eigenen Geschöpfen?
    Nein, sage ich euch! Beides ist falsch! Die Menschheit hat sich ein ausreichendes Wissen angeeignet. Und an übermäßiger Furcht hat sie nie gelitten. Oder hatte sie etwa Angst, eine Neutronenbombe zu erfinden und zu bauen, oder hatte sie Furcht vor der Eroberung des Kosmos? Nein, nein, die Menschheit hat bewiesen, daß sie weder vor Gutem noch vor Schlechtem zurückschreckt.
    Was aber ist der Grund dafür, daß sie ausgerechnet bei der Konzipierung autonomer kybernetischer Organismen am Einfachsten vorbeidenkt? Ich glaube, daß ich es herausgefunden habe. Zum großen Teil ist es einfach Trägheit des Denkens. Zwar drängt die Wissenschaft stürmisch nach vorn, heute mehr denn je, aber sie benutzt dazu festgelegte Bahnen, und kaum jemand kommt auf den Gedanken, diese Bahnen zu verlassen. Auch die Sucht nach schneller kommerzieller

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