Die Wasser des Mars
merklichem Zögern erfolgte ein erneuter Sprung, nicht weniger überraschend als der erste. Die Halle erdröhnte unter schmetternden Schlägen. Wieder und wieder warfen die Stäbe den Unhold zurück. Schließlich glitt er ein letztes Mal nach unten und blieb verkrümmt liegen, wobei er in verblüffender Weise an den Kadaver eines verendeten Tieres erinnerte. Jeffer trat einen Schritt nach vorn und schaltete den Strom aus.
»Er wird jetzt eine gewisse Zeit verharren und zu errechnen versuchen, auf welche Art er das Gitter am günstigsten überwinden kann. Seine Energiequellen sind nach dieser Anstrengung erschöpft, für mechanische Operationen reichen sie jetzt nicht mehr aus. Aber noch ist die Restkapazität groß genug, um Rechenoperationen auszuführen. Bliebe er weiter an das Energienetz angeschlossen, hätte er mit Sicherheit binnen weniger Minuten eine Methode gefunden, um sich zu befreien, möglicherweise eine Variante, von der wir uns nichts träumen lassen.«
Montena war konsterniert und zu keiner Entgegnung fähig. Das, was Jeffer hier geschaffen hatte, war für seine Begriffe entsetzlich und grenzte an Vermessenheit. Erst allmählich wurde ihm klar, daß diese Wesen hier ein Produktionsmittel ohnegleichen werden könnten. Er zuckte zusammen, als er die Hand Jeffers auf seiner Schulter spürte.
»Komm zu dir, Howard! Du machst ein Gesicht, als habe dir mein Kybernet nicht gerade gefallen.« Jeffer Jefferson lächelte boshaft, und zum erstenmal sah Howard, daß er gelbe und ungepflegte Zähne hatte. Seine Augen aber leuchteten, als sei er besessen.
»Stell dir vor«, redete er weiter, »in jeder dieser Zellen sitzt ein ähnlich hübscher Kerl. Der eine klüger, der andere dümmer, einer stärker, einer schwächer… Aber du bist etwas blaß geworden, mein Lieber! Bist erschrocken vor der angeblich unbelebten Materie, der ich zu einer Evolution nach den ihr eigenen Gesetzen verholfen habe, ohne die Fessel des vorgegebenen Programms. Du siehst, in dieser Form ist die Materie nicht zu bändigen, physisch nicht…«, er stockte einen Augenblick, »… und auch nicht psychisch. Sieh mich nicht so entsetzt an«, rief er, als er sah, daß Howard das Gesicht verzog, »du hast richtig gehört, ich sagte ›psychisch‹ und, glaub mir bitte, ich bin nicht verrückt.«
Howard musterte seinen ehemaligen Schulfreund wie eine unnatürliche und befremdende Erscheinung. Er war auf vieles gefaßt gewesen, aber das, was er hier erfuhr, überstieg die Grenze des Glaubhaften. Es war höchste Zeit, daß Jeffer beteuerte, noch immer völlig normal zu sein.
»Und was tun sie noch…, außer zu toben?« fragte er, lediglich, um seine eigene Stimme wieder zu hören.
Jeff er hob die Brauen. »Es ist vielleicht gar nicht so verwunderlich«, murmelte er, »daß du mir im Grunde die gleiche Frage stellst, mit der mir die Vertreter der Firmenleitung bereits auf die Nerven gehen. Du bist ebensowenig Wissenschaftler wie sie.«
Einen Augenblick lang ließ er die Schultern sinken, aber dann straffte sich sein schmächtiger Körper, und seine Stimme wurde schrill. »Begreift ihr denn nicht, daß mich das Problem an sich interessiert, nicht aber seine praktische Anwendung? Ich bin sicher, daß ihr im entscheidenden Moment eine Methode finden werdet, mit der ihr meine Forschungsergebnisse zu Geld machen könnt. Bis dahin aber bitte ich euch, mich mit euren verdammten merkantilen Erwägungen in Frieden zu lassen.«
Er hatte sich erregt. Wie früher als Student war er in Rage gekommen. Für Howard aber war es unbegreiflich, daß jemand Forschungen ohne wirtschaftliches Ziel betrieb. »Soll das heißen, daß du dir bisher keine Gedanken über die Anwendung, über den praktischen Nutzen deiner Arbeit gemacht hast?«
Er mußte wohl sehr erstaunt ausgesehen haben, denn Jeffer lachte wieder sein kollerndes Lachen.
»Ganz so weltfremd, wie es dir scheinen mag, mein lieber Howard«, sagte er, »bin ich nun doch nicht. Ich habe nicht die Absicht, Entdeckungen, von denen viele andere nur träumen können, hier in diesem Keller verschimmeln zu lassen. Zum Beispiel habe ich nichts dagegen, daß die Frisco Electric gewisse Teilergebnisse meiner Arbeit bereits jetzt nutzt, aber man soll mir bitte gestatten, mich um diese Nutzung nicht zu kümmern. Ich will davon einfach nichts hören, verstehst du? Um ehrlich zu sein, ich bin froh, wenn der Mann, der die undankbare Aufgabe erhalten hat, mir möglichst viele Ergebnisse aus der Nase zu ziehen, mein
Weitere Kostenlose Bücher