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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Schultern und greift sich ordnend ins Haar. Sie hat von alldem nichts gemerkt, nur das heftige Bremsen hat sie geweckt.
    Als er aussteigt, macht sie einen langen Hals und blickt in die Dunkelheit neben dem Wagen. Aber Carlita stellt keine Frage.
     
    Vor dem Fenster steigt der neue Tag herauf. Die noch niedrig stehende Sonne wirft einen Balken blendenden Lichtes durch die Glasfläche, die fast die Hälfte der Wand einnimmt. Es scheint sich einer jener Tage anzubahnen, an denen die Sonne zeigt, was sie hier im Süden zu leisten vermag, und die durch den weichen, vom Meer her wehenden Wind doch nicht unerträglich heiß werden.
    Howard blickt hinaus auf die alten Bäume des Parks, die sich vor dem Morgenwind verneigen, und auf die kleinen, munter durcheinanderlaufenden Wellen im klaren Wasser des Swimmingpools. Es wird ein Tag werden, der die Aufregungen der vergangenen Stunden vergessen machen wird. Oder doch fast vergessen machen wird.
    Die wenigen Schritte zum Bad geht Howard langsam, wie tastend. Die Tür ist weit offen, und er genießt das Bild, das sich ihm bietet: Carlita steht vor dem Spiegel. Sie hat sich bereits fertiggemacht für die Nacht, die nach der Party und der langen Fahrt erst jetzt beginnt. Sie hat die Arme gehoben und löst eine Spange aus ihrem Haar. Der weite Morgenmantel, den sie sich aus seinem Schrank ausgeborgt hat, verbirgt ihren schlanken Körper hinter tiefen Falten. Daran kann auch der straff gebundene Gürtel nichts ändern.
    Er tritt dicht hinter sie und hebt die Hände. Im Spiegel sieht er sein Gesicht dicht neben dem ihren. Aber noch ehe er sie an sich ziehen kann, wendet sie sich ihm zu. Ihre Augen sind ernst, so ernst, daß er den kleinen Abstand zwischen sich und ihr bestehen läßt.
    Mit einer Kopfbewegung weist sie hinüber zum Gästezimmer. »Mußtest du ihn mit zur dir nehmen, Howard? Der Abend hatte so nett begonnen.«
    Er hat damit gerechnet, daß sie protestieren würde. Seit sich herausgestellt hat, daß Jeffer außer einigen unbedeutenden Schrammen keinerlei Verletzungen davongetragen hat, ist er selbst unsicher geworden, ob es richtig war, ihn mit hierherzuschleppen. Mit Sicherheit wird das Weekend mit Carlita unter Jeffers Anwesenheit leiden.
    Was hatte er nicht alles unternommen, um die spröde Carlita zu einem gemeinsamen Wochenende zu überreden. Er hatte sich nichts aus den grinsenden Gesichtern seiner Angestellten gemacht, wenn er ihr Blumen mitbrachte, hatte alle möglichen Vorwände erfunden, um sich mit ihr dienstlich zu unterhalten, und hatte doch mehr als ein halbes Jahr benötigt, ehe sie endlich zusagte. Oder war es gar ein ganzes Jahr gewesen? Er weiß es nicht mehr. Aber er weiß, daß ihm die blonde Kybernetikerin gefällt, seit sie in seines Vaters Betrieb aufgetaucht ist. Und ausgerechnet jetzt scheint ihr gemeinsamer Ausflug zu scheitern.
    Trotzdem, er konnte nicht anders handeln. Er muß wissen, was Jeffer ausgerechnet hierhergetrieben hat. Und dann noch in diesem Zustand.
    Er hebt die Schultern. »Sollte ich ihn dort draußen allein lassen? Immerhin habe ich ihn angefahren. Und außerdem…« Er unterbricht sich, als er ihren fragenden Blick sieht, aber sie hat ihn wohl schon verstanden.
    Als er ihr die Hände auf die Schultern legt, wendet sie sich wieder dem Spiegel zu. Ihre Stimme ist abweisend. »Ich weiß, Howard! Du hast mir schon im Auto erzählt, ihr wäret Freunde aus eurer gemeinsamen Universitätszeit.«
    Er blickt sie auf dem Umweg über den Spiegel an und sieht den gleichen Unglauben, den er in ihrer Stimme hört, auch auf ihrem Gesicht. Das scheint ihm nicht verwunderlich, denn Jeffers äußerer Zustand ist nicht der eines Mannes, der auf der Universität das Rüstzeug fürs Leben erhalten hat. Jeffer sieht nicht gerade gesellschaftsfähig aus.
    Als er nicht antwortet, bekommt Carlita aufmerksame Augen und mustert ihn mit ernstem Gesicht. Sogar eine kleine, steile Falte hat sie auf der Stirn. »Was ist das für ein Mensch, Howard? Er sieht aus, als wäre er ein…« Sie stockt und überlegt, als ihr kein besserer Begriff einfällt, sagt sie einfach: »Wie ein Anarchist sieht er aus.«
    Howard verkneift sich das Lächeln. Er weiß, daß sie ihm das jetzt übelnehmen würde. »Nein, Carlita!« sagt er. »Jeffer ist kein Anarchist. Er ist einfach nicht der Typ dafür. Ich gebe zu, daß er schon immer etwas verschroben war, aber er ist ein Mensch, der sich eher duckt. Nie wird er zurückschlagen.« Dann aber wird er nachdenklich. »Pech wird

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