Die Wasser des Mars
Parallelinduktion in zwei Leitungen und ließ die Steuerantriebe anlaufen, maß erneut… Abweichung jetzt 0,09, er hatte übersteuert, korrigierte sofort mit Gegenantrieb… Messung… Abweichung von 0,01…, ausgezeichnete Arbeit! Der Impuls ließ das Steuerband vorlaufen… Das Dreieck, das furchtbare Dreieck, der Befehl, sich auszuschalten… Brennende Nadeln in den Gitterkreisen des Primärhirns, er hörte auf zu existieren.
Sie hatten die vorgesehene Trajektorie erreicht, die Arbeit des Startes vom Kosmodrom und die Einsteuerung auf die errechneten Bahnparameter waren getan. Was jetzt kam, waren die langen Tage und Monate der Beobachtung, der Notizen und kleiner Kurskorrekturen, Tage und Monate der Routinearbeit. Peer Groningen kannte das, und er wußte, daß man aufpassen mußte, wollte man in dieser langen Zeit nicht abstumpfen.
Er lehnte sich bequem in den Sessel zurück. Kira Berg erriet wohl seine Gedanken. Es war nicht schwer, sie von seinem weichen Gesicht abzulesen. Sie beobachtete ihn von der Seite und sah, daß ein Lächeln Falten um Mund und Nase grub und ihn älter erscheinen ließ. Er mußte wohl bemerkt haben, daß sie ihn musterte, denn er wandte sich ihr zu.
»Wie lange dauert es noch bis zur Aufschaltung?« Sie kam seiner Frage zuvor, obwohl sie wußte, daß sie das Signal geben würden, wenn das Testobjekt seinen sonnennächsten Punkt erreichte.
Peer Groningen blickte auf die kleine Uhr an seinem Handgelenk, rief mit flinken Fingern einige Daten aus dem Bordrechner ab und dachte einen Augenblick lang nach.
»In etwa dreißig Minuten!« sagte er dann.
»Und vom Zeitpunkt der Aufschaltung an wird er eine Art Bewußtsein besitzen?«
Das Lächeln um seine Mundwinkel vertiefte sich. »Das hat nichts mit Bewußtsein im menschlichen Sinne zu tun. Er ist kein Lebewesen, das bewußt empfindet. Er kennt keine Sorgen und Zwänge, keine Schmerzen und Gefühle. Seinem Primärhirn wird der sachliche Inhalt eines bestimmten menschlichen Hirns eingespeist, also der angelernte oder aus Erfahrung erworbene Teil des Bewußtseins. Und auch nur der Teil, der sich ausschließlich auf seine derzeitige Aufgabe bezieht.«
»Also nichts von menschlichem Ego, nichts von dem Wissen über sich selbst?«
»Das ist nicht das gleiche, Kira! Er wird über sich selbst das wissen, was er wissen muß, um seine Aufgabe zu erfüllen. Ein Ego aber braucht er dazu nicht.«
»Aber das menschliche Ego resultiert doch letztlich aus der Summe des Hirninhaltes.«
»Eben, eben, Kira! Aus der Summe. Aber von dieser Summe erhält er nur einen Bruchteil. Was sollte er mit dem Ballast menschlicher Gefühle, was mit den Tausenden von Befehlsvarianten, die den menschlichen Körper steuern?«
»Er kennt keine Furcht, keinen Schmerz, keinen Trieb, auch den der###
»Nein, das wird er bestimmt nicht können!« Groningen lächelte. »Wie sollte er auch. Seine Motorik ist ganz anders geartet als die eines Menschen. Während wir ein Bein vor das andere setzen, um uns fortzubewegen, zündet und reguliert er zum gleichen Zweck seine Triebwerke. Wie also sollte er denken und fühlen können wie ein Mensch? Der Inhalt seines Sekundärhirns ist abgestimmt auf seinen Körper, auf die Rakete. Menschliche Regungen wären völlig überflüssig, und deshalb kennt er sie nicht.«
»Er kennt keine Furcht, keinen Schmerz, keinen Trieb, auch den der Selbsterhaltung nicht.« Sie sprach diesen Satz zu sich selbst, als wolle sie das Gehörte nochmals zusammenfassen, aber Groningen faßte es wohl als Frage auf.
»Wozu brauchte er all diese Eigenschaften?« sagte er. »Eigenschaften, die nur dem Leben nützen. Furcht benötigt er nicht, da er Sinn oder Unsinn einer Operation logisch abzuwägen in der Lage ist. Furcht ist nur auf dem belebten Sektor der Natur zu Hause, sie sorgt dafür, daß das Leben instinktiv gefahrvolle Situationen meidet. Und was soll er mit einem Schmerzempfinden, wenn seine Rezeptoren eine Beschädigung auch ohne dieses lästige Gefühl melden?
Mit dem Selbsterhaltungstrieb ist das etwas anderes. Eines der in seinem Sekundärhirn installierten Programme schreibt ihm vor, Gefahrensituationen zu meiden oder die Gefahr nach eigenem Ermessen zu umgehen oder auszuschalten. Und du kannst mir glauben, Kira, bisher hat er alle Situationen ausgezeichnet gemeistert, besser und schneller, als es jemals ein Mensch könnte.«
»Du hast schon mehrfach mit ihm experimentiert?«
»Ich habe seine ersten Flüge aus unmittelbarer Nähe
Weitere Kostenlose Bücher