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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Nutzbarkeit der Ergebnisse wirkt sich auf die Konzipierung aus. Alles, was die Wissenschaft an Ergebnissen erzielt, muß sich in kürzester Zeit in blankem Geld als Gewinn ausdrücken lassen, sonst taugt es nichts.
    Ich streite nicht ab, daß bei den von mir vorgeschlagenen Systemen die kommerzielle Nutzbarkeit sehr lang auf sich warten lassen kann, aber irgendwann wird sie kommen. Und ich garantiere euch, ich werde diese eingefahrenen Bahnen verlassen.«
    Howard erinnert sich gut an die Worte, die aus dem ruhigen Jeffer einen leidenschaftlichen jungen Wissenschaftler machten, dessen ansonsten immer ein wenig müde Augen bei diesem Thema aufleuchteten.
    Und Jeffer hatte die Bahnen verlassen. Er wolle keine kybernetischen Kretins entwerfen, hatte er. gesagt, oder könne man eine Maschine, die einen bestimmten Reiz mit einer genau festgelegten Reaktion beantwortet, anders nennen?
    Einmal hatten sie das Universitätsgebäude gemeinsam verlassen, und Howard hatte sich erboten, Jeffer hinaus zu seinem kleinen Zimmer im Osten der Stadt zu fahren. Damals fuhr er noch einen jener kleinen Sportzweisitzer, ein unbequemes Auto, das man am besten mit einem Schuhanzieher bestiegen hätte. Solche kleinen Geschosse mit ihren hochgezüchteten Motoren waren unter den jungen Leuten mit Geld modern, bis dann auch bei ihnen mit fortschreitendem Alter Streben nach Komfort durchbrach.
    Damals hatte Jeffer an das blankpolierte Blech geklopft und gelächelt. »Würdest du diesen Wagen als Kyberneten bezeichnen, Howard?« hatte er gefragt.
    Was sollte man auf eine derartige Frage antworten? Kein Mensch würde auf den Gedanken kommen, sein Auto als kybernetisches System zu bezeichnen. Es war ein Gebrauchsgegenstand, manchmal ein Statussymbol, aber keinesfalls etwas Kompliziertes, Geheimnisvolles, wie es Kyberneten für Howard nun mal waren. Er hatte die Schultern gezuckt und sich für eine jener Tiraden gewappnet, die Jeffer bei derartigen Anlässen vom Stapel zu lassen pflegte. Aber Jeffer war an jenem Abend seltsam friedlich gewesen. »Von unserem heutigen Standpunkt aus wäre das nicht einmal falsch«, hatte er gemurmelt. »Wenn du es genau überlegst, wirst du zugeben müssen, daß ein moderner Wagen alle Voraussetzungen mitbringt, um mit dieser, dir viel zu hochtrabend klingenden Bezeichnung belegt zu werden.«
    Er hatte über seinen eigenen verschnörkelten Satz und über Howards konsterniertes Gesicht herzlich gelacht. Dann war er eingestiegen, normal durch die Tür, was Howard nie tat – er pflegte immer über die niedrige Tür zu steigen –, und hatte sich neben ihn gesetzt.
    ›Versuch es dir zu vergegenwärtigen‹, hatte er erläutert. »Dein Fahrzeug beantwortet eine Bewegung am Fußhebel mit einer Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit, und zwar um genau den Betrag, der dem Hebelweg proportional ist. Und dabei wählt dieses Modell noch unabhängig von dir die jeweils optimale Getriebeübersetzung, denn es handelt sich ja um einen modernen Wagen.«
    Einen Augenblick lang war Spott in Jeffers Stimme gewesen, aber im nächsten Moment hatte er aufgeregt vor Howards Gesicht herumgefuchtelt, so daß der lieber auf die Bremse getreten hatte.
    »Niemand wird doch auf die Idee kommen«, hatte Jeffer gerufen, »ein Auto als Kyberneten zu bezeichnen, es sei denn, es orientiere sich automatisch nach einem Leitsystem oder einer eingestellten Fahrtroute. Und spätestens jetzt beginnt der Blödsinn: Auch der leitstrahlgesteuerte Wagen tut nichts anderes als deine kleine Blechschachtel hier. Eine Information wird aufgenommen, Verstellung des Pedals oder Verschiebung des Leitsystems, und daraus wird eine Reaktion abgeleitet: Beschleunigung oder Kurve. Wo ist da die Kybernetik?«
    So war Jeffer. Im Normalfalle bescheiden und ruhig, aber wenn es um eine seiner verrückten Ideen ging, wurde er hartnäckig bis zur Aggressivität.
    Seltsam, daß ihm gerade damals auf der halbdunklen Treppe diese Gedanken gekommen waren. Vielleicht war es das Verhalten des Pförtners, vielleicht auch die Andeutung Jeffers oder die seltsame Umgebung, die ihm auf die Nerven gegangen waren und ihm derart skurrile Ideen eingegeben hatten.
    Die Treppe endete in einem Gang, der im Gegensatz zu den ausgetretenen Stufen schattenlos ausgeleuchtet war. Der plötzliche Übergang tat den Augen weh. Dumpf vervielfachten die Wände den Klang ihrer Schritte. Diese Wände schienen aus Mattglas zu bestehen, und Howard vermutete dahinter irgendwelche Labors.
    Vor einer Tür, die aus

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